59.| »Hormone«

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Seufzend trat Walküre aus der Dusche. Sie war in ein weißes Handtuch eingewickelt und ihre Haare klebten lästig an ihrem Hals.
Als ihr Blick durch den Raum glitt, zuckte sie heftig zusammen und rutschte fast auf den kalten Fliesen aus.
Halt suchend umklammerte sie den Duschvorhang.
Skulduggery hatte sein Jackett, die Handschuhe und das Schulterholster samt Revolver in eines der Waschbecken gelegt und lehnte mit entblößtem Oberkörper über ein weiteres.
Er weichte sein Hemd im warmen Wasser ein, in der Hoffnung, den Fleck ausbleichen zu können.
Walküre starrte seine weißen Knochen an.
Eine unbehagliche Hitze stieg in ihr auf und sie spürte, dass sie am ganzen Leib zitterte.
Radikale Panik überwog die Angst und sie hob rasant den rechten Arm.
Die Luft spannte sich, schnappte nach dem Schulterholster und schleuderte es ihr in die Hände.
Hektisch riss sie die Stifthalterung auf.
Skulduggery wirbelte herum.
Der Revolver lag schwer in ihrer Hand.
Er sah die Angst und Panik in ihren Augen und hob langsam seine Hände. „Ganz ruhig.”
Sie umklammerte die Griffschale fester, ihre Knöchel zeichneten sich inzwischen weiß unter ihrer Haut ab.
„Walküre.”, seine Stimme war samtweich.
Sie spannte den Hahn und legte ihren Zeige Finger an den Abzug.
Gerade als er die Kiefer öffnete, drückte sie ab.
Sechs Kugeln.
Die erste zerstörte den Spiegel zu seiner rechten.
Die nächsten zwei wurden von Skulduggery in eine andere Richtung geleitet.
Die vierte zischte an deinem Kopf vorbei.
Die fünte riss eine Rippe mit sich - er stöhnte auf.
Und die sechste blieb in seiner Schulter stecken.
Er taumelte einige Schritte nach hinten.
Die Panik ließ nach und Walküre war wie gelähmt.
Kälte erfasste sie wie eine Abrisskugel und der Revolver landete mit einem lauten Knall auf dem Boden.
Sie blickte Skulduggery an und als ihre Sicht verschwamm, wusste sie, dass sie weinte.
Eine Tür flog auf und Cho kam herein. Er hielt eine Pistole, von der niemand gewusst hatte, dass er sie bei sich trug, im Anschlag und sah sich konzentriert um.
Sein Gesichtsausdruck war abwesend, doch er versuchte es sich nicht als zu sehr anmerken zu lassen.
Als er sich versichert hatte, dass sich niemand außer Skulduggery und Walküre in dem Raum befanden, ließ er die Schusswaffe sinken und steckte sie zurück in das Gürtelholster, welches unter seiner Jacke verborgen lag.
„Ist das eine Rippe?”, fragte er und zeigte auf den in zwei gebrochenen Knochen zu seinen Füßen.
„In der Tat.”
„Oh.”, Cho trat einen Schritt zur Seite. „Sie können reinkommen!”
Zögernd trat Serina Santas in die Tür. Sie blickte sich um und riss die Augen auf, als sie Skulduggery erblickte.
„Mr Pleasant!”, sie kam auf ihn zu.
„Helfen sie lieber Walküre.”, sagte er, als sie vor ihm stand.
„Oh.”, sie fuhr sich durch die Haare. „Ja, selbstverständlich.”
Während Serina auf Walküre zuging, ergriff Skulduggery in steifen Bewegungen seine Bekleidung und blickte zu Cho hinüber.
„Cara Santas Büro?”
„Cara Santas Büro.”
Keine Sekunde später tauchten sie vor Cara Santas Schreibtisch auf.
Die Wissenschaftlerin zuckte zusammen und legte sich eine Hand auf die Brust.
„Herr Gott!”
Sie sah den Detektiv irritiert an. „Wieso -?”
Er unterbrach sie „Ich brauche eine Pinzette.” und legte seine Sachen auf dem Tisch ab.
„O-okay?”, sie begann ihre Schubladen zu durchsuchen.
„Wieso hat Walküre auf sie geschossen?”, Cho lehnte sich an eine Wand und Skulduggery drehte sich langsam zu ihm um.
„Hormone, Mr Cho.”
„Hormone?”
„Ja, Hormone.”
„Verstehe.”
„Ich hab's Ihnen gesagt.”, Cara stand auf und stellte sich neben ihn. „Bei jeder Kleinigkeit.”
„Ich weiß.”, er nahm die Pinzette an sich und brachte sich in die richtige Position um sein Schulterblatt zu erreichen. Es dauerte einige Momente, ehe er die Kugel zu greifen bekam und sie schlussendlich aus seinem Knochen zog.
Er schnippte das zerdellte Metall in einen Mülleimer und gab die Pinzette zurück, dann schlüpfte er in seine Handschuhe und in sein Hemd und knöpfte dieses zu.
Eine der zwei Bürotüren öffnete sich und Serina trat, gefolgt von Walküre, herein.
„Das wollen Sie sicherlich wiederhaben.”, die Santas-Schwester überreichte Skulduggery sein Schulterholster samt Revolver und die kaputte Rippe.
Er legte den Kopf schief, schmiss Kochen ebenfalls in den Mülleimer und legte das Holster um.
„Ich sage das nicht gern, aber womöglich haben wir ein Problem.”
Skulduggery zog sein Jackett an. „Welches?”
Cho stieß sich von der Wand ab und hob etwas auf. „Das ist Ihnen runter ge- Wieso haben Sie ein Bild von Ho -”
Skulduggery nahm es ihm weg und stecke es schon fast grob in seine Hosentasche. „Sie sagten etwas von einem Problem.”
Er sah einen Moment lang in die dunklen Augenhöhlen. „Pat, er ist verschwunden.”
„Wie?”
„Das weiß ich nicht. Fakt ist, dass niemand ihn gesehen hat und das ist mir nicht ganz geheuer.”
„Walküre.”, Skulduggery wandte sich um.
Walküre lehnte an einem Schrank und versteckte ihr blasses Gesicht hinter ihren Haaren.
„Mh?”, machte sie und sah langsam auf, wich jedoch seinem Blick aus.
„Als du das Zimmer verlassen hast, lag Byrono da noch in seinem Bett?”, wollte er wissen.
Sie dachte nach und nickte dann. „Ich denke.”
„Aber sicher sind Sie sich nicht.”
Ihre Augen zuckten zu Cho. „Richtig.”
„Geben Sie mir einen Moment.”, Cara setzte sich wieder an Ihren Schreibtisch und drückte den Einschalt-Knopf ihres Computers. Ihre Finger huschten flink über die klobige Tastatur, dann blickte sie auf.
„Ms Unruh, wissen Sie, wann sie aufbrachen?”
„Eine Uhrzeit?” Sie verbarg ihr Gesicht erneut hinter ihren Haaren. „Nein.”
Serina trat zu ihrer Schwester „Lass mich mal.” und tippte dann etwas ein. Die Maus klickte schon fast rhythmisch unter ihrer Hand.
„Wie hast du das gemacht?”
Sie grinste. „Tricks, Schwester. Erkläre ich dir später.”
Cho blickte Skulduggery an, dieser zuckte mit den Schultern.
Minuten verstrichen.
„Ah.”, sie drückten gleichzeitig die Stopptaste und sahen auf.
„Um drei Uhr fünfundfünfzig verließ er den Bunker auf eigene Faust.”, Cara rückte ein Stück zur Seite, als der Teleporter auf sie zu kam und den Bildschirm besah.
„Dann muss ihm etwas zugestoßen sein.”, murmelte er, „Wir müssen nach ihm suchen, sofort.”
„Ja.”, Skulduggery nickte. „Ich will gar nicht wissen, wie die Älteste Byrono reagieren würde, wenn-”
Cho fuhr sich über das Gesicht und zeigte zum ersten Mal eine Regung. „Darum geht es doch nicht. Pat ist mein Freund, so wie Mr Schneider Ihrer. Ich will nicht, dass ihm etwas passiert.”
Skulduggery nickte erneut.
„Ich suche mit Ihnen.”
„Ich kann hier leider nicht weg.”, Cara griff nach dem Hörer ihres Diensttelefons, „Aber ich denke, ich kann Ihnen ein paar unserer Mitarbeiter schicken.”

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt