2: Große Liebe

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Castor:

"Lucas, hör auf!"
Dieser Arsch kitzelt mich schon wieder durch, sodass ich mich lachend unter seinen flinken Fingern winde.
"Ach was, du liebst das doch. Gibs zu", erwidert er lachend.
Ich muss so sehr lachen, dass ich schon fast keine Luft mehr bekomme, aber meinem Schatz ist das natürlich egal.
"Nein ich hasse das und wenn du so weiter machst, hasse ich dich auch!"
Meine Versuche, ihm das klarzumachen scheitern kläglich.

Erst kurz bevor ich glaube, an meinem Lachen zu sterben, hört er auf und legt sich im nächsten Moment auf mich.
Er grinst mich verschmitzt an. "Na hat's dir gefallen?"
Dafür bekommt er erstmal einen leichten Schlag auf die Wange.
Danach deute ich mit dem Zeigefinger auf ihn. "Du bist ein Arschloch", sage ich ernst.
Er weiß, dass ich es hasse, wenn er mich kitzelt und trotzdem macht er es immer wieder.
Manchmal würde ich ihn so gerne erwürgen.
"Aber dein Arschloch" Er klimpert mit den Augen, was mich doch tatsächlich zum Lächeln bringt.
Was soll ich dazu noch sagen? Ich liebe ihn eben einfach.

"Wie war dein Tag, Cassy?" Er rollt sich von mir runter und zieht mich im nächsten Moment auf sich.
Zufrieden kuschele ich mich an seine starke Brust, lausche seinem Herzschlag, genieße die Bewegungen seines Brustkorbs, wenn er atmet.

"Ich hab einen Auftrag bekommen, den ich alleine machen darf, ich war mit Molly beim Essen aber ansonsten hab ich das gemacht, was ich immer mache. Dich vermisst" Vorsichtig sehe ich zu ihm hoch, nur um seinem lächelnden Gesicht zu begegnen.
Er streicht mir die Locken aus der Stirn und wickelt sie dann um seinen Zeigefinger. "Du was ich davon halte", meint er ernst dabei.
Ich hasse dieses Thema, es bringt immer so viel ernst und Realität mit sich.

"Du darfst mich vermissen, aber tu es nur nebenbei. Du hast auch noch ein echtes Leben, Cassy, eines, das so viel mehr verspricht als unsere Fotosammlung oder unsere Videos."
Genervt stöhne ich und lasse den Kopf auf seine harte Brust knallen. "Unsere Fotos und Videos sind schön", brumme ich beleidigt. Er soll mich gefälligst nicht nerven.

"Aber was du darauf siehst ist Vergangenheit"
An seiner Brust stütze ich mich wieder ab, um ihn anzusehen. "Nein das ist es nicht. Unser Himmel ist unendlich, das hast du selbst gesagt und da gibt es dann keine Vergangenheit Gegenwart oder Zukunft. Es gibt nur dich und mich" Ich sehe ihn mit diesem bestimmten Ausdruck an, sodass er weiß, dass er mir gefälligst zustimmen soll.
Er lächelt. "Ich weiß, dass du mich liebst, Cas. Aber das heißt nicht, dass du keinen anderen lieben darfst. Einen der sich echt im Arm halten kann und nicht nur wenn du träumst oder auf LSD bist. Einen, der dich echt beschützen kann und nicht nur in deinen Erinnerungen. Einen, der dir die Liebe gibt, die du brauchst und zwar im realen Leben. Denn ich kann das nicht mehr."
Ich schüttele schnell den Kopf. Obwohl ich weiß, dass ich nur Träume, beginne ich gleich zu weinen. "Vergiss es. Im Himmel ist nur Platz für uns zwei und ich brauche auch gar keinen anderen"

Lächelnd zieht er meinen Kopf zu sich runter, um meine Stirn zu küssen. "Er wär nicht der andere. Er wäre keine Affäre. Er wäre er und das müsste reichen. Wenn du diesen jemand triffst, dann wirst du schon wissen, dass ich recht habe"
Ich schnaube. "Ich werde nie jemand anderen lieben als dich, also vergiss das gleich wieder"
Sein Lächeln verschwindet langsam, er sieht mich ernst an. "Willst du denn für immer allein sein?", Fragt er mich.
Ich lache über seine blöde Frage. "Ich bin nicht allein, ich hab doch dich"

Ich will mich zu ihm runter beugen, um ihn zu küssen, doch er dreht den Kopf weg. "Cas, ich bin tot, das weißt du doch"
Schnell schüttele ich den Kopf. "Du bist nur tot, wenn ich dich gehen lasse und das tue ich nicht."
Seine Hand streicht durch meine Locken. Ich schmiege meinen Kopf hinein.
"Wenn du es nicht tust wirst du nie wieder frei sein", sagt er ernst.
Ich zucke mit den Schultern und lege mich wieder auf ihn.
Er soll einfach aufhören, über all diese Dinge mit mir reden zu wollen, sondern mich einfach im Arm halten und nie wieder loslassen.

Ich schlage meine Augen auf und taste verschlafen die andere Bettseite ab. Niemand da. War ja klar.

Seufzend steige ich aus dem Bett und direkt in die Dusche.
Diese träume von Lucas machen mich manchmal echt fertig.
Einerseits freue ich mich jeden Abend beim Einschlafen darauf, ihn wieder zu sehen, aber wenn ich dann wieder aufwache wird es jeden Morgen schlimmer, denn es ist ein weiterer Tag ohne ihn.

Als ich mir gerade ein Handtuch umbinde, klingelt mein Handy, weshalb ich es eine Sekunde später ans Ohr halte ohne drauf zu sehen, wer es ist.
"SingAndSounds, sie sprechen mit Castor Greed, was kann ich für sie tun?" Mein üblicher Annahmespruch, da ich zu geizig bin, mir ein extra Geschäftshandy zuzulegen. Wozu auch? Nur Spießer haben zwei Handys.

"Cas, schon deine Stimme wieder zu hören"
Ich unterdrücke ein genervtes Seufzen. "Ja Dad, ich freue mich auch" Wir wissen beide, dass ich lieber meine Ruhe hätte, aber halten das Schauspiel aufrecht.

"Ich wollte dich nur fragen ob du noch immer keine Begleitung für die Hochzeit hast", meint mein Dad dasselbe wie jeden Morgen, wenn er mich durch seine Anrufe belästigt. Er macht sich solche Sorgen, dass ich vereinsame, dass er unbedingt will, dass ich zu seiner Hochzeit jemandem mitbringe, aber ich habe hier weder Freunde noch Beziehungen.

„Nein. Ich komme allein oder gar nicht", brumme ich.
Ganz nebenbei würde es Lucas Mum sicher nicht gefallen, wenn ich mit einen anderen Typen ankomme. Sie wird denken, ich habe Lucas nie wirklich geliebt oder ihn schon vergessen. Aber das stimmt nicht.

"Komm schon, Castor. Lucas würde wollen dass du weiter lebst..."
"Tu ich doch", brumme ich.

Ich hasse diese Lucas-würde-wollen-Sätze.
Was wissen die alle schon davon, was er gewollt hätte?
Sie kannten ihn nie, wie ich ihn kannte. Sie haben ihn nie so sehr geliebt wie ich.

"Du bist vielleicht am Leben, aber du lebst nicht richtig", meint mein Vater.
Er hat sich so ziemlich jedes Buch über Trauerberatung zugelegt, das es gibt, und will seitdem meinen Psychologen spielen. Dass ich meinen alten Therapeuten gefeuert habe, trägt nur dazu bei.

"Hör zu, Dad, ich muss jetzt auf legen, ich hab gleich einen Termin" Ich wimmele ihn ab und lege dann erschöpft das Handy zur Seite.

Seufzend sehe ich mich durch den angeschlagenen Spiegel an.
Ich sehe so anders aus als damals, so erwachsen, aber ich fühle noch immer gleich.
Das bedeutet, egal was passiert, Lucas wird immer meine große Liebe sein.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt