30.| »Unscheinbares Haus«

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Grässlich steuerte den Wagen schweigend durch die Straßen. Tanith saß neben Hope und sah aus dem Fenster. Sie wirkte nachdenklich, aber Hope wollte nicht nachhaken, was das Hologramm ihrer Mutter gesagt hatte. Es war eine Sache zwischen den beiden, in der sie nichts zu suchen hatte.
Das Auto hielt an einer Ampel, fuhr nach einigen Sekunden aber weiter.
Nach einer halben Stunde hielten sie vor einem kleinen Backsteinhaus. Es sah alt aus, so unscheinbar und einsam.
Hope schnallte sich ab und stieg, genauso wie die anderen, aus.
Wortlos gingen sie auf das Haus zu.
Grässlich sah sich um, gerade wollte er sich vor das Schloss hocken, da legte Tanith die Hand auf die Tür, murmelte etwas und schob sie auf. Was genau sie gesagt hatte, hatte Hope nicht verstanden.
Der Flur war verwüstet.
Der Kleiderständer lag auf dem Boden, die Jacken waren von ihm abgefallen und der Spiegel war zerbrochen, der Schuhschrank zerbeult.
„Oh Gott.”, flüsterte sie und sah zu, wie Grässlich die Hand hob.
„Hier ist keiner mehr.”, meinte er dann.
„Ich geh mich oben umschauen.”, erwiderte Tanith, blieb aber stehen. „Wonach suchen wir eigentlich?”
Grässlich zuckte mit den Schultern. „Geheimen Fächern, alles was ein Hinweis - oder wie Skulduggery es nennt, ein Indiz - sein könnte.”
Sie zeigte auf den zerbeulten Schuhschrank. „Ist das einer?”
„Tanith ...”, er musste grinsen.
Sie zuckte mit den Schultern und zeigte Hope an, ihr zu folgen.
Die beiden stiegen die Treppe hinauf und betraten das erste Zimmer.
Es war Mikes Schlafzimmer. Es war genauso verwüstet wie der Flur.
„Du kannstest ihn besser. Wo, meinst du, hat er was versteckt?”
Hope ließ den Blick schweifen. „Wir müssen einfach denken. Ich bin mir sicher, dass es ein offensichtliches Versteck ist.”
Tanith hockte sich vor das Bett und sah drunter. „Also hier ist schon mal nichts.”
„Mh” Hope ging quer durch das Zimmer und blieb neben dem Schrank und zwischen rausgeschmissenen Klamotten stehen.
Die Blondine krabbelte weiter und streckte ihren Arm unter eine Commode. Erhoffte sich etwas zu ertasten.
„Wenn man sich einen Wecker kauft, der an die Steckdose angeschlossen wird, legt man doch keine Batterien hinten rein, oder?”
Tanith erhob sich wieder und sah sie fragend an. „Was?”
Hope ging auf den Nachttisch zu und hob den Wecker hoch. Die Zahlen auf ihm leuchteten rot, obwohl der Stecker ausgesteckt war. Sie besah ihn und öffnete eine kleine Luke.
„Und?”
„Oh, Batterien.”, sie seufzte. Aus irgendeinem Grund hatte sie gehofft, dass Mike das Ding mit irgendeinem Zauber belegt hatte und die Zahlen deswegen leuchteten.
Die Beiden Frauen sahen sich noch weiter um, doch fanden nichts.
Sie gingen zum nächsten Zimmer, doch mitten im Türrahmen blieb Hope stehen. „Mike wusste, dass sie die Zimmer durchsuchen würden.” Sie drehte sich um.
„Also sollten wir lieber den Flur absuchen. Gut mitgedacht.”

*

Grässlich stolperte über eine aus dem Boden gehobene Diele und landete auf allen Vieren.
Zum Glück hat Tanith das nicht gesehen., dachte er und rappelte sich wieder auf. Jedoch zwang ein dumpfer Schlag auf den Kopf ihn in die Knie. Er spürte die stechenden Schmerzen der, in seine Kopfhaut schneidenen, Scherben. Das Blut rann an seinem Kopf hinab.
Ekelhaft.
Seine Sicht verschamm.
Grässlich versuchte sich zustützen, aber der Tritt in die Seite sorgte dafür, dass er auf dem Boden liegen blieb.
„He!”, hörte er Taniths Stimme noch rufen, dann glitt er in die dunkle Bewusstlosigkeit.
Der Mann, der Grässlich niedergeschlagen hatte, fuhr herum und erstarrte, als er Tanith erblickte. Sie hielt ihr Schwert vor sich, ihr Blick war vor Wut verzerrt. Um die Frau hinter ihr machte er sich weniger Sorgen.
Als sie auf ihn zu ging und verlangte, dass er die Hände hob, drehte er sich zur Seite und rannte los. Er bemerkte nicht einmal, wie sie sprang, an der Wand hochlief und ihren Weg kopfunter an der Decke fortsetzte.
Der Fremde schrie auf, als sie vor ihm landete und die Spitze des Schwertes vor seinem Gesicht ruhen ließ.
„Wer bist du?”, fauchte sie.
Er schwieg und seine Augen zuckten von links nach rechts.
„Hör zu, du brauchst nicht nachgucken ob du einen Fluchtweg findest, Freundchen. Ich finde dich mühelos.”, drohte sie, „So, jetzt sag mir, wer du bist und was du hier machst!”
Er schluckte, redete aber. „Mein Name ist Brad Meyer. Ich wohne nebenan. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob Mike mein Paket angenommen hat, aber dann hab ich gesehen, dass die Tür offenstand und alles so ... unordentlich war. Ich dachte ... Sie sind Einbrecher.”
Tanith blieb einen Moment lang still, aber steckte dann das Schwert weg.
„Wo ist Mike?”
„Tot. Er ist tot.”
Brad wurde blass.
„Wir sind hier um nach Hinweisen zu suchen und jetzt verschwinden Sie verdammt nochmal.”, sie rempelte ihn an, als sie vorbei ging und Grässlich ansteuerte. Sie hockte sich runter und drehte ihn auf den Rücken. Ihre linke Hand lag in seinem Nacken und verhinderte, dass sein verwundeter Kopf direkt auf dem Boden lag. „Hope. Sieh nach, ob in der Küche ein Tuch ist.”
Die Angesprochene löste sich aus der Starre und verließ schnell den Raum.
„Oh Grässlich.”, murmelte Tanith und strich mit der anderen Hand über seine Wange. Das Blut tropfte auf ihren Arm nieder. Sorge machte sich in ihr breit, große Sorge.
Hope kniete sich zu ihnen und drückte das Küchentüch, das sie gefunden hatte, auf seine Glatze.
„Ich würde dir echt helfen weiterzusuchen, aber wir müssen ihn ins Sanktuarium bringen.”
„Fahr du mit ihm. Ich suche alleine weiter.”
„Ich halte das für keine gute Idee, Hope.”
Die Brünette sah sie an. „Ich komme alleine zurecht, wirklich.”
„Na gut.”
Sie schafften Grässlich mühsam ins Auto und Hope sah zu, wie es davon fuhr. Alleine ging sie in das Haus zurück und die Treppe hoch.
Bevor sie es unten rumpeln gehört hatten, waren sie gerade dabei die Bilder von den Wänden zu nehmen um sie zu besichtigen.
Und genau dort machte sie weiter.
Sie hing ein weiteres Bild ab, inspizierte den Rahmen und machte sich an das nächste. Beim letzten Bild viel ihr auf, dass ein kleines loses Stück Tapete an der Wand hing. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und reckte sich hoch. Hope bekam es zwischen Zeigefinger und Daumen zu greifen und zog es herunter. Die Tapete löste sich von der Wand, legte den Putz frei. Mit schwarzen Buchstaben stand dort SEILEAR.
Sie hatte keine Ahnung, was es übersetzt hieß. Aber Mike musste sich dabei schon etwas gedacht haben.
Hope ließ das Stück Tapete los und steuerte sein Arbeitszimmer an. Es war genauso durcheinander, wie die anderen Räume. Die Blätter die auf dem Tisch gelegen haben mussten, lagen nun auf dem Boden und seine Bücher waren aus den Regalen gerissen worden.
Sie ging auf den Schreibtisch zu, ließ sich in den Stuhl gleiten. Der dicke, alte Computer war zerdellt, trotzdem hoffte sie, dass er noch funktionierte.
Hope schaltete ihn ein und wartete.
Der Bildschirm wurde grau, dann weiß und dann tauchte ein Bild einer Rose auf. Sie drückte die Enter-Taste der Tastatur und der Sperrbildschirm schob sich nach oben.
„Gut.”, murmelte sie und öffnete den Explorer. Sie tippte das Wort ein und suchte nach einer Übersetzung.
Seilear - Keller
Den Fakt, dass das Wort weder Englisch noch Irisch gewesen war, ignorierte sie.
Hope schaltete das alte Ding wieder aus und lief die Treppen runter. Suchte das Erdgeschoss nach einem Eingang ab.
In der Speisekammer runzelte sie die Stirn. Welcher Mensch hatte in einer Kammer wie dieser einen Teppich?
Hope zog den Teppich bei Seite und erblickte eine Luke. Sie schob den Riegel zur Seite und ergriff den Griff, zog die Klappe auf.
Die Holztreppe knarrte unter ihr. Der keller war dunkel. Aber sie hatte keine Lampe, weswegen sie sich auf ihre Augen verlassen musste.
Der Keller war so gut wie leer. Es befand sich nur eine Commode dort unten und ein hohes Regal, das mit einer Plane verborgen wurde.
„Wer daaaa?”, krächzte eine Stimme aus dem Nichts.
Hope schrie auf und machte einen Schritt zurück, knallte dabei gegen das Geländer der Holztreppe.
„Huch. Hab dich erschreckt.”, kicherte die Stimme.
Ihre Hand umklammerte das Geländer.
„Lichtschalter - rechts von dir an der Wand.”
Vorsichtig tastete sie sich in steifen Bewegungen am Geländer entlang. An der kalten Wand suchte sie nach dem Schalter. Als sie ihn fand, legte sie den kleinen Schalter um und der Keller wurde von einer nackten Glühbirne erhellt.
„Liiichhhttt!”, kreischte die Stimme, „Endlich Licht!”

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Yo hey, Ich weiß selber nicht ganz, was ich von diesen Kapitel halte, aber na ja.
Ich hoffe trotzdem, dass es euch gefallen hat. Ich freue mich über Votes und Feedback

Eure leni ❤️

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt