22: Am Horizont

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Castor:

Meine Depressiven Stimmungsschwankungen verschlimmern sich noch mehr, wenn ich schlecht geschlafen habe, sowie heute.
Eigentlich will ich Dan gar nicht so angehen, aber er regt mich einfach auf. Er, sein Gesicht und sein dämliches Grinsen.

Ich atme schwer durch, während ich neben ihm herlaufe. „Mann, wo gehen wir hin? Ich hab keine Lust mehr", beschwere ich mich. Ich will endlich ins Bett.
Er legt den Arm um meine Schultern. „Kein Stress, wir sind gleich da"
„Wo da?!", schreie ich aufgebracht und hebe die Arme. „Wir sind mitten im nirgendwo, Dan, wir sind am Arsch der Welt!"

Obwohl ich hier komplett am Austicken bin, grinst er mich entspannt an. „Ich dachte du stehst auf Ärsche."

Der Satz bringt jetzt echt das Fass zum überlaufen.
„Leck mich!" Ich halte ihm meinen Mittelfinger vor die Nase.
Aber der Arsch hat es heute echt drauf mich aufzuregen, denn er schnappt sich meine Hand und nimmt meinen Finger in den Mund.
Ich reiße ihn zurück und wische ihn an der Hose ab.
Er lacht mich aus. „Was denn? Ich hab nur das gemacht, was du gesagt hast?"

Genervt verdrehe ich die Augen. „Wie alt bist du eigentlich? Du benimmst dich grade wie ein Kind", meine ich abfällig.
Aber da fällig mir ein, das sich echt keine Ahnung habe, wie alt er ist.
„Du schmollst doch die ganze Zeit grundlos. Und ich bin 20, also darf ich mich kindisch verhalten, im Gegensatz zu dir, Opi"

20? Na das ist ohnehin viel zu jung für mich, also muss sich mir da gar keine Gedanken machen.

„Wieso schaut du jetzt so komisch?", fragt er unsicher.
Ich lache. „Ha, weil alles umsonst war. Du bist viel zu jung für mich"
Natürlich versteht er den Zusammenhang nicht, er weiß ja nicht, dass Lucas mir einreden wollte, es mit Dan zu versuchen, aber ich weiß es und das ist vermutlich auch der Grund für meinen unterirdische Laune.

Lucas ist ein Arschloch, er kann das doch nicht von mir verlangen. Ich will im am liebsten ins Gesicht schreien und ihm den Hals umdrehen, aber leider ist er ja schon tot...

„Ich bin gar nicht zu jung für dich" Es dauert lange, bis Dan das sagt und wirkt echt beleidigt. „Du bist ein scheiß Rassist, weißt du das? Mich zu diskriminieren, nur weil ich noch knackiger bin als du"
Empört sehe ich zu ihm. „Also bitte, die zwei Jahre merkt man mir ja wohl gar nicht an", behaupte ich.
Er grinst. „Also sind wir quasi gleich alt"
Darauf wollt er hinaus? Idiot.

„Quasi ändert nichts an der Tatsache", meine ich.
Er zuckt mit den Schultern. „Ich würde eh niemals was mit dir anfangen"
Jetzt treibt er es aber echt auf die Spitze. „Sag mal geht's noch? Ich bin sehr liebenswert, ok?" Es klingt fast bedrohend, wie ich ihm das an den Kopf werfe.
Er nickt. „Ja, klar, vollem so wie du dich gerade aufführst. Sag mal, hast du deine Tage oder bist du schwanger?"

Dafür kassiert er jetzt einen Schlag gegen die Schulter.
„Hör auf damit!"

„Womit?"

„Dich auch noch über mich lustig zu machen! Mir geht's halt grad nicht so gut und du machst alles nur noch schlimmer!"
Scheiß Pisskopf!

„Was mache ich denn?", fragt er überfordert und langsam auch angepisst.
Ich weiß ja selbst nicht, was es ist, das mich so aufregt.
Seine komplette Anwesenheit ist mir gerade zu viel.
Lucas denkt, für diesen Typen könnte ich etwas empfinden? Er könnte seien Platz ersetzen? Nein, niemals. Dan wird niemals gut genug dafür sein.

Eigentlich ist doch alles mit ihm nur Zeitverschwendung.

„Du atmest!", halte ich ihm vor.
Er tippt sich auf die Stirn. „Du hast sie doch nicht alle! Was ist dein scheiß Problem? Ich dachte, wir machen was Schönes zusammen und du führst dich auf wie der größte Idiot! Denkst du ich bin ein Stück Scheiße, dass du so mit mir umgehst?!"
Trotz all seiner Wut sieht er irgendwie verletzt aus.
Und ich verstehe es sogar. Ich bin grade einfach nur so unglaublich wütend. Doch ich will es nicht sein.
Dan hat es eigentlich gar nicht verdient, dass ich so mit ihm umgehe, das weiß ich.

Aber ohne diese Wut, bleibt nur noch Angst.
Und ich hasse es ängstlich zu sein.
Ich will nicht mehr ängstlich sein.
Lucas hat gesagt, Dan könnte mich stark machen, aber ich glaube, er macht mich nur umso schwächer. Ich bin doch mit allem so gut klargekommen, aber seit er in meinem Leben ist, ist nichts mehr wie es war.

„Hei"
Ich spüre seine Hände an meinen Wangen, sehe seine grauen Augen, die mich besorgt ansehen.
Von seiner Wut eben ist nichts mehr zu sehen.
„Ich wollte dich nicht anschreien. Tut mir leid. Aber bitte sei nicht so... Ich vermisse den echten Cas"
Mit dem Zeige Finger schiebt er mir sanft eine Locke aus der Stirn.

„Wer ist das eigentlich? Ich hab keine Ahnung mehr von meinem Leben, Dan. Ich bin einfach überfordert. Ich will nicht mehr..."
Er unterbricht mich. „Schh, sag das nicht."
Er küsst meine Stirn, weshalb ich für einen Moment die Augen schließe. Aber das macht es auch nicht wirklich besser.
Es zeigt, dass ich es genieße, was er tut und das will ich eigentlich nicht. Doch andererseits fühlt es sich tief in meinem Inneren schon gut an. Vergraben unter all den Schuldzuweisungen...

„Jetzt komm einfach mit.", meint Dan, als wieder ruhig bin.
Seltsamerweise ist all meine Wut mit seiner Berührung verschwunden und ich bin wieder ausgeglichener.

Er nimmt mich an der Hand, schiebt seine Finger zwischen meine und zieht mich weiter.
Wir laufen noch ein kurzes Stück durch dieses verkackten Wald am Arsch der Welt, ehe Dan anhält und ein paar Äste von Büschen zur Seite schiebt.
„Ladies first", meint er.
Ich verdrehe grinsend die Augen und löse meine Hand aus seiner, um durch den provisorischen Durchgang zu gehen.
Er kommt kurz nach mir, legt mir von hinten eine Hand auf die Schulter, während ich mit offenem Mund auf das Szenario vor mir sehe.

Unter mir erstreckt sich die gesamte Stadt, mit all ihren Licht- und Schattenseiten. Ich stehe auf einem Anhang, doch davor liegen eine Decke und viele Kissen, daneben steht ein Picknickkorb.

„Sag bloß, das hast du gemacht?" Ich drehe mich um, damit ich Dan aus großen Augen ansehen kann.Er
Er schiebt mir wieder lächelnd ein Strähne weg und nickt.

Staunend drehe ich mich wieder um und setze mich auf den weichen Untergrund, sehe auf die Stadt.
Dan setzt sich zu mir. „In einer halben Stunde kommt dann das beste", meint er.
„Was? Eine spanische Gitarrenband?"
Er schüttelt lachend den Kopf. „Nein, der Sonnenuntergang, du leuchte"
Das ergibt tatsächlich mehr Sinn und ist auch noch kostenlos.

„Willst du was essen?", fragt Dan mich, während ich fasziniert über die Stand blicke.
„Was hast du da?"
Er hält mir Chips, Popcorn und Gummibärchen vor die Nase.

Ich muss lachen. „Fast hatte ich schon Angst, das könnte sowas wie ein Date sein, aber das hier beweist das Gegenteil", grinse ich, während ich nach den Chips greife.
Dan streckt er mir eine Bierdose hin, die ich belustigt entgegen nehme. „Du weißt echt, wie man eine Prinzessin wie mich verwöhnt"
„Jetzt auch noch Ansprüche stellen?", fragt er empört, aber sichtlich belustigt.
Ich nicke grinsend. „Klar, immerhin ist es deine Aufgabe, mir meine Wüsche von den Lippen abzulesen, weil ich dich hiermit als meinen Persönlichen Sklaven ernenne"
Er hält sich die Hand aufs Herz. „Oh wow ich fühle mich geehrt"
Wir lachen und öffnen dann unser Bier, um anzustoßen.

Erst als, er entspannt seufzt und sich zurücklehnt, fällt mir etwas auf.
Er hat all das organsiert und ich habe mich gerade wie das größte Arschloch benommen, obwohl er absolut nichts falsch gemacht hat. Im Gegenteil.

Sofort lege ich mich zu ihm. „Es tut mir so leid" Mit meinem besten unschuldigen Blick sehe ich ihn an, sodass er mir einfach verzeihen muss.
„Was denn?" Verwirrt mustert er mich.
Oh Mann, er sieht es nicht mal als Fehler von mir.
„Dass ich grade so ausgerastet bin... Manchmal ist es mir einfach zu viel"
Er seufzt und nickt, ehe er etwas weiter zu mir rutscht. „Das muss dir nicht leidtun. Ich weiß, wie es ist, wenn man sich nicht mehr im Griff hat."
„Was meinst du damit?", will ich wissen, doch er schüttelt nur den Kopf greift nach meinem Kinn und dreht es zum Abgang.

Und in diesem Moment taucht die Sonne am Horizont unter und löst am Himmel de ein beeindruckendes Farbspiel aus.
Ich lasse mich gegen Dan sinken und sehe gerade aus, auf einen Ort, den man niemals erreichen kann.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt