Dienstag - 35.1 - Lauf los, mein Kind!

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Don't forget  -  it's fiction!

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Zu behaupten, ich hätte geschlafen wie ein Baby, wäre glatt gelogen. Jimin nebenan ist supergut in der Reihe. Wenn es jetzt einigermaßen gut läuft und er nicht gleich über die Stränge schlägt, ist er übern Berg, wird sein Gewicht mindestens halten, mental stabil weiterarbeiten und die Tour und Billboard schaffen. Wie Guk sich für heute entscheiden wird, werde ich nachher sehen. Ich bin gespannt, wie er das verdauen wird, aber ich mache mir nicht so richtig Sorgen um ihn, denn er ist gut eingebettet. Aber das Verhalten von Namjoon, seine ungewöhnliche Verschwiegenheit – das macht mich nervös. Es ist sein absolutes Recht, mir nichts zu erklären, aber ...
Boah, Muttertier! Verschwinde, ab in die Ecke mit dir!!!

Als ich früh aufstehe, ist Jimin bereits mitsamt seinem Koffer nach unten verschwunden. Hoffentlich voller Vorfreude. Mein erster Blick ins Wohnzimmer lässt mich jedoch verblüfft bremsen. Jimin sitzt auf dem Boden vor der großen Rolle, Kopfhörer in den Ohren – und malt. Zwei Bilder sind schon fertig, jetzt arbeitet er an einem Dritten.
„Na, ist dir noch was eingefallen?"
Ein bisschen zuckt er zusammen. Er war offensichtlich so vertieft, dass er mich nicht hat kommen hören.
„Guten Morgen! Ja. Ich muss das noch ergänzen. Du hast gestern Nachmittag gesagt 'manchmal wirst du deinen Schrank schließen, weil du keine Zeit zum Schaukeln hast'. Also muss mein Inneres Kind alleine den Weg nach draußen finden können. Ich muss ihm den zeigen. Und das male ich grade."

Es ist mir fast unheimlich, WIE konkret und greifbar das Bild vom Inneren Kind für Jimin ist, wie lebendig - und wie hilfreich. Ich schaue mir die neuen Bilder an. Die bisherigen waren alle von außen her in das Haus rein gemalt. Nun hat er die offene Schranktür von innen her gemalt, so dass man praktisch in das Kinderzimmer heraus blickt. Das muss Spaß gemacht haben, denn er hat sich in 1000 Details verloren, die mit Sicherheit jedes in seiner Kindheit eine Rolle gespielt haben. Dann hat er ein großes, weit geöffnetes Fenster gemalt, durch das man nach draußen blickt in den Garten. Und im Moment malt er eine offene Tür, die aus dem Haus rausführt. Sein Inneres Kind kann das Dunkle hinter sich lassen und an die Sonne gehen. Das ist wunderschön! Durch die weit geöffnete Tür sieht man den Baum mit der Schaukel, aber auch einen kleinen Tisch und zwei Stühle.

Als ich das Gefühl habe, dass dieses Bild nun auch fertig ist, greift er noch nach einem der kleineren Blätter, denkt einen Moment nach und beißt sich dabei auf die Zungenspitze vor lauter Konzentration. Er nimmt einen Bleistift und skizziert etwas. Radiert, korrigiert. Fängt von vorne an. Schließlich traut er sich und malt etwas. Ich komme wieder näher und schaue ihm über die Schulter.
Wie schön!

 „Tina, kann ich die Schere nochmal haben?"
Schnell schneidet er die beiden Figuren aus und legt sie in den Garten vor der offenen Tür. Er hat von hinten – Hand in Hand – den erwachsenen Jimin und den kleinen Jimin gemalt und beschriftet. Der erwachsene Jimin führt sein inneres Kind an der Hand aus dem stürmischen Gefängnis, ans Licht, in den Garten, in die Freiheit.

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Wake Up (BTS FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt