57: Der Brief

2.2K 167 28
                                    

Daniel:

Die ganze Nacht über wälze ich mich hin und her.

Ich habe Robin mein Bett gegeben, schlafe aber selbst auf dem Sofa, damit er nicht auf die Idee kommt, kuscheln zu wollen.
Ich mag vielleicht auf Typen stehen und meinen Bruder beschützen wollen, aber das würde mir dann echt zu weit gehen.

Bis in die Morgenstunden liege ich einfach so da, höre dem Regen zu, wie er an mein Fenster prasselt und sehe den Tropfen bei ihrem Rennen zu, welcher am schnellsten den Boden erreicht.

Solange, bis mein Handy klingelt. Schnell springe ich auf und sehe auf den Display.
Cas.

Ich will eigentlich nicht rangehen, aber ihn wegdrücken kann ich nicht und wenn ich es weiter klingeln lassen, wird Robin wach, also muss ich ja wohl abnehmen.
Seufzend drücke ich auf die grüne Taste. „Ja?"

„Ist er bei dir?"

Verwirrt ziehe ich Augenbrauen zusammen, das das sicherlich nicht Cas' Stimme ist.
„Wer bist du denn?", frage ich.

„Cody."
Ach das Arschloch... Moment mal, was macht er an Cas' Handy?

„Ist Cas bei dir?", fragt er wieder.
Ich schüttele den Kopf, was er aber nicht sieht. „Nein, wieso? Was ist mit Cas? Wieso hast du sein Handy?" Stehe ich grade kurz vor einem Panikausbruch? Ja.

„Komm sofort in seine Wohnung" Danach legt Cody auf.
Obwohl ich es hasse, wenn man mir etwas befiehlt, ziehe ich mich schnell an, schreibe Robin einen Zettel, dass er sich bedienen und wie zuhause fühlen soll und stürme dann in mein Auto, um in Cas' Wohnung zu fahren.

Dort angekommen klingele ich sturm, bis Cody mir öffnet und mich grob in den Flur zerrt.
„Was ist hier los zum Teufel?!", frage ich ihn aggressiv.
Er sieht mich angepisst an. „Das sagst lieber du mir. Gestern hat Cas mich total aufgelöst angerufen und mir alles von euch erzählt und heute komme ich hier an, finde einen Brief und einen Wohnungsschlüssel vor der Türe vor und Cas nicht..."

„Was für einen Brief?", unterbreche ich ihn.
Cody zieht ein Papier aus seiner hinteren Hosentasche hält es mit hin.

Er rauft sich die Haare, während ich lese.

Lieber, Cody.

Ich hätte echt gern mal wieder Zeit mit dir verbracht. Nicht umsonst bist du mein bester Freund. Ich liebe dich unglaublich, aber das, was Dan getan hat, kannst nicht mal du wieder gutmachen.
Nach Lucas' Tod dachte ich, ich wäre verloren und hätte nichts mehr, das mich am Leben hält. Ich war so verdammt verzweifelt, aber nicht bereit mit meinem Leben abzuschließen.
Jetzt bin ich erwachsen geworden und musste feststellen, dass dieses Leben mir nichts zu bieten hat. Ich habe mich für Dan geöffnet, habe Lucas gehen lassen und wollte wirklich was mit Dan aufbauen, aber er hat mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt. Sein Dad hat ihn beauftragt, dafür zu sorgen, dass ich ihm aus der Hand fresse und er hat es doch tatsächlich geschafft, dass ich alles für ihn getan hätte. Ich glaube, ich liebe ihn, Cody, aber ich weiß, dass es genau diese Liebe ist, die mich dazu bringt, einfach nicht mehr weiter leben zu wollen.
Ich kann nicht mehr.
Ich bin einfach zu oft enttäuscht und verletzt worden. Ich will endlich, dass es aufhört zu wehzutun. Ich will zurück zu Lucas, aber am meisten will ich möglichst weit weg von Dan.

Ich denke, du solltest das alles wissen, damit du dir keine Vorwürfe machst, ich kenne dich immerhin viel zu gut. Aber glaub mir, du hättest nichts ändern können. Tu mir einfach den Gefallen und genieße deine Zeit mit Coleen, egal wie sehr sie dich manchmal nervt und wie temperamentvoll sie ist. Wenn sie erstmal weg ist, sind es genau diese Momente, an die du dich für immer erinnern willst. Und sag meinem Dad nichts, er soll mit Miranda glücklich werden und glauben, mir ginge es gut. Und das wird es.
Mir wird es gut gehen, sobald ich diesen Schritt gemacht habe und mich endlich einfach fallen lassen kann ohne Angst vor dem Aufprall zu haben, weil er es ist, was mich befreien wird."

Geschockt lasse ich das Papier sinken und starre Cody an.
Mein ganzer Körper zittert. „Sag mir bitte, dass du mich verarschst" Ich klinge genauso verzweifelt, wie ich mich fühle.

Cody schüttelt den Kopf und packt ich dann an den Schultern. „Wo könnte er sein? Irgendein Ort, der ihm hier was bedeutet. selbst, wenn er dir egal ist, musst du doch wissen, wo er gerne ist. Los, denk schon nach!" Cody setzt mich fast so sehr unter Druck wie ich mich selbst.

Aber als ich mich an den Satz erinnere, den ich als letztes gelesen habe, weiß ich genau, so Cas ist.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt