31.| »Gute Höhle«

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„Gib es doch einfach zu.”, murmelte sie.
„Was soll ich zugeben?”
„Dass wir uns verlaufen haben.”, sie kickte einen Stein weg.
„Haben wir nicht.”
„Ach und deswegen stolzieren wir schon seit ungefähr einer Stunde planlos hier herum?”
Er zuckte mit den knochigen Schultern und ging ungekümmert weiter.
„Meine Fresse.”, sie rutschte auf dem Pfad aus und zog die letzte Silbe lang, als sie auf dem Hintern landete. Ihr Bein baummelte über dem Abgrund.
Skulduggery war stehen geblieben und wandte sich ihr zu. „Oh, wow.”
„Halt deinen Mund.”, sie zog ihr Bein heran und stand auf. „Und bring uns einfach zurück.”
„Ich bin kein Teleporter.”
Wütend stapfte sie an ihm vorbei, schubste ihn mit Absicht zur Seite. „Hoffentlich fällst du runter.”
„Im Gegensatz zu dir, kann ich fliegen.”
Sie ging schneller, musste aber feststellen, dass er neben ihr herschwebte.
„Im Gegensatz zu dir, bin ich kein Arschloch.”
„Ich bitte dich, Walküre.”, meinte er belustigt.
„Okay, dann bist du halt das größere von uns beiden.”, murmelte sie.
Er lachte kurz auf und packte sie unter den Armen, hob zusammen mit ihr ab.
„Wow, womit hab' ich das jetzt verdient?”
„Du gehst mir zu langsam.”
„Pff.”
„Wusstest du, dass man ihn auch den Bunker nennt?”, fragte er, als er auf die beleuchtete Lichtung zuflog und sie auf ihren Füßen absetzte.
Sie zuckte mit den Schultern „Nö” und versuchte die Landschaft in der Dunkelheit auszumachen. „Du hast mir ja auch nie etwas von ihnen erzählt.”
Skulduggery blickte zu ihr, da es wie ein Vorwurf klang. „Es war nie erwähnenswert.”
„Genauso wenig wie Hope, mh.”, grummelte sie.
„Bist du etwa eifersüchtig?”, er tätschelte ihren Oberarm.
„Nein.”
„Wieso erwähnst du sie dann immer?”
„Halt die Klappe.”
„Und wenn nicht?”
Walküre schnaubte „Schubs ich dich von der Klippe.”
„Ich kann fliegen, das habe ich dir vorhin doch schon mal erläutert.”, erinnerte Skulduggery sie.
Walküre ballte kurz die Fäuste und drehte sich dann um. „Ich geh' zu Cara Santas, du kannst gerne alleine auf Cho und Byrono warten.” Damit ließ sie ihn stehen und ging auf die Höhle zu.
Hinter einem riesigen Stein verbarg sich eine Glastür, die sich von alleine öffnete. Sie ging hindurch und erblickte zwei Sensenträger, die genauso regungslos dort standen, wie die aus Roarhaven.
Eine kleinwüchsige Frau mit Glatze kam auf sie zu. Sie trug ein rotes Kleid und hatte große Augen. „Hallo, Walküre.”
Kannte sie sie?
Walküre versuchte sich zu erinnern.
Die Frau schien es zu bemerken. „Ich bin Juno London. Wir sind uns vor zwei Jahren mal im Sanktuarium in Australien begegnet.”
Walküre erinnerte sich zwar immer noch nicht, nickte aber.
„Kann ich dir irgendwie helfen? Wo ist Skulduggery?”
„Er ist draußen und wartet noch auf Cho und Byrono.”, sie verdrehte die Augen, „Ich wollte zu Cara Santas.”
Die Frau nickte. „Jemand sollte ihm vielleicht sagen, dass die beiden schon seit zwanzig Minuten zurück sind. Ihr wart lange in der hohen Tatra.” Sie wandte sich einem Sensenträger zu „Hol' ihn.”
Walküre hatte nicht gedacht, dass die beiden so lange weg waren, aber dass sie sich verlaufen hatten, musste ja keiner erfahren.
„Und wie geht es dir?”, fragte sie dann.
„Ganz gut.”, sie ließ die Tatsache weg, dass sie an diesem Tag fast gestorben war und, dass Skulduggery irgendetwas verheimlichte. Es ging sie immerhin nichts an.
„Das ist schön zu hören ... Ah, da kommt Skulduggery ja.”
Das Skelett trat zu ihnen und nickte Ms London zu. „Der Sensenträger hat nicht viel geredet ...”
„Das haben die so an sich.”, schob Walküre ein.
„Aber ich nehme an, die beiden sind schon zurück?”
Ms London nickte und deutete ihnen an, ihr zu folgen.
Sie gingen den Flur entlang und kamen nach einigen Sekunden zu einem in Stein gehauenden Tunnel.
„Gleich zu unserer Linken - auf der anderen Seite der dicken Wand - befinden sich die schlafenden Grumbles. Es wäre eine Katastrophe, wenn sie jemand befreien würde.”, quasselte sie, „Und zu unserer Rechten befinden sich Räume mit alten Büchern. Die sind zwar nicht annähernd so wertvoll wie die von Großmagerin Sorrows, aber in ihnen steht viel Theorie, die uns nutzen kann.”
Die beiden Detektive blieben still und hörten weiter zu.
„Wenn ich ehrlich bin, hätte ich die Grumbles eher in der hohen Tatra untergebracht ... Aber vielleicht ist es besser, dass sie nicht auf dem höchsten Punkt von Romänieren liegen.”
Juno London führte zu sie einem Fahrstuhl und drückte einen Knopf. Die Türen öffneten sich sofort. „Ich würde euch ja begleiten, aber ich habe keine Zeit. Die drei drücken, dann unten druch den langen Flur gehen und links. Da ist das Büro und das Labor von Ms Santas.”
„Danke, Juno.”, Skulduggery nickte ihr nochmals zu und bretat den Aufzug. Walküre folgte.
„Bis später.”, sagte sie noch, bevor die Türen sich schlossen und Walküre und Skulduggery sich in dem gespiegelten Aufzug befanden.
„Ich habe einen neuen Verdacht.”, sagte er leise.
Sie blickte ihn an.
„Juno muss der Spitzel sein.”
„Wieso?”, sie verschränkte ihre Arme, „Erst beschuldigst du Serina und jetzt Juno.”
„So wie es aussah, trifft sie sich jetzt mit irgendjemanden, sonst würde sie ihren Kittel tragen. Aber da bleibt die Frage: Wer würde sich in so einer Situation mit irgendjemandem treffen, wenn er nicht etwas ausheckt?”
Sie seufzte. „Vielleicht hat sie eine Videokoferenz?”
„Bezweifele ich. Sowas würde nur gemacht werden, wenn eine der Santas Schwestern dabei ist. Immerhin leiten sie das hier und haben das Gas entwickelt, das die Grumbles zum Schlafen bringt.”, er besah sich selber in einem der Spiegel.
„Und wie willst du beweisen, dass sie ein Doppelagent ist?”
Er nahm seinen Hut ab und bog die Krempe zurecht. „Wozu haben wir einen Sesitiven?”
„Mh.”, sie war skeptisch, dass Byrono irgendetwas herausfinden konnte.
Skulduggery setzte seinen Hut wieder auf, zog ihn tief in das knochige Gesicht und verließ den Fahrstuhl.
Sie folgten der Beschreibung Juno Londons und betraten das Labor von Clara Santas, dieses durchquerten sie still und befanden sich kurz darauf in ihrem Büro.
Das Gespräch zwischen den Geschwistern und den Kaliforniern verstummte.
„In der hohen Tatra kann man sie nicht unterbringen.”, Skulduggery wusste, dass Cara es auch wusste, sprach es aber trotzdem aus.
Die Augen der Frau weiteren sich kurz, dann nickte sie. „Dann ist es ja gut, dass Cho und Byrono eine andere gefunden haben. Serina ist der Meinung, die Grumbles können dort untergebracht werden. Serina?”
Diese nickte. Sie wirkte inzwischen nicht mehr so nervös. „Wir haben den Höhlenraum ausgemessen. Die Maße stimmen mit unserem jetzigen so gut wie überein. Die Felswände sind dick und massiv und zudem liegt die Höhle ungefähr vier Kilometer tief in der Erde. Ich persönlich finde das super ... Also, wie gesagt er ist einfach perfekt.”, sie verstummte, aber jeder wusste, dass sie noch etwas sagen wollte.
„Ja?”, hakte Walküre nach.
„Wir müssten eine kleine Zweithöhle in den Fels sprengen lassen, damit wir die Big Maschine - ich weiß, ein dummer Name - dort haben.”
Walküre runzelte die Stirn. „Was ist das?”
Cara erhob sich und ging zu einem Schrank hinüber, öffnete eine Tür und ein Bild einer großen, grauen Maschine, die aussah wie eine Parfümflasche kam zum Hervorschein. „Das ist die Big Maschine. Sie versprüht alle 48 Stunden das Green-G. Green-G ist das von uns entwickelte Schlafgas für die Grumbles.”
„Das heißt, alle zwei Tage müssen Sie neu eingesprüht werden, weil sie sonst aufwachen? Ich dachte ...”, sie zuckte mit den Schultern.
Serina klinkte sich wieder ein „Wir arbeiten zur Zeit an einem Mittel, das wir nur alle 2 Jahre versprühen müssen.”
Walküre nickte und sah zu Skulduggery.
„Wir wollen eine zeitnahe Verlegung der Grumbles, also schlage ich vor, dass sie mir ein paar Männer zur Verfügung stellen, die das Loch sprengen. Mr Cho? Sie brauche ich  auch.”
Der Koreaner nickte nur.
„Ich kümmere mich darum. In einer halben Stunde sollte alles so weit sein.”, Cara ging wieder zum Schreibtisch und ergriff den Hörer des Telefons.

*

Serina hatte die vier in einen kleinen Konferenzraum gebracht und war wieder gegangen.
Walküre lümmelte auf einem der Stühle am Tisch, während Skulduggery neben ihr stand. Seine Hand lag auf ihrer Schulter und sein Daumen drückte immer wieder gegen ihre Haut.
Warum er das tat, wusste sie nicht.
Cho und Byrono saßen ihnen gegenüber und auf dem Tisch war die Karte, die Tippstaff ihnen brachte, ausgebreitet. Cho erleuterte gerade, wo genau sich die neue Höhle befand.
Walküres Handy surrte und sie verschwand auf dem Flur. „Hallo?”
„Hey, Wally.” - Tanith
„Hey. Ist alles in Ordnung, du klingst ... besorgt.”
Auf der anderen Leitung war es still.
„Tanith?”
„Grässlich wurde niedergeschlagen.”
„Oh Gott! Wie geht es ihm?”
„Ich hab ihn ins Sanktuarium gebracht. Doktor Synecdoche meint, dass er wieder wird ... Aber sag, kommt ihr voran? Grässlich hat mir alles erzählt.”
Walküre nickte der Wand zu, als stünde ihre Freundin dort. „Wir haben eine Höhle. Spätestens morgen früh können wir sie rüberteleportieren.”
„Das klingt doch mal gut.”
Kurze Stille, dann. „Wieso wurde Grässlich niedergeschlagen?”
„Wir waren in einem Haus und dann haben Hope und ich unten etwas rumpeln gehört. Irgend so ein Idiot dachte, wir wären Einbrecher.”
Walküre zog scharf die Luft ein. „Hope.”
„Skulduggery bat Grässlich darum, mit ihr dort hin zu fahren ... Oh Mist.”
„Was?”
„Wally, ich muss los. Hope hat meine Telefonnummer nicht - wenn sie überhaupt ein Handy dabei hätte - und sie ist noch alleine in dem Haus.”, damit legte sie auf.
Walküre ließ das Handy sinken, steckte es ein. Und wieder fragte sie sich:
Was hatte es mit dieser Hope auf sich?

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Hey jo, was geht?
Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.
Ich freue mich über Votes und Feedback.
Eure leni ❤️

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt