#35 Jungsabend

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Niedergeschlagen und wütend auf mich selbst gehe ich nach unten in den Eingangsbereich, wo Simón bereits auf mich wartet. "Ich hab' dich und Luna schreien hören. Alles okay bei euch?", fragt er. "Wir hatten Streit.", sage ich und öffne die Haustür. Wir verlassen das Haus und Simón schließt die Tür wieder. "Weshalb?" "Sie wollte wissen, warum ich keine Zeit mehr für sie habe. Ich will ihr ja nicht sagen, dass ich an einem Album arbeite." "Warum eigentlich nicht?", fragt Simón. "Sie würde sich nur unnötig Gedanken darüber machen.", antworte ich. "Aber hättest du es ihr gesagt, wäre es gar nicht erst zu dem Streit gekommen!", wirft Simón ein. "Du hast schon Recht... Ich will sie aber nicht mit meinen Problemen nerven. Sie soll sich voll und ganz auf sich und die Kleine konzentrieren.", sage ich und seufze. "Du wirst es ihr früher oder später eh sagen müssen. Am besten sofort, wenn ihr euch versöhnt habt." "Das wird nicht so schnell passieren, fürchte ich..." "Sag' bloß, es ging nicht nur um dein kleines Geheimnis.", sagt Simón. "Ich hab' vielleicht noch die ein oder andere Sache gesagt, die nicht..." Simón unterbricht mich. "Och man, Matteo!" Er stöhnt auf. "Warum um Himmels Willen hast du sie beleidigt?" "Ich wollte das doch gar nicht! Ich war in dem Moment bloß so angepisst, weil sie sich immer in meine Angelegenheiten einmischen will!" "Einmischen? Matteo, ihr seid ein Paar!" "Ich weiß... Im Nachhinein merke ich, wie blöd und nicht gerechtfertigt das war..." "Was hast du denn zu ihr gesagt?", fragt er. "Dass sich nicht alles nur um sie dreht, nur weil sie schwanger ist...", murmele ich. "Also ehrlich, das ist wohl das Schlimmste, was du einer Schwangeren sagen kannst! Klar dreht sie nicht alles nur um sie, aber das versteht sie in dem Moment nicht, weil sie auf deine vollständige Unterstützung hofft. Außerdem sind da noch die Hormone... Da hast du aber ganz schön was gut zu machen, Balsano.", sagt er. "Warst du mit Ámbar mal in einer ähnlichen Situation?", frage ich. "So in etwa. Das war aber noch relativ am Anfang und wir haben uns schnell wieder versöhnt.", antwortet er und öffnet die Tür zur Bar.


Nico, Pedro, Ramiro und Gastón sitzen bereits an einem hohen Bartisch und winken uns zu sich, als sie uns entdecken. Wir klatschen uns kurz ab und Simón und ich setzen uns auf die zwei freien Barhocker. "Alles klar bei dir, Balsano?", fragt Ramiro. "Streit mit Luna.", antworte ich nur knapp. Simón macht mit einem Handzeichen deutlich, dass sie lieber nicht genauer nachfragen sollten. "Wir haben für euch gleich mitbestellt.", teilt uns Pedro mit. Simón und ich quittieren seine Aussage mit einem Nicken. Zur darauf werden uns sechs große Biergläser gebracht. Wir trinken alle genüsslich einen Schluck und schweigen kurz. "Wisst ihr schon, was ihr am Samstag zum RollerJam anzieht?", fragt dann Pedro und beendet somit die Stille. "Ernsthaft, Kumpel? Du machst dir über dein Outfit Gedanken?", sagt Nico und wir prusten alle los, einschließlich Pedro. "Delfi geht mir seit Tagen auf die Nerven. Pedro, du brauchst ein Outfit! oder Du musst doch gut aussehen! Ich ziehe mir einfach was rockiges, halt meinen Stil, an und basta!" Wir verfallen wegen Pedros Imitation von Delfi in Gelächter. "Um deine Frage zu beantworten: Nein, ich weiß es noch nicht.", sagt Gastón und wir anderen nicken zustimmend. "Okay, Schluss mit Mode!", ruft Ramiro. "Wir haben uns doch nicht getroffen, um über Kleidchen und solchen Schickschnack zu reden!" Wieder verfallen wir in Gelächter. "Ramiro hat Recht!", sagt Simón und schließlich kommt es dazu, dass wir uns über Bier unterhalten.


Irgendwann schalte ich aber ab und höre nicht weiter zu, wie die Jungs über die beste Biersorte diskutieren. Stattdessen überlege ich mir, wie ich Luna dazu bringen kann, mir meine Worte von vorhin zu verzeihen. "Matteo?" Irgendwer fuchtelt mit seiner Hand vor einem Gesicht herum. "Hm, was?" Ich verlasse meine Gedankenwelt und kehre zurück in die Gegenwart. Gastóns Hand ist immer noch vor meinem Gesicht. Jetzt nimmt er sie aber weg. "Warst du auf dem Mond?", sagt Gastón und die Jungs prusten los. "Haha, sehr witzig.", knurre ich und trinke einen Schluck Bier. "Ich war aber wirklich in Gedanken bei Luna. Ich muss sie dazu bringen, mir zu verzeihen!", sage ich. "Widme ihr doch einfach deinen Song beim RollerJam.", schlägt Pedro vor. Ich lasse mir seinen Vorschlag kurz durch den Kopf gehen. "Joa, dass könnte hinhauen...", murmele ich. Plötzlich aber habe ich einen Geistesblitz! "Ich mache ihr einfach den Antrag auf dem RollerJam!", rufe ich begeistert.


Die Jungs sehen mich fragend an. "Du hast vor, sie zu heiraten?", ruft Gastón. "Davon hast du ja gar nix erzählt!" "Ich weiß... Ich habe den Ring schon auf meiner Europatour gekauft, habe aber noch keinen passenden Zeitpunkt gefunden gehabt, wo ich ihr den Antrag hätte machen können. Durch das Album, das Babyzimmer und die Babyparty habe ich das erstmal nach hinten verdrängt..." Jetzt schauen Nico, Pedro und Ramiro mich fragend an. "Album?", fragt Nico. "Babyzimmer?", fragt Pedro. "Babyparty?", fragt Ramiro. Ich nicke. "Ich muss ein Album schreiben und aufnehmen, trotz meiner Karrierepause. Außerdem bereite ich als Überraschung für Luna mit Hilfe von Simón und Gastón das Babyzimmer der Kleinen und eine Babyparty vor.", erkläre ich. "Aber, shh! Das bleibt unser Geheimnis, kapisch?" Die Jungs nicken. "Aber du hättest uns doch auch um Hilfe fragen können!", meint Nico. "Ja!", rufen Pedro und Ramiro zustimmend. "Ich habt doch sicherlich besseres zu tun, als eine kitschige Babyparty zu planen und ein rosa Babyzimmer fertig zu machen.", sage ich. "Ach Quatsch, wir helfen gerne! Oder, Jungs?", sagt Pedro und Nico und Ramiro nicken zustimmend. "Danke, Jungs! Ich werde sicherlich drauf zurückkommen."


Nach zwei, drei weiteren Bier beschließen wir, zu gehen, da es bereits kurz vor zehn ist. Als wir die Bar verlassen haben, klatschen wir uns nochmal kurz ab, bevor Gastón, Simón und ich in die eine, und Nico, Pedro und Ramiro in die andere Richtung gehen. "Wirst du das am Samstag mit dem Heiratsantrag echt durchziehen, Matteo?", fragt Gastón, als wir vor unserem Haus ankommen. Ich nicke entschlossen und schließe die Tür auf. Stimmen sind keine mehr zuhören, also werden die Mädels schon gegangen sein. Mit einem kurzen "Gute Nacht!" gehe ich leise die Treppe hoch und öffne die Tür zu unserem Zimmer so leise wie möglich. Angespannt blicke ich ins Zimmer, voller Angst, was mich jetzt dort erwartet...





Lutteo - Wir, für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt