15: Verwirrung

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Daniel:

Oh Gott.

Oh Gott!

Oh Gott!!!

Ich hab versucht ihn zu küssen.

Wie dumm bin ich eigentlich?!

Er soll sich doch in mich verlieben und meine Nähe suchen, nicht andersrum!

Keine Ahnung was mich in diesem Moment geritten hat.

Vielleicht hat er mich angesteckt.

Ich sollte die nächste Zeit auf jeden Fall auf Abstand bleiben, damit mein Hirn wieder klar denken kann.
Und das tue ich auch.

Mehrere Tage am Stück meide ich den Kontakt zur Außenwelt und gammle in meinem Bett vor mich hin.
Serena ist davon schon ganz genervt, aber mich interessiert das herzlich wenig.

Die Situation, wie er vor mir steht und mich aus seinen blauen Augen ansieht, ich mich dann zu ihm runterbeuge wiederholt sich ständig in meinem Hirn.
Am liebsten wurde ich mir die Erinnerung rausprügeln oder die Tatsache, dass ich enttäuscht war, dass er mich zurück geschoben hat. Aber eigentlich hätte mir klar sein sollen, dass er seinen Lucas liebt und es sich für ihn so anfühlen würde als würde er ihn hintergehen.

Ich bin so dumm.

Am liebsten will ich im Erdboden versinken, aber andererseits hat das Gespräch mit ihm echt was gebracht, nur habe ich bisher immer so sehr darauf geachtet mich nicht verwundbar zu machen und jetzt weiß er etwas, das nicht einmal Serena über mich weiß.
Bei ihm ist das aber was anderes, wenn man daran denkt, dass er mir sein Herz ausgeschüttet hat und ich auch Dinge über ihn weiß, die andere nicht wissen.

Dabei geht mein Auftrag doch gerade mal knapp einen Monat!
Und ich zweifle schon meine Sexualität an?
Wie sieht das bitte in nochmal einem Monat aus?!

Ich muss einfach etwas finden, womit ich ihn in der Hand habe doch der Tod seines Freunds ist es nicht.
Die anderen Dinge die er mir so erzählt hat, bringen mir auch alles nix.

Wenn ich es mir so recht überlege, ist das einzige Resultat aus diesem Auftrag bisher, dass er etwas gegen mich in der Hand hat und nicht andersherum.
Einerseits will ich endlich diesen Auftrag beenden, doch andererseits möchte ich ihm unter keinen Umständen wehtun.

Ich kenne ihn zwar noch nicht lange, aber ich glaube noch viel mehr Schmerz hält er nicht aus.
Außerdem will ich gar nicht wissen, wie ich mich fühlen werde, wenn er herausfindet, dass ich ihm in den Rücken falle. Ich werde mich noch mehr hassen, als ich es ohnehin schon tue.

Ich muss diesen Job loswerden.
Ganz ehrlich, der ganze Plan ist doch ohnehin total krank.

Das erste Mal seit mehreren Tagen, verlasse ich das Bett, um mehr zu tun als zu pinkeln. Ich gehe duschen, mache mich fertig und verlasse sogar die Wohnung.
Wo es hingeht? Zu meinem Vater. Ich werde ihm sagen, dass dieser Auftrag Schwachsinn ist und ihn bitten, mir etwas anderes zum Arbeiten zu geben. Ich brauche den Job, denn ich bin komplett überbezahlt, doch das meiste meines Geldes geht nachhause zu meiner Adoptivfamilie. Sie brauchen das Geld mehr als mein leiblicher Vater oder ich, deshalb kann ich nicht einfach alles hinschmeißen.

„Daniel, schön, dich zu sehen, setz dich doch" Sofort, als mein Vater mich so begrüßt, steigt ein sehr seltsames Gefühl in mir auf. Was zum Teufel ist los mit ihm?
Misstrauisch setze ich mich und er lässt sich mir gegenüber in seinem Schreibtischstuhl nieder.

„Was führt dich zu mir?" Okay, dass er jetzt lächelt macht alles nur noch schlimmer. Vor allem, weil ihm das bald vergehen wird.
Etwas unsicher räuspere ich mich. Ich mache es einfach kurz und knackig, wie wenn man ein Pflaster abreist. „Ich werde den Auftrag nicht weiter ausführen" Möglichst fest sehe ich ihn an.
Es liegt nicht daran, dass er Wille nicht da ist oder ich nicht hinter meinen Worten stehe, nur der Blick von meinem Dad macht mir Angst, denn er lächelt weiterhin und das heißt nichts Gutes.
Bei einem Menschen, der sich nur freut, wenn andere leiden tut es das nie.

Er lehnt sich auch noch entspannt in seinem Stuhl zurück. „Was ist denn das Problem?" Er wollte noch nie wissen, was los ist.
Ich glaube, mir sitzt ein Doppelgänger von ihm gegenüber.

Wieder räuspere ich mich und versuche bei Gedanken an den missglückten Kuss nicht rot anzulaufen.
Cas verwirrt mich einfach zu sehr, schon vom ersten Augenblick an.

„Ich will einfach kein Arschloch sein", erkläre ich.
Mein Vater nickt verstehend und sieht mich dann eindringlich an. „Daniel, du kannst dir überlegen, ob du ein Arschloch bist, wenn du deinem Vater hilfst, das Geschäft, das du einmal erben sollst, durchzuziehen oder dich auf die Seite eines Fremden schlägst. Aber bedenke bitte dabei den Zustand deiner Adoptivmutter. Die Kosten für ihre Behandlung werden immer teurer und du weißt, dass ich das nur übernehme, weil wir so ein gutes Verhältnis haben. Aber wenn du mich im Stich lässt, mache ich das bei dir auch"

Da ist er, der springende Punkt.
Er hat mich in der Hand, das weiß er und deshalb lächelt er so gehässig. Und wie immer gebe ich klein bei und nicke.

„Du hast recht. Entschuldigung für die Störung", murmele ich und gehe zur Tür.
Doch als ich sie aufmache bringt mich seine Stimme zum Stoppen. „Ich will bald Ergebnisse sehen, Daniel. Streng dich gefälligst mehr an"
Stumm nicke ich, ehe ich das Büro verlasse und schnellstmöglich raus gehe, um tief durchzuatmen.

Ich hasse es, der Sohn meines Vaters zu sein. Er führt mir jedes Mal vor Augen was für ein schlechter Mensch sich selbst bin.Er
Bisher war mir das fast egal, doch seit ich Cas kenne, zweifle ich immer mehr an mir und meinem Verhalten.

In der Hoffnung, die frische Luft könnte mir guttun laufe ich durch die Stadt und versuche mir zu überlegen wie es jetzt weiter gehen soll.
Ich will doch nur alles richtig machen, möglichst wenige Leute verletzten, am wenigsten Cas.

Doch als mein Handy klingelt und eine Nachricht aufflackert, denke ich plötzlich an gar nichts mehr.
Komm schnell zu mir, ich brauche deine Hilfe. -Cas"

Und dann renne ich los.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt