26.| »Atelier«

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„Lisbon?"
Langsam hob sie den Blick. Jane und Cho standen vor ihr. „Ich heiße Hope.", mehr brachte sie nicht heraus. Nicht weil, sie sie nicht sehen wollte, viel mehr weil sie perplex war den beiden ausgerechnet dort - im Sanktuarium - zu begegnen.
Es war einfach surreal.
Der Blonde hob langsam den Arm und hielt ihr die Hand hin. Sie blickte seinen Griffel so an, als hätte sie ihn noch nie gesehen, dann verstand sie. Er zog sie auf die Beine und zu sich heran, schlang die Arme um seine ehemalige Chefin. Sein Kopf vergrub sich in ihren Haaren und er hauchte kaum merklich einen Kuss auf ihre Schulter.
Cho stand stumm daneben. Er hatte immer gewusst, dass die beiden etwas füreinander fühlten, jedoch wusste keiner der beiden über die Gefühle des jeweils anderen Bescheid.
Die beiden lösten sich wieder und Teresa drehte sich zu dem Koreaner, sie umarmte ihn.
„Was ist mit Van Pelt und Rigsby?", fragte sie leise.
„Sind auch hier."
Jane nickte. „Sie sind keine Zauberer, falls Sie das denken."
„Mh ... Was ist mit dem CBI?"
Blondie grinste „Keine Sorge, wir haben uns alle krank gemeldet ... Soll Rensen denken, was er will."
„Grinsen Sie nicht so."
„Ich grinse?", fragte er unschuldig und zeigte seine Zähne.
Ihre Hand kollierte mit seiner Schulter und sie konnte es nicht verhindern, sie schmunzelte.

Walküre hatte sie die ganze Zeit beobachtet, während sich Grässlich und Skulduggery über ihr weiteres Vorgehen unterhielten. Sie war erst wieder bei der Sache, als ein knochiger Finger sie antippte. „Hast du zugehört oder warst du zu beschäftigt damit zu starren?"
Sie drehte den Kopf und bemerkte erst jetzt, dass Grässlich nicht mehr bei ihnen war. „Ich hab zugehört."
„Okay, was haben wir denn eben beschlossen?"
Sie schwieg.
„Wir beide, Byrono und Cho machen uns auf den Weg zu den Grumbles, aber vorher bekommt ihr neue Klamotten."
„Okay.", sie nickte.
„Dann komm."

*

Sie teleportierten in einen dunklen Raum. Der Geruch von Leder stieg ihnen in die Nase, es war angenehm.
Schwere Schritte waren zu hören, dann erhellte sich alles.
„Cho, Byrono, Sie als erstes.", Grässlich verließ den Raum durch eine Tür und die beiden folgten ohne Wiederspruch.
Skulduggery legte den Koffer, den er schon die ganze Zeit in der Hand hielt und von dem Walküre nicht wusste, was dort drinnen war, ab und setzte sich dann auf die Couch. Er überschlug seine Beine, legte seine behandschuhten Hände in den Schoß.
Walküre setzte sich ans andere Ende und legte den Arm schon fast lustlos auf der Lehne neben ihr ab. Ihr Blick verfolgte die Brünette, die den Namen Hope angenommen hatte.
Sie hatte sie noch nie gesehen, genauso wenig hatte Skulduggery sie jemals erwähnt. Aus irgendeinem Grund mochte sie Hope nicht.
Sie wollte Skulduggery so gerne ausfragen, was es mit ihr auf sich hatte. Denn sie war sich ziemlich sicher, dass Hope der Grund war, wieso er zwei volle Wochen von einem Tag auf den anderen verschwand.
Walküres braune Augen starrten sie regelrecht an und als Hope einen der Stoffe berühren wollte, war ihr Mund schneller als ihr Gehirn. „Das würde ich nicht tun. Grässlich mag es nicht, wenn jemand fremdes die Stoffe betatscht."
Hope zuckte zusammen und zog die Hand zurück, drehte sich um. „Tut ... Tut mir leid." Ihr Gesicht war immer noch blass und die Augen strahlten nachdenklich.
Skulduggery sah Walküre ebenfalls an und sie war sich sicher, dass er ihren schwarzen Unterton gehört hatte.
Sie seufzte und zuckte mit den Schultern, legte ihren Kopf auf ihren Handteller.
Einige stille Minuten verstrichen und dann stand Hope plötzlich der jungen Frau schräg gegenüber. „Darf ich?", sie zeigte auf den Platz neben ihr.
„Mach doch.", sie konnte nicht verhindern, dass es pampig klang.
Das Sitzkissen neben ihr sank etwas hinab, aber sie merkte, dass die Brünette dichter zu Skulduggery rückte.
Weitere stille Minuten - Dann: Die Stimmen der beiden, weswegen Walküre den Kopf etwas drehte und zu ihnen rüber sah. Das Skelett hatte den schwarzen Koffer auf den Schenkelknochen und hielt eine Holzschachtel hoch „Da ist ein Echostein drin. Ich vermute, dass der zu deiner Mutter gehört."
„Und was ist ein Echostein?"
„Sterbende übertragen ihr Bewusstsein auf solche Steine. Trauenernde können so den Tod dieser Person besser verarbeiten."
Sie runzelte die Stirn. „Also höre ich ihre Stimme?"
„Nicht nur das. Du siehst sie auch, so wie ein Hologram. Willst du sie sehen?", seine Augenhöhlen lagen die ganze Zeit auf dieser Schachtel.
„Ich ... Ja."
Er nickte und legte die Schachtel zurück, holte dafür die Halterung, die aussah wie ein Unterarm mit Hand, heraus. „Das sorgt dafür, dass der Stein stetig aufgeladen wird, ansonsten dauert das ein halbes Jahr." Er stellte sie auf den Couchtisch vor sich und ergriff wieder die Schachtel. Er schob sie auf, nachdem er ein Symbol drückte und stellte den türkisblauen Stein auf die weißen Finger.
Der Echostein begann zu leuchten, etwas flackerte auf, dann war es wieder weg.
„Funktioniert wohl nicht.", murmelte Walküre im Flüsterton.
Doch kaum kamen die Worte über ihre Lippen, flackerte abermals etwas auf. Beine, ein Oberkörper, Arme, brustlange glatte Haare und dann ein Gesicht. Es lächelte erst, doch dann verutschte es und sie sah ihre Tochter gerade zu geschockt an. „Wäre ich kein Hologram würde ich dir an die Gurgel gehen!", zischte sie an Skulduggery gewandt, „Du elender ... Du hast es mir versprochen! Du wolltest sie nirgens mitreinziehen, verdammt!"
Er hob abwehrend die Hände. „Beruhig dich, Andra."
Sie nahm damals den Namen Alexandra Connor an. Der Name war simpel und einfach, das mochte sie.
Sie legte den Namen aber wieder ab, als sie sich in Teresas Vater verliebte. Sie wollte nicht jung bleiben, sie wollte zusammen mit ihm alt werden.
Doch so alt, wie sie werden wollte, wurde sie nicht.
Ein Ex-Knacki nahm ihr das Leben.
Er war ein Magier gewesen.
Ein Magier, den sie damals festnahm.
Sie machte zwei große Schritte nach vorne und ihre Beine versanken in dem Tisch. „Wieso? Du ziehst meine Tochter in diese verschissene Welt! Schon vergessen? Ich bin deswegen drauf...", sie unterbrach sich selber und sah ihn stumm an, schüttelte den Kopf.
„Mum.", krächzte Hope.
„Mein Engel.", sie wandte sich Hope zu.
„Der Tisch ... Du stehst im Tisch."
Alexandra sah an sich herunter „Oh." und trat wieder zurück.
Dann schwieg sie einen Augenblick.
„Teresa, das ..."
„Mum, ich heiße Hope und ..."
„Verdammt nein! So heißt du nicht!", ihre Stimme wurde lauter, „Hör auf damit! Diese Welt ist nichts für dich!" Der Stein hörte auf zu leuchten und das Hologramm verschwand.
Hope beugte sich vor, nahm den Stein aus der Halterung und legte ihn in die Schachtel zurück, legte es dann wieder in den Koffer.
Walküre spürte neben der Abneigung doch tatsächlich Mitleid. Sie seufzte leise.

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt