41.| »Wie aus dem Ei gepellt«

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Es rauschte in seinen Ohren.
Das Blut floss durch seine Adern.
Das Herz schlug stark in seiner Brust.
Die Kälte verschwand aus seinem Körper.
Alt bekannte Gedanken kamen zurück zu ihm.
Alte Erinnerungen lebten wieder auf um ihn kurz darauf wieder zu verlassen.
Sein Mund öffnete sich.
Er atmete tief ein.
Die Luft füllte seine Lungenflügel.
Der Reflex zu Atmen kehrte zurück.
Gedämpfte Stimmen drangen zu ihm durch.
Erst hatten seine Zehenspitzen gekribbelt.
Dann die Füße und Beine.
Alle Glieder fühlten sich trotz des Kribbelns bleischwer an.
Inzwischen taten die Hände und Arme es auch.
Durch die schwarzen Augenhöhlen konnte er die Höhlendecke wieder klar sehen.
Er lebte!
„Sanguin. Freund eines Freundes. Schön, dass du wieder wach bist.”
Der Blonde drehte seinen Kopf und erblickte die wunderschöne Frau.
Alevtina Jola, ja sie war so schön.
So schön in ihrem himmelblauen Kleid, so schön mit ihrem seidenen Haar, so schön mit der türkisefarbenen Augenprothese und dem lilafarbenen Auge.
Alle Gedanken, die zurück gekehrt waren, verblassten und sie nahm seinen Kopf in Beschlag.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, einem großen Lächeln und auch, wenn seine Zähne weiß waren, sah es nicht gerade attraktiv aus.
Alevtina ließ ihn sie noch kurz anschmachten und drehte sich dann um, ging zu dem Holztisch, auf dem die alte Schatulle stand. Sie öffnete sie und holte ein kleines Päckchen hervor.
Sie ließ weißes Pulver auf ihre linke Hand rieseln und warf dieses dann weg.
Das Pulver huschte durch die Luft, wurde in den Kreis gesogen, in dem Sanguin lag, und krachte in Form von zwei Blitzen in seine schwarzen Augenhöhlen nieder. Ein Ruck druchfuhr ihn und er bäumte sich vor Schmerz auf.
Es interessierte sie nicht weiter und sie packte das Päckchen zurück in die Elfenbein-Schatulle. Überprüfte, ob sie alle ihre Utensilien feinsäublich beisammen hatte und schloss den Deckel. Das goldene Metall rastete ein und ein Henkel schob sich hoch. Sie ergriff diesen und wandte sich wieder um.
Dexter kraulte den schwarzen Puma ein letztes Mal hinter dem Ohr, bevor er aufstand und auf den Kreis zuging. „Billy-Raychen.”
Der Angesprochene riss den Kopf um und setzte sich automatisch auf. Ohne jegliche Anstrengung und das überraschte ihn.
„Was hast du gemacht?”, fragte er Alevtina verwirrt.
„Erheb dich einfach.”, bat sie.
Sanguin nickte und erhob sich. Der übliche Schmerz, der sich bei solchen Bewegungen bitter durch seinen Bauch fraß, war weg. Er sah an sich runter und legte seine Hand an die Stelle, drückte.
Drückte fest.
Sehr fest.
Aber vernahm keine Schmerzen.
„Wow.”, murmelte er.
Um den Augenlosen herum lösten sich die Kreidezeichnungen vom Boden und schwebten hinauf um dort endgültig zu verschwinden.
Dexter klatschte in die Hände. „Können wir dann los?” Die Frage war eher an Alevtina gerichtet, als an Sanguin, denn enn dieser interessierte ihn gänzlich wenig.
„Aber natürlich, mein Liebster.”, sie lächelte ihn an und ging dann an Sanguin vorbei. „Karub, na komm, mein Kleiner.”, säuselte sie noch.
Der Puma mit den leuchtenden Augen fauchte Sanguin an, umkreiste Dexter einmal und lief dann neben Alevtina her.
Vex folgte ihr und schlussendlich setzte auch der Augenlose sich in Bewegung.
Sanguins Gedanken rasten.
Sie hatte ihn ausbluten lassen, um das Blut kurz darauf wieder in ihn zurückfließen zu lassen.
Ja, das hatte er gemerkt, obwohl er tot gewesen war. Es war zwar ein dumpfes Gefühl gewesen, jedoch hatte er es ganz genau gespürt - es war durch die aufgeschnittene Halsschlagader wieder in ihn geflossen.
War er sowas wie neugeboren worden?
Er hatte keine Ahnung.
Jedenfalls fühlte er sich so.
Er fühlte sich wie frisch aus dem Ei gepellt.
Wenn er ehrlich war, machte es ihm schon fast Angst. Er wusste nicht im Geringsten, was Alevtina für ein Ausmaß an Kräften in sich trug. Er konnte nur sagen, dass es ein verdammt großes Spektrum war.
Mit jedem Schritt, den er druch den Höhlentunnel machte, den er und Dexter vor einigen Stunden schon durchquerten, versteifte er sich immer mehr.
Für eine Sekunde blieb er stehen, denn es fühlte sich so an, als legte sich eine Hand um sein Gehirn.
Er hörte eine Stimme in seinem Kopf.
Eine weiche Stimme, für die er sofort geschwärmt hatte.
Eine süße Stimme.
Eine Stimme, die ihn anwies, einfach weiter zu gehen und ihn dazu zwang über nichts anderes nachzudenken, als darüber, wie toll diese Stimme war.
Es war Alevtinas Stimme, die ihn einlullte - Sie war wie Balsam für ihn.
Sanguins Bewegungen wurden lockerer und er marschierte seelenruhig hinter Dexter Vex hinterher.
Ja, er konnte sich nicht wehren.
Er wollte es auch nicht.
Sanguin mochte das Gefühl.

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Jaaah, irgendwie ist das mein Lieblingskapitel :)
Hinterlasst doch gerne Feedback und/oder Votes.
Eure leni

Der Ring des DrachensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt