37: Eskalation

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Daniel:

Nach dem überaus leckeren Essen, findet ein Programm für die Belustigung der Leute und des Brautpaars statt.
Cas und ich machen bei keinem der Spiele mit.
Er wollte nicht mal an seinem Platz bei seinem Vater am Tisch sitzen, weil da kein Platz für mich reserviert war.

Er hat zwar behauptet, er wolle mich nicht alleine lassen, doch wir wissen beide, dass es eher daran lag, dass er nicht alleine sein wollte.
Obwohl alle hier echt total nett sind.
Aber sogar ich bemerke, dass Cas teilweise echt seltsam angeschaut wird.
Das regt mich echt auf.

Was gucken die denn so?
Ob sie wohl die Geschichte von Lucas und ihm kennen?
Egal, warum sie so schauen, ich will Cas nicht zumuten, dass er sich doch noch unwohl fühlt, was man ihm schon leicht anmerkt.

Er sieht sich immer um, als würde er erwarten, dass ihm jederzeit Beleidigungen an den Kopf geworfen werden.

Ich denke, es ist Zeit zu gehen, bevor er noch komplett der Paranoia verfällt.
„Hei", ich stupse ihn leicht an und er wird aufmerksam.
„Was?", fragt er leise.
„Sollen wir gehen?"
Er nickt.

Wie automatisch greife ich nach seiner Hand, um ihn mit mir auf die Beine zu ziehen, doch gerade als wir dabei sind, den Pavillon zu verlassen, dröhnt sein Name durch die Lautsprecher. „Castor Greed"

Den Typen kenne ich gar nicht.
Überrascht sehen wir zu dem Typen, der in der Mitte der freien Fläche, die zum Tanzen gedacht ist, steht und Cas anschaut.
Er sieht nicht gerade sicher auf den Beinen aus, ist bestimmt schon total dicht.

Cas verkrampft sich, als er ihn ansieht.
„Wer ist das?", flüsterte ich ihm zu, weil er zu zittern anfängt. Was geht den jetzt ab?

„Der arme unschuldige Junge", meint der Typ und lacht dann auf. „Du hast meine Familie zerstört, du Missgeburt. Zuerst wird mein Sohn wegen wir mit der Schwuchtelseuche infiziert, dann verdrehst du ihm den Kopf und schließlich bringst du ihn um. Wie krank muss man bitte sein? Du hast behauptet, ihn zu lieben und stehst du hier mit deinem neuen Lover. Du hättest niemals in Lucas' Leben kommen sollen, du..."

Bevor er weiter reden kann, nimmt Miranda ihm das Mikro ab und viele Leute beginnen zu diskutieren, als sie zwischen Cas und Lucas' Vater hin und her sehen.
Cas zittert noch, aber nicht vor Angst, sondern vor Anspannung.

„Lass uns gehen", ich will ihn mit ziehen.
Was der Typ da gelabert hat, kann nur Scheiße sein.

Aber Cas will nicht mehr gehen. Er reißt seine Hand aus meiner los, geht fast schon blind durch den Pavillon.
Immer mehr Blicke richten sich auf ihn.

Als er vor Lucas' Vater stehenbleibt, wichen alle andern etwas zurück.
Lucas' Vater wirkt nicht gerade im stabilen Zustand, doch es schafft es Cas verächtlich vor die Fuße zu spucken.

Es dauert nur eine Sekunde, bis Cas etwas tut, das ich niemals von ihm erwartet hätte.
Er holt aus und schlägt dem Mann vor ihm die Faust ins Gesicht.

Er fällt nach dem ersten Schlag um.
Cas hört nicht auf, kniet sich über ihn und schlägt immer wieder zu.

Sogar von hier aus sehe ich das Blut auf seiner Hand, weiß aber nicht von wem es kommt.

Als Miranda versucht, Cas von Lucas' Dad loszubekommen, ist er gerade am Ausholen und schlägt ihr den Ellbogen ins Gesicht.
Aber das interessiert ihn nicht.
Ich glaube, er bekommt es gar nicht mit.
Zu blind ist er in diesem Wutausbruch gefangen.

Auch, dass Cody und Michael an Cas herumzerren, um ihn von seinem Opfer herunter zu bekommen, bringt nicht viel.Ich
Total blind schlägt er um sich.

Ohne viel nachzudenken, eile ich zu ihm, schucke Cody dabei zur Seite und drücke Cas an meine Brust.
Kurz schlägt er noch um sich, erwischt sogar meinen Bauch, weshalb ich kurz einsacke, doch ich reiße mich zusammen und presse ihn an mich.

Im nächsten Moment geben seine Beine nach und er bricht schluchzend zusammen. Aber er fällt nicht hin, weil ich ihn festhalte.

Es bricht mir das Herz, dass das gerade ernsthaft passiert.

Ohne noch auf andere zu achten, hebe ich ihn hoch, schiebe die Arme unter seine Kniekehlen und an seinen Rücken, ehe ich ihn so von den andere wegtrage.

Ich laufe einfach in den Wald hinein, bis ich glaube weit genug von der Location wegzusein, damit uns keiner nerven kann.

Dann setze ich mich auf den Boden, den Rücken an einen Baumstamm gelehnt und drücke Cas weiter an mich, während er auf meinem Schoß sitzt.
Er drückt sein Gesicht in meine Schulter und legt eine Hand und meinen Nacken, um sich an mir festzuhalten.

Ich kann nicht anders, als ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben. Worte würden nichts bringen und wegscheuchen kann er mich jetzt auch nicht sowie vorhin.

Er schluchzt einfach weiterhin meinen Anzug voll, bis mir etwas einfällt. Lucas hat in einem der Videos gesagt, dass es Cas aufmuntert, wenn man für ihn singt.
Also mache ich das.

Zuerst summe ich leise, das Lied, das er geschrieben hat und mir seit ich es gehört habe im Kopf herumschirrt, doch dann singe ich es.

Cas wird langsam ruhiger.

Aber sein Körper bebt wieder, nur diesmal von lachen.

Als ich das bemerke, höre ich auf zu singen und sehe fragend zu ihm runter.
Er lacht mich an, obwohl er noch Tränen in den Augen hat und einfach fertig aussieht.
Sein Eyeliner hat sich sowie vorhin über seinen Wangen verteilt, nur diesmal stärker, weil er deutlich mehr geweint hat.

„Du bist der Typ, der meinen Song aufgenommen hat", lacht er.
Ich zucke mit den Schultern. „Mir war langweilig, als ich auf dich warten musste, und ich hab ein bisschen herumgespielt." Entschuldigend lächele ihn an.

Er schüttelt ungläubig den Kopf. „Wieso hast du mir das nicht gesagt? Ich hab total verzweifelt ach dir gesucht"
Ich wiederhole meine Geste von eben. „Ich wusste ja nicht, dass ich was aufgenommen habe. Außerdem meinte mein Dad ich hab nicht das Zeug zum Sänger, das hab ich dir doch schon mal erzählt."
Er schüttelt lachend den Kopf. „Das ist der Grund, weshalb ich erfolgreicher bin als dein Vater. Weil ich verdammt nochmal Ahnung von meinem Job habe. Und wenn du meine Lieder einsingst, kann dein Dad unseren Staub fressen"
Er wirkt total begeistert und voller Vorfreude.
Deshalb geht es auch mir sofort besser.

Doch bei seinem Plan bin ich mir unsicher. „Ich glaube nicht, dass das was für mich ist", meine ich kritisch.
Er sieht mich ernst an. „Wenn du jetzt nein sagst, dann heule ich sofort weiter"

Ich verdrehe die Augen. „Okay, ich mach alles, solange du nicht wieder anfängst zu weinen. Das nervt" Ich grinse ihn an und er schlägt mich leicht auf die Brust.
Kaum zu glauben, dass dieser süße Junge gerade so eskaliert ist.

„Gib halt zu, dass du es genießt, mich trösten zu dürfen", meint er eingebildet.
Mit meiner darauffolgenden Antwort rechnet er wohl nicht. „Ich genieße es, dich trösten und im Arm halten zu dürfen. Vielleicht auch etwas zu sehr"

Überrascht schaut er mich an. Er blinzelt still aus seinen großen blauen Augen.

Lachend tippe ich auf seine Stupsnase. „Jetzt schau nicht so. Würde ich dich nicht so verehren, wie ich es tue, würde ich nicht so viel Zeit mit dir verbringen"

Wie immer wenn ich ihm auf die Nase stupse, schielt er kurz dorthin wie hypnotisiertes Kaninchen, ehe er mir wieder in die Augen blickt.
„Du verehrst mich?", fragt er dann kindlich.

Ich nicke lächelnd und hauche: „Wie einen Gott"

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt