25.| »Bitte weine nicht zu viel«

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„Mr Pleasant, Sie sind wieder da.", stellte Tippstaff überrascht fest.
„So sieht es aus."
Teresa stand schräg hinter Skulduggery und sah sich in der Lobby um. Sie war groß und unvergleichlich mit anderen Lobbys, die sie im Laufe der Jahre betreten hatte. Ab und zu wuselten Leute an ihnen vorbei und redeten miteinander. Doch was Teresa am meisten faszinierte - und wenn sie ehrlich war, einschüchterte - waren die großen, schlanken Männer in den grauen Uniformen, mit den glänzenden Visieren die das Gesicht verdeckten und den silbernen Sensen, die hinter ihnen hervorragten.
„Und wen haben Sie da mitgebracht?"
Sie sah zu dem Administrator und trat ganz neben das Skelett. Er hatte seine Fassade abgelegt, als sie durch die Kuppel gefahren waren, die die Stadt vor den Augen der Sterblichen verbarg.
„Das ist Hope."
„Hallo. Kennen wir uns irgendwoher? Sie kommen mir bekannt vor.", er hielt ihr die Hand hin.
„Nein, das ist unmöglich.", erwiderte sie und ergriff seine, schüttelte sie unsicher und ließ wieder los.
Er sah Teresa noch kurz stumm an und wandte sich dann wieder zu Skulduggery. Dieser nickte nur und setzte sich in Bewegung, blieb aber wieder stehen. „Tippstaff?"
„Ja?"
„Tun Sie mir den Gefallen und bringen meinen Bentley in die Werkstatt?"
Kopfnicken - „Wo steht der Wagen?"
Skulduggery griff in seine Jackentasche und warf dem Mann ein Kästchen zu. „Auf die Sigillen drücken und er kommt wieder hervor."
„Okay."
„Bist du dir sicher, dass du die Leiche sehen willst?", hakte er nach, während er sie durch einen Flur leitete.
Sie antwortete nicht so sofort. „Ja."
Er hatte ihr Zögern bemerkt, sagte aber nichts dazu, ging einfach weiter.
Nach einigen Minuten betraten sie die Krankenstation. Dort war es stiller als in den anderen Fluren.
„Skulduggery!", rief ihnen eine weibliche Stimme hinterher.
Der Angesprochene blieb stehen und drehte sich um. Sie tat es ihm gleich.
„Dr. Synecdoche.", grüßte er und zog kurz den Hut.
„Wird ja mal Zeit, dass Sie wieder auftauchen.", meinte diese. Sie beachtete die Brünette nicht. „Walküre wäre heute fast gestorben.", berichtete sie ihm.
„So leicht lässt sie sich nicht umbringen."
Teresa hatte keine Ahnung, wer diese Walküre war. Aber sie hatte im Moment von so vielem ziemlich wenig bis gar keine Ahnung.
Die Ärztin schüttelte den Kopf, murmelte „Nicht mal nachfragen, wie es ihr geht..." Er ließ es unkommentiert und sie sprach wieder lauter weiter „Wo wollt ihr denn überhaupt hin?"
„Zur Pathologie."
„Aha. Ihr geht aber in die falsche Richtung.", erklärte sie.
Skulduggery legte den Kopf schief und symbolisierte somit ein Stirnrunzeln. „Dann: Danke für den Hinweis, Doktor."
Sie nickte und er ging an ihr vorbei, zog Teresa mit sich, als könne sie nicht alleine gehen - sie wehrte sich nicht dagegen.
„Bist du dir wirklich sicher?", fragte er, als er eine der kleinen quadratischen Türen öffnete und das Eisenbrett rauszog.
„Ja."
„Er sieht schlimm aus.", warnte er sie.
Sie sah auf den geschlossenen schwarzen Sack nieder und hob dann eine an Hand.
Leichen sahen immer schlimm aus.
Sie zögerte, aber öffnete den Reißverschluss dann.
Sein Gesicht war blass und geschunden. Seine Lider waren geschlossen und sein rechtes Auge bläulich verfärbt. Sein Hals zerkratzt und dann war da noch diese tiefe Wunde an der Brust, die genäht worden war.
Lisbons Augen wurden trüb und für einen Moment tobte wieder etwas in dem Grün ihrer Iris, keine Sekunde später war es weg. Vor ihrem geistigen Auge zeichnete sich sein lebloserkörper ab, jedoch Blut verschmiert und mit entsetztem Blick.
„Mike hat versucht sich zu wehren, aber das, was ihn angriff, war stärker.", Skulduggerys Stimme war weit entfernt, genauso wie das Geräusch des sich schließenden Reißverschlusses.
Sie spürte nicht einmal die Tränen, die an ihren Wagen hinabglitten.
Er schloss den Leichnam wieder weg und ergriff sie am Oberarm, nahm ihr den Koffer ab, ehe er sie aus dem kalten Raum hinauszog.
„Was hat ihn umgebracht?", murmelte sie leise.
„Seine Wunden."
„Das ist mir klar ...", sie schluchzte und blieb stehen.
Skulduggery sah sie an „Alles weist auf einen Troll hin."
Sie nickte und atmete tief ein, wusch sich die Tränen aus dem Gesicht.
Bitte weine nicht zu viel ... Eine einfache Bitte, die jedoch schwer einzuhalten war, sie versuchte es trotzdem. „Okay, wie finden wir seinen Mörder?"
Er schien nachzudenken. „Wir müssen uns in seinem Haus umsehen."
„Aber ... Er lebte doch Mexiko."
Er schüttelte seinen weißen Schädel verneinend. „Er wohnte in der Nähe von Dublin in einem abgelegenen Haus. Ganz alleine für sich."
„Also ist das unser näch ..."
Sie wurde unterbrochen, da Tippstaff plötzlich um die Ecke kam. „Mr Pleasant, Ms ...?", er brach ab und blickte sie an.
„Eh ..."
Skulduggery kam ihr zur Hilfe. „Reden Sie, Tippstaff. Was gibt es?"
„Großmagierin Sorrows bittet Sie beide in den Prismensaal."
Er murmelte irgendetwas, zog seinen Hut tiefer ins Gesicht und nickte.
„Die anderen werden auch dort sein, ich bitte um Beeilung."
„Nach Ihnen.", der dünne Arm machte eine einladende Geste und der Administrator führte sie durch das ansehnliche Sanktuarium.

*

„Tu dir selbst einen Gefallen und lass dich von China Sorrows' Anblick nicht blenden.", meinte Skulduggery mit gesenkter Stimme, als sie vor einer großen Tür, die von zwei Sensenträgern bewacht wurde, warteten.
„Okay."
Die Tür ging einen Spalt auf und Tippstaff trat zu ihnen. „Sie können nun reingehen."
Ohne etwas zu erwidern, betraten sie den Saal. Er war genauso prunk- und stilvoll wie alle anderen Räume in diesem Gebäude. Der Boden glänzte, als sei er frisch gebohnert und einige Stellen an den Wänden spiegelten sie glasklar wieder. Auch hier standen diese Kämpfer in grau.
Sie blieben einige Meter vor drei Sitzen, die viel mehr an Throne erinnerten, stehen. Links saß eine zierliche, alte Frau, rechts ein dicker Mann und in der Mitte eine dünne Frau mit pechschwarzen Augen und himmlischen Augen. Teresa wusste sofort, dass dies China Sorrows sein musste, denn sie strahlte förmlich. Jedoch spürte sie keinerlei Bedürfnis, sie dafür zu beneiden.
Die Frau begann zu lächeln. „Skulduggery, schön dich mal wieder zu sehen."
„So lange war ich nicht weg.", murmelte er nur.
Dann wandte sie den Blick zu seiner Begleitung, musterte sie kurz. „Erstaunlich.", ihr Lächeln wurde breiter, aber nicht herzlicher, „Du siehst aus wie deine Mutter, auch wenn sie einen Ticken schöner als du war. Und was mich noch überrascht - nur damit das gesagt ist, ich hasse Überraschungen - ist, dass ich keinerlei Wirkung auf dich habe."
Teresa fragte erst gar nicht nach.
Bevor China noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür, durch die sie vor einigen Minuten selber hereingekommen waren.
„Ah, schön. Dann sind wir ja jetzt vollzählig.", die Großmagierin überschlug die Beine.
Teresa konnte die Neugier nicht unterdrücken und drehte sich um. Sie erblickte eine hübsche junge Frau mit schwarzen Haaren, die weiße Klamotten trug, und neben dieser einen kräftigen Mann mit Narben.
Dann erstarrte sie.
Die anderen zwei Gesichter kannte sie nur zu gut.
Chos Gesichtszüge hellten sich für eine Sekunde auf, dann übernahm Verwunderung und sie waren wieder monoton.
Jane war sogar kaum merklich stehen geblieben, zwang sich aber zum weitergehen.
Stocksteif drehte sie sich wieder um und starrte auf den blanken Boden, als die vier neben ihnen zum Stehen kamen.
„Skulduggery, du kennst Kimball Cho und Pat Byrono?"
Er bejahte. „Neoterischer Teleporter und Sensitiver."
„Mr Byrono hat hervorgesehen, dass die Grumbles befreit werden. Ursprünglich habe ich Grässlich die Sache zugetragen, aber da du wieder da bist, gehe ich davon aus, dass ihr wieder in das übliche Duo übergeht? Walküre und du?", sie sah kurz du ihrer Freundin und dann wieder zum Skelett, „Oder hast du sie durch unsere liebe Teresa hier ausgetauscht?"
„Großmagierin", in seiner Stimme lag etwas, das keiner entschlüsseln konnte, „Sie hat einen Namen angenommen: Hope. Und nein, ich habe sie nicht gegen Walküre eingetauscht."
Sie zog eine wohlgeformte Braue hoch. „Hope?"
„Stimmt.", kam es leise von ihr. „Tut mir leid, mir ist nicht gut.", Teresa drehte sich um und verließ schnell den Raum.
Jane sah kurz über seine Schulter hinweg und verfolgte sie mit dem Blick, dann war sie weg.
Die Frau auf dem mittleren Thron sprach ungekümmert weiter. „Cho und Byrono werden dich und Walküre begleiten. Wenn ihr es für nötigt haltet, nehmt Grässlich ruhig mit."

„Dann machen wir uns mal an die Arbeit, huh?", Skulduggery drehte sich um und ging. Walküre war die nächste, die anderen folgten dann auch.
„Grumbles also.", der Knochenmann blieb im Flur stehen.
„Wer sie befreien will, wissen wir nicht.", Grässlich krempelte seine Ärmel hoch und Walküre verschränkte ihre Arme vor der Brust, beobachtete die beiden Kalifornier, wie sie auf die blasse Brünette zu gingen, welche in einem grauen Sessel saß.
Sie fragte sich, wer zur Hölle sie war und wieso sie zusammen mit Skulduggery herkam. Wenn sie ehrlich war, stieg eine gewisse Eifersucht in ihr auf.

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Hello!
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
Ich freue mich über Feedback und Votes. :)

Wichtig!
Ich wollte noch sagen, dass es erstmal nicht weitergeht, auch, wenn ich noch einige Kapitel vorgeschrieben habe, aber ich komme gerade einfach nicht weiter und habe keine Lust mich damit - immer wieder posten zu müssen - irgendwie zu stressen oder unter Druck zu setzen.
Was aber wichtig ist, ist, dass ich dieses Buch auf jeden Fall weiterschreiben werde.

Eure leni ❤️


[Falls ihr Rechtsschreibfehler oder Grammatik Fehler findet, sagt es mir doch bitte. Meine Konzentration ist gerade gleich Null.]

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt