45: Fangfrage

1.9K 165 38
                                    

Daniel:

„Hör zu, es gibt über ihn nichts, das ich dir sagen könnte. Er hat eine saubere Weste", versichere ich meinem Vater.

Er sieht mich aus hochgezogenen Augenbrauen an. „Wusstest du, dass er schon dreimal verhaftet wurde? Einmal mit 8 wegen Diebstahls, mit 14 wegen einer Schlägerei und mit 18 wegen Drogenschmuggels?"

Scheiße, was soll ich denn jetzt antworten? Das ist sicher eine Fangfrage.
Wenn ich sage, davon wusste ich nichts, dann kann ich ihn nicht verteidigen und wenn ich sage, das wusste ich, dann denkt mein Dad, ich verheimliche ihm etwas.
Was ich ja auch tue.

Seit einer Woche hat sich Cas nicht mehr bei mir gemeldet. Und ich habe gewartet, aber es kam nichts. Ich habe mich dann dazu entschlossen, dass es egal ist, wie es mit ihm und mir weitergeht. Ich will nicht, dass mein Dad ihm wehtut.
Dass irgendwer ihm wehtut.
Er hat sich grade erst wieder geöffnet und dann der Zusammenbruch letztens.... Das ist alles nur meine Schuld.

Mein Vater wartet immernoch auf eine Antwort. „Was soll ich denn jetzt davon halten?", fragt mein Vater mich.
Ich zucke mit den Schultern. „Mir ist es gal, was du davon hältst. Ich werde nicht zulassen, dass du ihm schadest"
Er beginnt süffisant zu grinsen. „Sag bloß die Schwuchtel hat dir den Kopf verdreht"

Ich schüttele den Kopf. „Er ist mein Freudn geworden, John. Mehr nicht. Er ist ein guter Kerl, er hat sehr viel durchgemacht und es muss nicht sein, dass du ihm aus deiner Gier heraus noch mehr antust".
Er hebt die Augenbrauen und grinst. „Soso"

Bei dieser Antwort bleibt es, als seine Sekräterin reinkommt und er mich ab da einfach ignoriert.
Schnaubend gehe ich aus dem Büro. Arschloch.

Weil ich nicht weiß, wo ich hinloss und Serena mich zuhause nur nerven würde, mache ich mich auf den Weg zu Robin.

Brooklyn öffnet mir die Tür und lässt mich rein. „Und wie läuft's mit Blondie?", will er wissen.
Er meint bestimmt Cas.
„Beschissen", knurre ich.

„Wo ist mein Bruder?"
Statt zu antworten schreit Brooklyn durch das Haus. „Baby, dein Bro ist da!"
„Komme!", schreit Robin zurück.
Ein Poltern ertönt und dann kommt er auch schon.

Die Wunden in seinem Gesicht sind verheilt und man erkennt gar nichts mehr von den Schlägen, die er eingesteckt hat.

„Was machst du denn hier?", fragt Robin mich, während er sich an Brooklyn schmiegt.
Der legt die Arme um Robin.
Oh man, die sind echt nervig.

„Keine Ahnung. Ich war bei Dad und hab ihm gesagt, dass Cas eine weiße Weste hat, aber Dad hat seine Strafakte eingesehen und ich befürchte, er könnt mehr wissen und das heißt, er weiß auch, dass ich ihn angelogen habe. Aber er ist gar nicht ausgeratet oder so."

Robin sieht die Augenbrauen zusammen. „Das ist kein gutes Zeichen. Er hat bestimm irgendetwas geplant", meint er.
Ich nicke zustimmend. „Und letzten Montag war Cas bei mir", erzähle ich. „Ich war grade dabei so eine Tussi flachzulegen, und er hat sie aus der Wohnung gescheucht und mir dann einen geblasen. Danach ist er abhauen, aber ich hab ihn eingeholt und er ist in Tränen ausgebrochen. Dann meinte er, er will Zeit und seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet"

Robin seufzt und schüttelt missbilligend den Kopf. „Und das wundert dich? Er fühlt sich bestimmt so, als hätte er diesen Lucas da hintergangen. Du hättest nicht zulassen sollen, dass er dir so nahekommt"
Brooklyn bringt seinen Freund zum Schweigen, indem er ihm die Lippen aufdrückt. „Du schickst mich doch auch nicht weg, wenn ich über dich herfalle. Dan war horny und Cas ist ein erwachsener Mensch, der sich aus freien Stücken dazu entschlossen hat, zu tun, was er getan hat. Dafür ist doch nicht Daniel verantwortlich, sondern der Blondie"

Hat er grade echt Partei für mich ergriffen?
Naja, er hat schon Recht. Cas ist 22 Jahre alt und ich hab ihn ja zu nichts gezwungen.
Aber es geht auch weniger um den Blow, sondern eher um alles andere.

Ich verstehe Cas ja echt, aber ich vermisse ihn auch unglaublich.

„Geh doch du zu ihm, wenn er sich nicht meldet", schlägt Brooklyn mir dann vor.
Ich schüttele den Kopf. „Ich will ihn nicht unter Druck setzen. Außerdem soll er sich dessen klar sein, was er fühlt. Ich will nicht, dass er mich nur will, weil er Lucas nicht haben kann"

„Darauf läuft es aber hinaus", meint Robin schmerzhaft ehrlich. „Du wirst niemals einen Chance gegen diesen Lucas haben"
„Wer sagt denn, dass er gegen ihn antreten muss?", fragt Brooklyn.

Die beiden fangen an zu diskutieren, bis Robin keine Lust mehr hat und Brooklyn so lagen die Zunge in den Hals steckt, bis er mitmacht.
Ekelhaft also echt. Diese Liebe halte ich ja kaum aus.

„Ich finde, du solltest noch eine Woche warten. Wenn er sich bis dahin nicht meldet, dann vergiss ihn einfach", meint Robin.

Ich nicke niedergeschlagen.
Eigentlich wollte ich ja, dass er mich aufmuntert.

Aber das war wohl nichts...

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt