20.| »bitte fall nicht in Ohnmacht«

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Die Tränen rannten unaufhaltsam über ihr schönes Gesicht und ein regelmäßiges Schluchzen kam aus ihrer Kehle.
Ihre Hände lagen zu Fäusten geballt auf ihren Schenkeln. Der Zettel, den Mike geschrieben hatte, war zerknittert in ihrer Hand.
Ihr war übel. Sie hatte das Gefühl, die Heizung sei zu hoch aufgedreht worden, denn sie schwitzte. Gleichzeitig lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken und eine Gänsehaut bedeckte ihren Körper. Ihre Unterlippe zitterte.
Irgendetwas tireb sie an, aufzustehen und auf wackeligen Beinen das Wohnzimmer zu verlassen. Sie passierte den Flur und verließ das Haus durch die Tür zum Garten.
Unter einem Baum saß der Mann mit den sandroten. Als er sie erblickte, stand er geschmeidig auf und stand dann regungslos dort. Nur der Wind zerrte an seinen Haaren.
Teresa ging über die Steinplatte hinweg zum Rasen und ignorierte, dass ihre Socken dreckig wurden.
Dreckig und nass.
Ihr von Tränen verschwommener Blick lag auf Skulduggery Pleasant.
Sie blieb vor ihm stehen, sagte aber kein Wort. Dann trat sie noch einen Schritt dichter und legte die Arme um ihn, den Kopf an seine Brust. Um einige Sekunden verzögert spürte sie seine Arme, die sich um sie schlossen. Sein Kopf legte sich auf ihren und so standen sie dort.
Eine Minute.
Zwei Minuten.
Drei Minuten.
Vier Minuten.
Ganze fünf Minuten vergingen, bevor sie sich von ihm löste und wieder etwas zurück trat.
„Wie lange?”, fragte sie mit brüchiger Stimme, „Wie lange ist er schon tot?”
„Ungefähr zwei Wochen.”
„So ... So lange schon?”, sie unterdrückte ein Schluchzen und wusch sich mit den Ärmeln ihres Pullovers übers Gesicht.
„Ich wusste nicht, wann ich es dir beibringen sollte. Ich wollte einfach den richtigen Moment abwarten.”, erklärte Skulduggery.
„Für so etwas gibt es nie einen richtigen Zeitpunkt.”, sie sah zu dem Blatt in ihrer Hand, strich es glatt.
„Ich weiß. Verzeih.”
Sie nickte nur.
„Und ...”, sie schwieg kurz, „Du ... Du bist ein Skelett?”
„Das bin ich in der Tat.”
„Aber du siehst nicht aus wie eins.”
„Fall bitte nicht in Ohnmacht.”, bat er sie und hob seine Hand.
Sie versprach ihm nichts, sah einfach nur zu.
Sein Zeigefinger berührte eines seiner Schlüsselbeine und die Fassade verschwand. Sein strahlender Schädel und die Halswirbel kamen zum Hervorschein. Zwischen Handschuh und Mantelärmel sah sie ebenfalls Knochen.
„Oh Gott.”, sie starrte in seine Augenhöhlen und war der Meinung kleine Schatten zu sehen, die hin und her huschten. „Das ... Oh Gott!”
Skulduggery machte sich bereit, er wusste, dass sie gleich zusammenklappen würde.
Wer würde das nicht?
Welcher Mensch würde nicht zusammenbrechen, wenn er gerade erfahren hatte, dass jemand gestorben war, der einem viel bedeutete, dass die eigene Mutter eine Zauberern war, dass es eine versteckte Welt gab, die ihr verheimlicht worden war und dass ein Skelett sich ihr offenbarte, indem es seine Fassade ablegte?
Noch mehr Farbe wich aus Teresas Gesicht und ihre Knie brachen weg. Pleasant machte einen Satz nach vorne und fing sie auf, hielt sie fest. „Ich sagte doch, fall bitte nicht in Ohnmacht.”, murmelte er und hob sie auf die Arme, trug sie rein.
Er legte sie auf der Couch ab und setzte sich auf den Rand. Er nahm den Zettel aus ihrer Hand, faltete ihn zusammen und packte ihn in den Koffer.
Seine Hand schlug ihr leicht gegen die Wange. „Teresa. Wach auf.”
Es dauerte einige Sekunden, dann faltterten ihre Lider und sie sah ihn stumm an. „Ich hab von dir geträumt, von dir, stimmts? Du kanntest meine Mutter auch.”, brachte sie abwesend hervor.
Er nickte. „Ja. Ja, ich kannte sie.”
„Okay.”, sie schloss die Augen nochmal für einen Moment, bereitete sich darauf vor, damit klar zu kommen, dass er wirklich ein Skelett war.
„Teresa?”
Sie sah ihn an.
„Hast du dich entschieden?”
Sie seufzte. „Ich ... Ich weiß nicht.”
„Ich habe eine Idee, aber du musst mir vertrauen. Hol' einen Zettel und schreib Gibbs, dass du wieder abreißt.”
Teresa widerstand dem Drang aufzustehen.
„Wieso?”
„Teresa, sei brav und mach es einfach.”, er wollte sie nicht in diese Welt ziehen, aber irgendwas ließ ihn das Gegenteil tun.
„Okay.”

Ich bin wieder in Sacramento. Ich glaube ich komm da doch besser voran. Ich glaube, ich suche mir da einen anderen Job.
-Teresa
PS. Ich hab dich lieb. Und sorry, dass ich einfach so weg bin.

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt