#2 Schwanger - ja oder nein?

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"Nein, nein...", stammle ich. Er ist positiv. "Nun sag schon!", fordert Nina. "Positiv...", murmele ich. "Das ist doch super!" Nina umarmt mich stürmisch. Ámbar umarmt mich, wenn es auch etwas umständlich ist, auch. "Was... was sag ich denn jetzt Matteo? Was ist, wenn er das Kind gar nicht will und mich dann verlässt?", überlege ich laut und bin den Tränen nahe. "Ganz ruhig, Luna. Überlege dir, wie du es ihm sagst. Er wird sich freuen.", sagt Ámbar. Wir verlassen das Bad und setzen uns im Zimmer auf das Bett von Matteo und mir. "Mädels, entschuldigt bitte, aber ich will einen Moment alleine sein.", murmle ich. Die Beiden nicken und lächeln kurz, bevor sie aus dem Raum verschwinden. Langsam gehe ich zum Spiegel und ziehe mein Schlaf-Shirt hoch. Tatsächlich kann ich eine kleine Wölbung erkennen. Wieso ist sie mir früher nicht aufgefallen? Vorsichtig streiche ich mit meiner rechten Hand über meinen Bauch und die Wölbung. Ich kann es immer noch nicht fassen. In mir wächst ein Wunder heran. Mein kleines Wunder. 

Dieser emotionale Moment wird durch mein Handy gestört. Matteo ruft an. Bei ihm ist es bereits Nachmittag. "Hallo Matteo!", sage ich, als ich abgenommen habe. "Hallo, meine Prinzessin. Wie geht's dir?", fragt er. Soll ich ihm jetzt die Wahrheit erzählen? Dass ich unter Morgenübelkeit extrem leide, da ich schwanger bin? Nein... Sowas klärt man nicht übers Handy. "Mir geht's super, und dir?", lüge ich schnell. "Auch gut. Ich gebe heute mein vorletztes Konzert in London.", antwortet Matteo. Ich weiß nicht, was ich jetzt darauf sagen soll. In meinem Kopf herrscht gerade ein großes Durcheinander, so wie sonst auch. Aber dieses Mal ist es ein anderes Durcheinander, immerhin habe ich vor nicht einmal zehn Minuten erfahren, dass ich Mutter werde. "Du bist heute so still, Lieferfee. Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?", fragt mein Freund. In seiner Stimme hört man starke Besorgnis. "Es ist wirklich alles in Ordnung, Matteo.", antworte ich. "Dann bin ich ja beruhigt.", sagt er. "Ich muss los, ich hab gleich den Soundcheck." "Okay." "Wir sprechen später, okay?", fragt Matteo. Ich nicke, bis mir einfällt, dass er mein Nicken gar nicht sehen kann. "In Ordnung.", antworte ich. "Gut. Ich vermisse dich!" "Ich dich noch mehr.", antworte ich darauf und lächle. "Bis später, Prinzessin." "Ciao!" Er legt auf. 

Ich setze mich aufs Bett. Ich bin schwanger - ich kann es immer noch nicht glauben. Vorsichtig gleiten meine Hände auf meinen Bauch. Wie weit ich wohl bin? Und welches Geschlecht bekommen wir? Ach, das ist egal, Hauptsache gesund. Ich beschließe, mich fertig zu machen. Noch kann ich das Bäuchlein gut verstecken, ich will es nämlich nicht gleich allen erzählen, vor allem dem Team nicht. Ámbar darf wegen der Schwangerschaft vorerst nicht mehr skaten, so wird es höchstwahrscheinlich auch bei mir sein. Ich muss erstmal zum Frauenarzt und alles abchecken lassen. Ich habe aber noch keinen Frauenarzt in Buenos Aires besucht. Vielleicht kann mich Ámbar zu ihrer Frauenärztin mitnehmen.

Als ich fertig angezogen bin gehe ich in die Küche. Gastón sitzt immer noch am Esstisch, während Nina den Tisch abräumt. Ámbar telefoniert im Wohnzimmer, das kann ich hören. "Geht's dir wieder gut?", fragt Gastón und mustert mich besorgt. Die Mädels scheinen ihm nix erzählt zu haben. "Mehr oder weniger.", antworte ich. Ich komme zu dem Schluss, es ihm zu sagen. Schließlich wohnen wir in einer WG. "Gastón, ehm... ich bin schwanger.", sage ich. Er sieht mich mit großen Augen an. "Nein, echt jetzt? Glückwunsch!" Er steht auf und umarmt mich. "Danke.", sage ich leise. "Weiß Matteo es schon?", fragt er. Ich schüttele den Kopf. "Ich erzähle es ihm, wenn er wieder kommt." Er nickt verstehend. "Luna!" Ámbar kommt in die Küche. "Ich habe bei der Arzthelferin von der Praxis meiner Frauenärztin angerufen. Wir kennen uns privat... Jaja, anderes Thema. Jedenfalls habe ich morgen um elf einen Termin dort und du kannst einfach mal mitkommen, dann kann die Ärztin dich und dein Baby kurz abchecken.", sagt sie. "Danke Ámbar, du bist ein Schatz!" Ich falle ihr vorsichtig um den Hals. 


*nächster Tag*

Um kurz vor elf setzt Nina uns bei Ámbars Frauenärztin Dr. Gonzalez ab. Sie muss noch etwas in der Stadt erledigen, deshalb hat sie angeboten, uns hinzubringen und dann wieder abzuholen, bevor sie ins Fotostudio fährt. 

"Hallo!" Ámbar begrüßt die Arzthelferin hinter dem Tresen am Eingang. "Eva, das ist Luna, von der ich dir gestern erzählt habe." "Luna Valente, hallo.", stelle ich mich noch einmal vor und reiche ihr die Hand. "Ich bin Eva Garcia, aber nenn' mich Eva, ich hasse diese Formalitäten!", sagt sie. Eva ist mir gleich sympathisch. "Okay.", sage ich. "Also, Dr. Gonzalez hat nach Ámbar noch einen Termin frei.", sagt Eva. Ich nicke. Ámbar und ich bedanken uns und setzen uns in den Wartebereich. Als Ámbar aufgerufen wird, steht sie auf und verschwindet in Behandlungsraum 1. 

Gute zwanzig Minuten später kommt Ámbar wieder und ich werde von einer anderen Arzthelferin aufgerufen. Nervös und mit zitternden Händen folge ich der Frau. In Behandlungsraum 1 sitzt Dr. Gonzalez an einem großen Schreibtisch. Ich schätze sie auf Mitte vierzig. Sie hat braune Haare, die zu einem lockerem Dutt zusammengesteckt sind. "Guten Tag. Setzen Sie sich doch.", werde ich begrüßt. Ich setze mich. Die Ärztin reicht mir die Hand. "Dr. Gonzalez.", stellt sie sich vor. "Luna Valente.", sage ich. "Also gut, Senorita Valente, erzählen Sie mal. Wie haben Sie denn von ihrer Schwangerschaft erfahren?", fragt die Ärztin. "Ich litt gestern an akuter Morgenübelkeit. Darauf holte meine Freundin einen Schwangerschaftstest aus einer Notfallapotheke. Und der war positiv.", erzähle ich. "Okay. Ist das ihre erste Schwangerschaft?" Ich nicke. "Dann wollen wir mal schauen, wie's dem Baby geht. Legen Sie sich doch bitte auf die Liege und machen Sie ihren Bauch frei.", sagt sie. Ich befolge ihre Bitte und lege mich auf die Liege. Meinen Pulli ziehe ich hoch, so dass mein Bauch frei ist. "Ach, da ist ja schon eine kleine Wölbung.", sagt die Ärztin, während sie meinen Bauch abtastet. Dann holt sie das Ultraschallgerät, schmiert ein Gel auf dieses Ding, welches man über den Bauch fährt, und fährt damit auch mir über den Bauch. Gespannt und nervös starre ich auf den Bildschirm. Dann höre ich etwas. Es klingt wie... ein Herzschlag. "Das war der Herzschlag ihres Babys.", sagt die Ärztin. Ich spüre einige Freudentränen meine Wangen herunterlaufen. Dr. Gonzalez stellt das Gerät zurück in die Halterung und gibt mir ein Tuch, mit welchem ich das Gel von meinem Bauch wischen kann. "Also...", beginnt sie. "Ihrem Baby geht es gut." "Und wie weit bin ich?", frage ich. "Dreizehnte Woche.", antwortet sie. "Ich werde Ihnen jetzt einen Mutterpass ausstellen, den Sie bitte immer bei sich tragen, falls es einen Notfall gibt ist der wichtig. Dann lassen Sie sich bitte einen Termin für in zwei Wochen geben." "Darf ich denn während der Schwangerschaft weiter skaten?", frage ich. Die Frauenärztin schüttelt den Kopf. "Sie könnten stürzen und somit dem Baby schaden. Aber nach der Schwangerschaft können Sie wieder skaten." Ich nicke und überlege kurz. "Könnten Sie mir vielleicht das Ultraschallbild mitgeben?", frage ich.  

Lutteo - Wir, für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt