Castor:
Ich erwache nach einer traumlosen Nacht und öffne zaghaft die Augen, nur um kurz darauf zu erschrecken.
Doch um zurück zu zucken sind meine Glieder noch zu müde.
Ich liege genau vor Dan, unsere Position hat sich um keinen Millimeter geändert, nur, dass er eine Hand auf meine Taille gelegt hat, ist anders.Er schläft noch, wobei ich feststellen muss, dass er der Inbegriff von Schönheit ist.
Seine Gesichtszüge sind so zart, weich und fließend, aber trotzdem markant und maskulin.
Vor allem seine Jawline beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue.In einem Zentimeter Abstand bewege ich meinen Finger über seine Haut, um besagte Stelle in Gedanken nachzufahren, doch dadurch bleibt mein Blick automatisch an seinen vollen Lippen hängen.
Wie sie sich wohl anfühlen?
Seit Lucas habe ich mich das bei keinem mehr gefragt. Es war einfach nicht wichtig. Aber durch Dan hat sich einiges verändert, ob ich das nun zugeben will oder nicht. Dass er letzte Nacht in Tränen ausgebrochen ist, hat mich nicht mal überrascht. Es gibt noch so viele Seiten an ihm, die ich nicht kenne, die ihn in stillen und romanischen Nächten zum Weinen bringen und die zeigen, dass selbst der Mann, der am stärksten scheint, im Inneren hilflos und verloren ist.Ich war bisher immer auf der Suche nach jemandem, der mir Halt geben, mich beschützen kann. Dan ist nicht dieser jemand.
Aber vielelicht muss er das auch gar nicht sein.
Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen.Die Beziehung zwischen Lucas und mir war ziemlich einseitig. Er hat einfach alles für mich getan und wir waren beide glücklich.
Aber bei Dan erfordert er mehr als das. Es braucht Einfühlungsvermögen, welches ich nicht habe.Trotzdem will ich als Freund versuchen für ihn da zu sein, da er es auch für mich ist.
Im sofort nächsten Moment aber bin ich ein sehr schlechter Freund, denn mein Handy klingelt und Dan zuckt zusammen.
Hektisch greife ich in meine Hosentasche, was aber sehr umständlich ist, weil Dan noch die Hand auf meiner Taille hat, doch ich schaffe es und halte mir in nächsten Moment das Handy ans Ohr.
Dan sieht mich grimmig an. Ich mag das an ihm. Diese schlechte Laune steht ihm irgendwie.
„Was?", frage ich genervt in den Hörer.
„Castor, stell dir vor, ich sei ein Kunde", meint mein Vater empört.
Genervt verdrehe ich die Augen und drehe mich auf den Rücken, von Dan weg.
Es wäre ja irgendwie seltsam mich mit meinem Dad zu zoffen, während ich Dan tief in die Augen sehe, oder?„Bist du aber nicht. Was willst du?"
„Dich an meine Hochzeit erinnern", meint er.
Er ruft mich täglich an, nervt mich, bis ich ihm verspreche zu kommen. Und das seit Monaten. Ich hätte mich nach meinem Verschwinden nie bei ihm melden sollen.„Ja Dad, ich weiß, dass du nächste Woche heiratest und ich werde da sein, versprochen. Nur hör auf mich immer so früh morgens anzurufen, da musst du dich nicht wundern, dass ich genervt bin."
Er lacht am anderen Ende. „Es ist elf Uhr, an einem Wochentag. Das ist nicht früh, du Zicke" Er denkt, er könnte immer noch so mit mir umgehen wie damals, doch ich bin nicht mehr so wie früher.„Ist ok, Dad. Sonst noch was?" Ich liebe ihn zwar, aber er nervt mich auch gewaltig.
Er braucht ewig zum Nachdenken. „Ach ja, wen bringst du mit?"
Schon wieder das Thema. „Niemanden, ich komme alleine und wenn's dir nicht passt, dann komme ich gar nicht"Plötzlich wird mir das Handy aus der Hand gerissen. „Hallo, Herr Greed, ich bin ein Freund von Castor... Dan, freut mich auch... Ich werde ihn begleiten und persönlich dafür Sorge tragen, dass er auch wirklich kommt.... Natürlich. Er freut sich auch schon sehr sie mal zu sehen..."
Der Arsch grinst mich eiskalt an.
Was zu Hölle tut er da?!
„Ja, ich mich auch. Bis zum Wochenende"
Dann legt er auf und steckt mein Handy in meine Hosentasche.„Was sollte das? Du kannst ihm doch keine Hoffnungen machen, dass ich mit Begleitung komme", werfe ich ihm vor.
Das geht echt zu weit. Mein Dad wird total enttäuscht sein.
Dan schippst mir an die Stirn. „Ich werde deine Begleitung sein, du Hirn."
Ich schüttele schnell den Kopf. „Du verstehst das nicht. Mein Dad heiratet Lucas' Mum. Sie und seine Schwester hassen mich total, weil mein Ex ihn abgeknallt hat. Jetzt stell dir vor, ich tauche mit einem neuen Typen auf der Hochzeit auf, dann wird das ein Gemetzel"
Er zieht die Augenbrauen zusammen. „Lucas war dein Stiefbruder?"Klar, dass er nur das raus hört.
„Nein, wir sind zuerst zusammen gekommen und unsere Eltern erst vor drei Jahren."
Er nickt verstehend. „Hassen die dich echt oder bildest du dir das nur ein?", fragt er dann.
Ich schnaube empört. „Seine Schwester hat an seiner Beerdigung mit einem Messer nach mir geworfen" Das muss wohl alles sagen.
„Krass" Beeindruckt sieht Dan mich an.
Ja danke auch.„Dann sollte ich erst recht mit, um dich zu beschützen", beschließt er dann.
Ich verdrehe die Augen.Versuche ihn umzustimmen scheitern weiterhin gnadenlos, weshalb ich einfach hoffe, dass es nicht ganz so schlimm wird, wie ich es erwarte.
Nach einer weiteren Diskussion, packen wir die Sachen zusammen und laden sie in sein Auto, das im Wald versteckt steht.
„Du hättest uns doch gestern einfach hierher fahren können", meine ich vorwurfvoll.
Er zuckt mit den Schultern. „Bewegung tut doch gut"
DA kann man doch nur die Augenverdrehend!Seufzend lasse ich mich auf den Beifahrersitz nieder. Wow in seinem Auto reicht es nach Leder. Ich mal Leder.
Kurz darauf steigt er ein und düst los. Okay düsen kann man es nun wirklich nicht nennen, er fährt ungefähr 10, weil es hier keine geteerte Straße gibt.
Auf den echten Straßen dann angekommen, fährt er wie ein normaler Mensch und kann deshalb auch wieder mit mir reden. „Also wann fahren wir zu deinem Dad?" Er wirkt auch noch so, als freue er sich darauf.
Ich will ihn echt gern erwürgen. „Freitag Nachmittag, dann können wir da pennen und Samstag früh ist dann die Hochzeit. Und wehe, du weichst mir dann da von der Seite", drohend hebe ich ihm einen Zeigefinger vor die Nase.
Er lacht. „Keine sorge, ein Gentleman lässt seine Begleitung nicht stehen. Außerdem mag ich sowieso keine fremden Menschen, also brauchst du keine Angst zu haben, dass ich dir weglaufe" Er zwinkert mir zu.Irgendwie ist dieses lockere Verhalten nach gestern ziemlich seltsam.
Meine Neugier zwingt mich nachzufragen, aber ich halte mich unter Kontrolle.
Ich würde das auch nicht wollen.
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Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)
Teen FictionEinen Job, der Spaß macht, eine eigene Wohnung, keine Geldsorgen und komplett zufrieden mit den sozialen Kontakten. So sieht Castors Leben aus. Auf den ersten Blick beneidenswert, wäre da nicht die Sache, die sich hinter der ersten Schicht verdeckt...