51: Die Warnung

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Daniel:

Cas liegt auf meiner Brust und zeichnet mit dem Zeigefinger kleine Kreise auf sie, während ich an seinen Locken herumspiele.
Ich ziehe an einzelnen Haarsträhnen und lasse sie wieder los, nur um festzustellen, dass sie sich sofort wieder zusammenziehen und locken.

Danny?" Leise spricht Cas den Spitznamen aus, den nur er für mich verwenden darf, stellt die Berührungen an meiner Brust ein und sieht schüchtern zu mir hoch.
Ich sehe ihn fragend an. „Was ist los, Babe?"
Er kaut sich auf der Unterlippe herum, sowie er es immer tut, wenn er nervös ist.
Aber eigentlich sollte er wissen, dass er bei mir nicht nervös sein muss.

Liebst du mich?"
Seine Frage wirft mich komplett aus dem Konzept, sie kommt so überraschend.
Bisher haben wir uns einen Dreck darum geschert, unsere Gefühle zu benennen, da wir uns in einer verdammt komplizierten Lage befinden, doch nun will er es endlich wissen. Und es gibt nur eine Antwort, die nicht gelogen wäre.

Ja, ich liebe dich, Cas"

Anscheinend habe ich das richtige gesagt, denn er beginnt zu lächeln.
Es kommt mir für einen Moment alles so perfekt vor, bis sein Lächeln verschwindet, er die Augenbrauen zusammenzieht und mich wütend anschaut. „Warum belügst du mich dann?" Er klingt so vorwurfsvoll, aber auch enttäuscht und verletzt.
Dabei will ich ihn doch nur beschützen. Und das tue ich auch, vor allem, außer vor mir.

Nach allem, was ich durchmachen musste! Wie kannst du mir das nur antun?!"
Plötzlich stehen wir uns gegenüber und er schreit mich wütend an, aber ich erkenne auch die Verletzung in seinem Blick.
Den Wunsch, dass ich ihm sage, es ist alles nicht so wie es aussieht. Ich sei ein guter Mensch. Ich hätte ihn nicht vom ersten Momente an belogen.

Cas, Bitte" Ich streckte meine Hand nach ihm aus und er wird sanfter, lässt mich ihn zu mir ziehen.
Ich nehme ihn in den Arm.
Ich will nicht, dass es ihm schlecht geht und noch weniger will ich dafür verantwortlich sein, denn ja, ich liebe ihn.

Zuerst schmiegt er den Kopf an meine Schulter, doch dann sieht er verlegen zu mir hoch.
Sein Blick trifft meinen Lippen. Schon so oft, ist das passiert. So oft wollte ich ihn küssen, wusste, dass er es auch wollte, doch die Angst von ihm zurückgewiesen zu werden, weil er noch nicht so weit ist, war immer größer.

Doch in diesem Moment scheint das alles vergessen. Süß sieht er hoch in meine Augen, während seine Hände über meine Brust und Schulter zu meinem Nacken fahren.

Wie automatisch nähert sich mein Kopf seinem etwas.

Für einige Momente verharren meine Lippen über seinen, bis ich es einfach nicht mehr aushalte.
„Darf ich dich küssen?", flüstere ich, doch es fühlt sich so an, als würde ich schreien.

Cas' leichtes Nicken auf meine Frage hin ist die Erlösung für mich.
Sofort senke ich meine Lippen auf seine und erlebe den besten Kuss meines Lebens.

Es fühlt sich so an, als würde ich vor Freude explodieren, doch im nächsten Moment stößt Cas mich weg und sieht mich wieder so wütend an, beinahe hasserfüllt. „Tu das nie wieder!", brüllt er. Er sieht so aus, als hätte ich ihn geschlagen.

Aber..." ich bin so verwirrt. Er hat mir doch seine Erlaubnis gegeben...

Wie kannst du nur denken, ich würde für dich mit Lucas abschließen? Er ist der einzige für mich und er wird es immer sein! Du bist so erbärmlich, wie du darauf hoffst, dass ich dich jemals auch nur halb so sehr lieben werde wie ihn. Ich werde dich niemals mit diesen Blick ansehen, oder in selben Ton von dir sprechen. Du wirst mir niemals so viel bedeuten!"

Erstarrt stehe ich da und höre Cas zu, während es sich so anfühlt, als würde er mich steinigen.
Mit jedem Wort, das seinen Mund verlässt, wirft er einen immer größeren Felsbrocken auf mich, bis ich darunter zerbreche.

Aber so richtig schlimm wird es erst, als Lucas hinter Cas auftaucht und ihn von hinten umarmt, während er mich hämisch angrinst, in dem Wissen, dass Cas' Worte wahr sind.
Sein Herz wird immer nur Lucas gehören und ich werde nie mehr sein, als ein Junge, der ihn anbetet, ihn verehrt, was aber niemals erwidert werden wird.

Als Cas sich dann umdreht und Lucas leidenschaftlich küsst, bricht mein Herz in tausend Teile.

Ich fühle den Schmerz, die Verzweiflung jede meiner Adern durchfluten.
Ich kann mir das nicht mitansehen, aber etwas zwingt mich an Ort und Stelle stehen zu bleiben, ich kann mich nicht bewegen, also schreie ich, sie sollen aufhören.

Aber sie hören mich nicht, oder es ist ihnen einfach egal.
Cas ist es egal.

Dann spüre ich, dass mich jemand am Arm rüttelt und es fühlt sich an als würde ich zurückgeschleudert werden, mich immer weiter von Cas und Lucas entfernen, obwohl ich mich gar nicht bewege, solange, bis ich meine Augen aufschlage und mein Körper schweratmend in die Höhe schnellt.

Ich sitze auf einem Bett.
Genau in diesem Moment wird mir bewusst, dass ich diesen Scheißt nur geträumt habe.
Wie soll es denn auch anders sein? Lucas ist tot, er kann nicht zurückkommen und mir Cas wegnehmen.

Aber wieso fühlt es sich dann noch immer so an, als würde Cas vor mir stehen und sich leidenschaftlich von Lucas küssen lassen?
Wieso fühlt sich mein Herz so gebrochen an?

„Hei, Danny, alles ist gut"
Ich spüre, wie ich an einen Körper gedrückt werde, lasse es einfach mit mir machen.
Ich bin total verstört, doch mein Traum fühlt sich einfach so real an.
Dieser Schmerz...
Bisher wusste ich nicht, wie es sich anfühlt verliebt zu sein, aber nun weiß ich es. Es tut verdammt weh.

Beim tiefen Einatmen, vernehme ich Cas' Duft, weiß, dass er mich im Arm hält, doch so gern ich es auch wollte, ich kann es nicht genießen. Er wird meine Gefühle niemals erwidern. Er wird mir wehtun, ob absichtlich oder nicht.

Ich brauche mehr Kraft, um mich dazu zu zwingen, ihn wegzudrücken, als es tatsächlich zu tun und im Bett zurück zu kriechen, bis ich mit dem Rücken an der Wand lehne.

Cas und ich sind in seiner Wohnung, ich liege in seinem Bett, er sieht mich besorgt an.
Ich will einfach nur, dass er geht.
Es tut so weh, ihn anzusehen.
Es tut weh, dass er hier neben mir sitzt und trotzdem so unendlich weit weg ist.
Es tut weh, dass ich ihn liebe, aber er mich nicht.

„Dan, du hast nur schlecht geträumt", versucht Cas, mich zu beruhigen und rutscht näher zu mir hoch.
Ich schüttele den Kopf. „Es war nicht nur ein Traum"
„Was war es denn dann?", fragt er einfühlsam, sein Daumen streicht über meine Wange.

Widerwillig schiebe ich seine Hand weg. Die Stelle, an der er mich berührt hat, fühlt sich an als würde sie brennen. Lichterloh in Flammen stehen.

„Es war eine Warnung", murmele ich.

Mein Unterbewusstsein hat mir die Realität vor Augen geführt, mich davor gewarnt meine Gefühle zuzulassen. Das weiß ich.
Aber es ist auch die stumme Aufforderung, den Kontakt zu Cas abzubrechen und so weiter zu machen wie vorher.
Aber ich bin mir so sicher, dass ich das nicht kann.

Ich kann nicht ohne ihn, aber eben auch nicht mit ihm.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt