18.| »Ein bisschen aufgebracht«

14 2 0
                                    

„Nun gut, probieren wir das einfach später nochmal.”, meinte Reverie.
Grace seufzte und ließ die Arme sinken. Rigsby hatte schon vor Minuten aufgehört zu versuchen die Luft zu greifen und saß auf einem Stuhl an der Wand.
Cho und Jane waren nicht mehr bei ihnen, sie trieben sich irgendwo in diesem anmächtigen Gebäude herum. Was sie taten, wusste keiner der drei.
„Doktor Synecdoche?”, fragte Van Pelt dann.
„Ja?”
„Pat Byrono ist nicht sein richtiger Name, stimmt doch, oder?”
Sie nickte.
„Wie ist es dann mit Cho?”
„Sie kennen nur seinen angenommenen Namen?”, stellte sie die Gegenfrage.
„So wie es aussieht schon.”
Die Ärztin dachte kurz nach, sprach dann „Es kann die Möglichkeit bestehen, dass er seinen Namen nur ein bisschen verändert hat und ihn dann ganz übernommen hat.”
Dieses Mal nickte er Rotschopf.
„Sie sollten sich darüber keine Gedanken machen.”, meinte sie dann und wechselte das Thema. „Wollen Sie etwas essen oder trinken?”
„Etwas zu trinken wäre toll. Vielleicht ein Wasser.”, Grace lächelte etwas.
Reverie erwiderte es und nickte. „Ich bin gleich zurück. Setzen Sie sich doch erstmal hin.” Sie ging aus dem großen Raum hinaus.
Van Pelt setzte sich zu ihrem Freund und sah ihn an. Er hatte die Arme verschränkt und sah auf seine Schuhe.
„Meinst du wir können das auch ... Irgendwann?”
Er sprang auf. „Was weiß ich! Was weiß ich schon? Verdammt Grace. Es gab die ganze Zeit Magie, unsere besten Freunde wussten es, aber haben uns nichts gesagt! Was ist, wenn irgendjemand aus meiner Familie auch zaubern könnte?”
„Beruhig dich.”, ihre Stimme war ruhig, als sie aufstand.
„Nein!”, er schüttelte heftig den Kopf, „Ich beruhige mich nicht! Wieso sollte ich mich bitteschön beruhigen, mh?!” Seine Hände wedelten in der Luft herum.
„Wayne bitte. Reg dich ab!”
„Ich reiße Cho den Kopf ab!”, rief er und drehte sich um, ging los.
Sie folgte ihm rasch und packte ihn am Oberarm. Er jedoch riss den Arm hoch und traf sie mit dem Ellenbogen im Gesicht. Rigsby hatte es nicht mal gemerkt und ging weiter.
Van Pelt hielt sich die Wange. Ihre Augen waren zusammen gepresst und die Lippen hingen hinab, sie schluchzte kurz.
Er hatte ihr wehgetan. Wayne hatte ihr wirklich wehgetan und auch, wenn es keine Absicht war, schmerzte es sie geistig mehr als körperlich.
Synecdoche betrat den Raum und in den Händen hielt sie jeweils eine Flasche. Sie runzelte die Stirn und kam auf die Frau zu. „Was ist passiert?”
Grace öffnete die Augen, hielt sich aber immer noch die Wange. „Er dreht richtig am Rad.”, sagte sie leise, „Er will zu Cho und ihm, ich zitiere: den Kopf abreißen.”
Reverie stellte die Flaschen weg und trat zu ihr, nahm vorsichtig die Hand von der Wange und tastete den Knochen sacht ab. „Gebrochen ist er nicht. Entspannen Sie sich, Grace.”
Sie atmete tief durch und spürte Wärme, es kribbelte wohlig und dann war der Schmerz verflogen. „Danke.”
Ein Lächeln lag auf den Lippen der Ärztin. „Kommen Sie, wir suchen ihn.”

*

Cho und Jane standen im Flur. Zwei Sensenträger ebenfalls: Einer vor der großen Tür zu dem Raum, in dem sie mit China und den Ältesten gesprochen hatten, der andere an dem Flur, der zum Aus- beziehungsweise Eingang führte.
„China scheint immer noch etwas zu fühlen.”, Jane grinste Cho an.
„China liebt nicht. China ist die, die geliebt wird und eiskalt ignoriert.”, seine Stimme war monoton.
„Hast du nicht gesehen, wie sich ihre Pupillen geweitet haben, als sie mit dir geredet hat?”
„Tut mir leid, ich habe keine Augen am Hinterkopf, Pat.”, er seufzte.
Jane grinste immer noch. „Es lässt sich bestimmt irgendein Zauber finden, mit dem wir das ändern können.”
Chos Faust traf sich mit Janes Oberkörper. „Dein Gehirn scheint mir immer noch benebelt von deinem Anfall zu sein.”
Der Blonde schüttelte sein Haupt. „Mein Oberstübchen”, er tippte sich gegen die linke Schläfe, „ist wieder so klar wie sonst auch.”
Schritte halten durch das Gebäude, doch sie hielten es nicht nötig, sich umzublicken.
Chos wurde umgerissen und landete auf der Seite, Rigsby hockte auf ihm.
Der Koreaner seufzte und nicht mal einen Wimperachlag später stand er neben Jane. Rigsby schrie auf, als seine Fast gegen den blanken Boden schlug. Danach kam er auf die Füße. Gerade als er wieder auf ihn losgehen wollte, wurde sein Arm gepackt und unbehaglich verdreht. Ein Sensenträger stand hinter ihm, der Braunhaarige wurde sofort still.
„Warum tust du das?”, wollte Kimball kühl wissen.
Warum tust du das?”, blaffte Rigsby.
Jane seufzte und trat einen Schritt dichter. Er legte seine Hand auf die Brust des Mannes, dann durchfuhr ihn ein Ruck und er sackte zusammen.
„Wayne!”, Van Pelt hatte es entsetzt mit angesehen.
Alle fuhren um und sahen zu den zwei Frauen.
„Er ist nur betäubt. Keine Sorge, in ein paar Minuten wacht er wieder auf.”, erklärte das Medium.
Großmagierin Sorrows trat auf den Flur. „Was wird hier so rungeschrien? Ich lese gerade. Ruhe wäre schön.”
„Verzeih, liebe China. Unser Kumpel hier”, Jane zeigte auf den Mann am Boden, „macht kleine Schwierigkeiten.”
Sie verschränkte ihre zarten Arme und besah das Bild einmal, dann nickte sie.„Cho. Wollen wir nicht einen Tee trinken? Tippstaff setzt gerade neuen auf.”
„Tut mir leid, Großmagierin,”, ein Hauch unbekannter Überschwänglichkeit vermischte sich mit dem monotonen Klang, „aber ich bringe jetzt alle auf die Krankenstation.”, damit verschwand er, zusammen mit den Leuten, die neben ihm standen.

Feigling.”, murmelte China sichtlich genervt, bevor sie wieder die professionelle Miene aufsetzte und im Saal verschwand.

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt