Daniel:
Nachdem Cas verschwunden ist, sieht dieser Cody wieder zu mir. „Hör zu, Kumpel, wenn du ihm wehtust, mache ich dir das Leben zu Hölle, hast du das verstanden?"
Ich lache abfällig. „Hör zu Kumpel", mache ich ihn nach. „Ich bin der Letzte, der ihm etwas tun will. Wenn er mir egal wäre, wäre ich jetzt nicht hier und würde mich mit einem Idioten wie dir unterhalten. Und wenn du willst, dass Cas nicht jedes Mal sofort abhaut, dann hör auf, ihn zu behandeln als sei er aus Glas. Wenn er reden will, dann tut er es und wenn nicht, dann geh gefälligst normal mit ihm um. Er ist kein kleines Kind mehr und es nervt ihn, wenn man ihn so behandelt"Cody schnaubt. „Und das weißt du, weil du ihn so gut kennst? Ich war jahrelang sein bester Freund, ich kenne ihn viel besser als du"
„Darum geht es gar nicht", meine ich relativ ruhig. „Vielleicht kennst du ihn allgemein besser, aber ich war die letzten Wochen da, wenn es ihm schlecht ging und ich weiß, wie er dann behandelt werden will. Was denkst du denn, wieso er von hier abgehauen ist?"
Cody schnaubt, sagt aber nichts mehr dazu, sondern wechselt das Thema. „Was bezweckst du bei ihm?"
„Gar nichts", behaupte ich.Aber Cody glaubt mir nicht. ER scheint wohl eine gute Menschenkenntnis zu haben, immerhin kann er mich absolut nicht ausstehen.
Aber ich ihn auch nicht. Ich meine ganz ehrlich, er sieht seinen besten Freund nach 4 Jahren wieder und küsst ihn dann? Wie krank ist das denn?!„Wie auch immer" Er wendet sich von mir ab und geht zu Michael. „Danke, dass du mir Bescheid geben hast. Bis morgen", dann verschwindet er und lässt mich mit Michael alleine.
Er seufzt. „Castors Zimmer ist oben das dritte links. Oder möchtest du eines der Gästezimmer?", fragt er mich.
Für was entscheide ich mich wohl?„Nein nein, ich schlafe bei Cas. Irgendwer muss ja den Wachhund spielen", erkläre ich.
Michael nickt leicht lächelnd. „Das gemeinsame Abendessen fällt wohl aus. Ich werde Miranda sagen, dass ihr so erschöpft von der Fahrt wart."Ich nicke dankbar und verabschiede mich dann, um die Treppe hoch zu gehen.
Bei der dritten Tür links, klopfe ich leicht dagegen, ehe ich sie öffne.Cas sitzt auf den Bett und wirft einen Flummi gegen eine Wand, der dann wieder zurückkommt und er ihn auffängt, nur um es wieder zu machen.
Ohne zu fragen setze ich mich zu ihm. „Wie bekommst du das hin?", frage ich neugierig.
Er zuckt mit den Schultern. „Ich hab das früher ständig gemacht, wenn ich alleine war."
Ich nicke verstehend und sehe ich in seinem Zimmer um.Alles voller Bandposter, aber von der Einrichtung her ziemlich durchschnittlich.
Nur eine Sache wundert mich. Auf einem Regal sehe ich nämlich Nagellacke stehen. „Wem gehören denn die?" Ich deute dahin.
Cas folgt meinem Blick und lächelt dann. „Mir."Überrascht sehe ich zu ihm. „Echt jetzt?"
Er nickt grinsend. „Ich bin früher echt ziemlich fragwürdig rumgelaufen. Lucas' Dad hat mich sogar mal als Transe bezeichnet deswegen"„Hat er nicht", hauche ich geschockt.
Er nickt. „Doch hat er. Aber Lucas hat ihm eine Ansage gemacht." Er seufzt verträumt.„Wieso läufst zu jetzt nicht mehr so rum wie damals?", will ich wissen.
Er zuckt mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Es hat mir Spaß gemacht, mir die Nägel zu lackieren, mich aufwendig anzuzeigen, Schmuck zu tragen oder auch mal Schminke, aber seit Lucas nicht mehr da ist, war es mir so ziemlich egal, wie ich aussehe und jetzt hab ich mich dran gewöhnt so herum zu laufen wie alle anderen" Er zuckt nochmal mit den Schultern.„Und fühlst du dich wohl so?"
Wieder zuckt er mit den Schultern. „Was bedeutet wohlfühlen schon?"Sprüche wie diese zeigen, dass er zu nachdenklich wird und wenn er zu nachdenklich wird, dann rutscht er wieder in ein viel zu tiefes Loch ab, aber das will ich nicht zulassen.
Ich fühle mich schrecklich, wenn ich weiß, dass es ihm nicht gut geht und Nichts daran ändern kann.
Er soll gefälligst glücklich und nervend sein, nichts anders.
„Erzähl mir von dem glücklichsten Moment in deinem Leben", fordere ich.
Cas fängt einen Flummi auf und sieht etwas verwundert zu mir. „Wieso?"
„Weil ich es wissen will."Er schmunzelt leicht und scheint dann nachzudenken. „Wow, die haben alle was mit Lucas zu tun", lacht er.
Das ist doch schon viel besser als dieser trübe Ausdruck.„Dann erzähl mir von Lucas", schlage ich vor.
Ich mag es wirklich, wenn er von ihm redet. Er scheint dann ein komplett anderer Mensch zu sein, einer, der glücklich ist.„Ich glaube der schönste Moment meines Lebens war kurz bevor ich zum zweiten Mal mit Lucas geschlafen habe", meint er dann.
„Und weiter?", fordere ich.
Er lächelt. „Also wir beide konnten uns nicht mehr an unser erstes Mal erinnern, weil wir da beide dicht gewesen sind und noch nicht zusammen waren. Aber als wir dann zusammen gekommen sind, mussten wir gefühlte Ewigkeiten warten, bis wir miteinander schlafen konnten und er hat das alles so perfekt organisiert. Wir waren alleine hier zuhause, ich musste noch schnell in die Apotheke und als ich zurückgekommen bin, war alles voller Kerzen und Rosenblättern. Zuerst hatten wir ein Pizzadate unten im Esszimmer, das hat uns beiden die Nervosität genommen, dann sind wir in Bad, so er einfach alles umgestaltet hat. Wir haben gebadet, im Kerzenschein und sind dann rüber ins Schlafzimmer." Cas lächelt total verträumt. „Hier war alles voller Blütenblätter und Kerzen und dann hat er auch noch Musik angemacht. Er hat sich so eine Mühe gegeben, damit ich mich wohlfühle. Und das hatte bis dahin noch keiner. Lucas wollte nicht mit mir schlafen, um seine Befriedigung zu bekommen, sondern einfach, um mir nahe zu sein und als ich das festgestellt habe, war es einer der schönsten Momente in meinem Leben. Wir haben es als unseren persönlichen Himmel bezeichnet, wenn wir zusammen waren. Es war traumhaft"
Er seufzt.Wie oft, wenn er so eine Erzählung beendet, weiß ich nicht wirklich, was ich dazu sagen soll, um es nicht kaputt zu machen.
Natürlich habe ich viele Gedanken, aber ich will nicht riskieren, seine Stimmung wieder runter zu ziehen.Lieber beobachte ich ihn dabei, wie er glücklich vor sich hin lächelt, mit diesem speziellen Ausdruck in seinen Augen.
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Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)
Teen FictionEinen Job, der Spaß macht, eine eigene Wohnung, keine Geldsorgen und komplett zufrieden mit den sozialen Kontakten. So sieht Castors Leben aus. Auf den ersten Blick beneidenswert, wäre da nicht die Sache, die sich hinter der ersten Schicht verdeckt...