49: Entwicklungen

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Daniel:

Ich bin Cas nicht böse, weil er mich nicht geküsst hat.
Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich es denn wollte.
Gerade ist alles so unkompliziert und locker zwischen uns, da würde ein Kuss doch nur Unruhe reinbringen. Wir müssten definieren, was das zwischen uns ist und das wollen wir nicht. Ich will es nicht, weil ich weiß, dass ich dann in die gehasste Freundezone abgeschoben werde.

Den gesamten Tag verbringt Cas bei mir, bis ich ihn am Abend nachhause begleite.
„Also morgen kommst du aber ganz sicher ins Tonstudio.", bestimmt er dann, als er in den Wohnungsflur geht und ich mich an seinen Türrahmen lehne.
„Ganz sicher", verspreche ich.
Diesmal habe ich ja keinen Grund, es nicht zu tun.

Cas lächelt und kommt zu mir, um meinen Kopf im Nacken runter zu ziehen und die Lippen auf meine Wange zu legen.
Dann tätschelt er leicht darauf. „Dann pass auf, dass du auf dem Heimweg nicht in einen Van gezerrt und entführt wirst, du hübscher junge" Heißt das so viel wie, komm gut nachhause? Typisch Cas...

„Mach ich.", versichere ich ihn, ehe ich mich runter beuge, um auf ihn auf die Wange zu küssen. Ich will mehr!!!
Einmal ganz beiläufig streiche ich mit dem Daumen über seinen Mundwinkel, ehe wir uns nochmal angrinsen wie ein paar Deppen und ich dann gehe.

Während ich die Treppen runter laufe, atme ich tief durch.
Cas macht Dinge mit meinem Herz, die ich bis dahin nicht mal annähernd für möglich gehalten hätte.

Ich hoffe einfach nur, mein Dad wird das mit uns nicht zerstören. Ein Leben ohne mein Baby ist unvorstellbar für mich geworden und dass obwohl ich vor drei Monaten noch nicht mal wusste, dass er überhaupt existiert.

Und jetzt?
Ja, ich geb's zu, vielleicht bin ich ja in ihn verknallt.
Aber ganz ehrlich, zeigt mir doch einen, der sich nicht in ihn verlieben könnte.
Er ist doch einfach der Wahnsinn!

★ ★ ★

Am nächsten Morgen wache ich ziemlich früh auf, weil ich so nervös wegen den Aufnahmen bin.Oder weil ich Cas wiedersehe. Oder beides.
Keine Ahnung, auf jeden Fall befürchte ich, mein Herz gibt jeden Moment einfach auf, während ich mir den Weg durch singandsounds zu seinem Tonstudio mache.

Die Tür steht offen, als ich reinkomme und Cas sitzt auf seinem Stuhl, die Füße auf dem Pult vor sich abgelegt, während er Gitarre spielt.

Ich hab ihn noch nie spielen hören, aber jetzt weiß ich, warum Vincent ihn damals einfach so eingestellt hat.
Ist es überhaupt noch menschlich, sowas zu können?.

Lange stehe ich einfach so im Türrahmen und höre ihm zu.
Es klingt nicht mal so, als würde das alles nur mit einer Gitarre spielen. Und er sitzt einfach lässig halb liegend da und spielt das mal so vor sich ihn.

Ich glaube, er hat nicht mal eine Ahnung, was er da vollbringt.

Er summt auch leise eine Melodie, ehe er sich einen Stift nimmt und etwas auf ein Blatt schreibt. Ich ahne schon, dass ich hier gerade einen zukünftigen Song höre. Und er ist wundervoll. Genau wie Cas.
Und nein, ich beurteile nichts subjektiv.
Seine Musik ist gut, unabhängig davon, ob ich nun total verknallt in ihn bin oder nicht.

„Wie lange willst du noch da stehen bleiben?", fragt Cas, während er die Beine vom Tisch nimmt und die Gitarre weglegt.
„Nein spiel weiter", schmolle ich.
Er lacht leicht. „Nö, zuerst will ich begrüßt werden"
Ich schmunzele, knie mich vor ihn und drücke ihn meine Lippen auf die Wange.

Dann sieht er schon zufriedener aus, doch er umarmt mich noch. Ich weiß nicht mal wieso, doch diese Geste macht mich unglaublich glücklich.
Er mag mich, er muss es einfach tun.

Als er sich wieder lösen will, ziehe ich ihn noch fester zu mir und er umarmt mich kichernd weiter.

„Soll ich jetzt nochmal was spielen oder willst du weiter umarmen? Irgendwann sollten wir auch mal mit der Arbeit anfangen...", meint Cas.
Brummend lasse ich ihn los und sehe ihn böse an. „Okay, spiel nochmal was."

Er grinst total eingebildet, während er mich keine Sekunde aus den Augen lässt und nach seiner Gitarre greift. „Okay, was soll ich spielen?", fragt er.
„Das was du grade gespielt hast"
„Das ist aber noch nicht fertig", meint er, was wohl so viel heißt wie nein.
„Dann einfach das, was du willst"
Ich weiß ja nicht, was er spielen kann.

Er nickt und beginnt an den Saiten zu zupfen, während er mich ansieht.
Keine Ahnung wieso, aber das berührt mich irgendwie total.
Er scheint diese wundervollen Klänge nur so beiläufig zu spielen, aber mich verzaubern sie.
Wie ein Fan-Girl fiebere ich bei jedem Griff mit, doch er ist komplett entspannt und zwinkert mir sogar zu.
Idiot! Er weiß wohl ganz genau, wie beeindruckend das ist.

Wie von alleine, wippt mein Körper mit, als er noch einen Beat mit einbaut.
Ich kann nicht anders als ihn verträumt anzulächeln.
Er weiß sowas von hundertprozentig, wie sehr ich ihn verehre.
Aber ich bin ihm dankbar, dass er es im Stillen genießt und mich nicht damit aufzieht.

Ich weiß ja selbst nicht, wieso ich so fühle, wie ich es tue, aber ich will es auch gar nicht ändern.
Vor Cas war mein Leben gelinde gesagt scheiße, ich war scheiße und ich habe mich scheiße gefühlt, aber dann... Hat sich alles verändert und ich glaube auch ihm geht es besser, seit er mich hat.
Ich will zumindest, dass es ihm besser geht. Nie wieder soll es ihm schlecht gehen.

Als er fertig zu sein scheint und die Gitarre wieder weglegt, klatsche ich begeistert und er tut so, als würde er sich verbeugen.

Wir knien voreinander auf den Boden und lächeln uns an. Seit wir bei der Hochzeit seines Dads waren und er seinen Style komplett geändert hat, wirkt auch er verändert.
Er wirkt irgendwie aufgeschlossener, glücklicher. Mehr wie erselbst. Weniger verletzt und gebrochen.
Und seitdem spüre ich auch, dass da merklich etwas zwischen uns ist.

Außerdem finde ich ihn so noch schöner als sonst. Nicht weil seine Augen von Eyeliner umrahmt sind, oder die Piercings sein Gesicht verzieren, sondern, weil er einfach diese Ausstrahlung hat, die ihn zu sich selbst macht...

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt