38: Dan und Kinder

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Castor:

Etwas verstört sitze ich mit Dan im McD, und sehe ihm dabei zu, wie von seinem Burger beißt.
Ich beobachte seine Kieferknochen beim Kauen.
Faszinierend.

Und dieser Typ verehrt mich?
Mich?!
Er hat aber schon bemerkt, wie krank ich bin oder?

Oh Mann, ich bin vorhin komplett ausgerastet.
Aber als Lucas' Dad mir all diese Sachen gesagt hat, ist es einfach mit mir durchgegangen.

Von allen würde ich Schuldzuweisungen einstecken, aber nicht von ihm. Er hat seinen Sohn geschlagen und danach wollte er nicht mal mehr mit ihm reden.
Und er macht mir Vorwürfe? Nein, wegen ihm hat Lucas sich schlecht gefühlt, auch wenn er es nicht zugeben wollte, aber ich weiß, dass es so war und das hat mich gerade einfach so wütend gemacht.

Ich hasse Gewalt eigentlich, ich hasse Schläger, ich hasse mich.
Aber ändern kann ich nicht, was ich getan habe.

Dan hat mir zwar das Blut von den Fingerknöcheln gewaschen, aber 1. Tut meine Hand weh und 2. Spült das Wasser nicht mein schlechtes Gewissen weg.

Ich hab die Braut meines Vaters auch getroffen... oh Mann.

Verzweifelt stütze ich den Kopf in den Händen ab.
Ich wusste, dass es eine scheiß Idee war, auf diese Hochzeit zu gehen.

„Wenn du deine Sachen nicht isst, dann mache ich es und dann bist du dafür verantwortlich, dass ich fett werde", meint Dan auffordernd und greift nach meinen Pommes.
Ich schiebe ihm ein Tablett zu. „Ich hab eh kein Hunger"

Vielleicht sollte ich was essen, dann könnte ich wenigstens kotzen...

„Du musst essen, sonst bleibst du immer so klein", meint Dan als sei ich ein Kind.
Ich sehe ihn mit einem nicht-dein-scheiß-ernst-Blick an.

Er grinst verschmitzt. „Vielleicht muss man dich ja auch gießen, damit du größer wirst", schlägt er vor.
„Idiot"
„Schwuchtel"
„Arschloch"
„Schlampe"
„Wichser"
Er schüttelt den Kopf. „Also das stimmt nicht"

Ich muss kichern, weil er so empört aussieht und widme mich schließlich meinem Essen.
Tief in meinem Inneren habe ich immer Hunger.

Als wir mit dem Essen fertig sind, bringt Dan die Tablets weg und geht nochmal auf Toilette, während ich mich vor die Kindercomputer setze und damit spiele.
Ich bin echt nicht mal so schlecht.

Nach kurzer Zeit setzt Dan sich an den Bildschirm neben mir und fängt auch an zu spielen.
Bei ein paar Spielen ist er besser und bei ein paar ich.
Aber wer gewinnt ist auch eigentlich egal. Es zählt er, dass er mich zum Lachen bringt, mit seinen blöden Kommentaren.

Nach kurzer Zeit wird Dan von einem kleinen Mädchen an gestupst. „Darf ich auch mal?", fragt sie süß.
Dan schüttelt den Kopf. „Ne"
Ich muss lachen, weil die Kleine fast anfängt zu heulen. „Bitte"

Er schüttelt den Kopf. „Man bekommt nicht immer das, was man will, Kleine. Aber warte..." Er holt seinen Geldbeutel raus und hält ihr einen Euro hin. „...Nerv mich nicht und geh dir ein Eis kaufen"
Die Kleine legt den Kopf schief, sieht dann von Dan zu mir, und wieder zurück, ehe sie glücklich zur Kasse rennt.

Dan verdreht genervt die Augen und spielt weiter, als sei nichts gewesen.
Schmunzelnd tue ich das auch. Ich liebe seine grimmige Art, die er anderen gegenüber drauf hat. Früher war er zu mir auch so, aber jetzt ist er viel lieber geworden. Aber ich mag es zu beobachten, wie distanziert er zu anderen ist und die dann fast schon panisch darauf reagieren. Alles Weicheier.

Dan ist doch eigentlich nur ein überdimensionaler Teddybär.

Irgendwann kommt das kleine Mädchen mit ihrem Eis zurück und setzt sich ohne zu fragen auf Dans Schoß.
Er sieht überfordert zu mir und ich lache.
Das war wohl so nicht geplant.

Er will sie runter heben, aber sie wehrt sich. Schließlich gibt er genervt nach und versucht sie einfach zu ignorieren, aber sie drückt auf den Bildschirm herum, sodass er jedes Spiel verliert.

„Boa hast du keine Eltern die du nerven kannst?", fragt er angepisst.
Die Kleine nickt. „Doch klar, da hinten" Sie zeigt in eine Richtung, aus der uns eine wütende Frau entgegen schaut.

In dem Moment steht sie auf und kommt zu uns. „Was machen sie da mit meiner Tochter?" Sie zerrt das Mädchen von Dans Schoß.
„Ich hab gar nichts gemacht, ihr Kind ist einfach nur scheiße erzogen", meint er und steht auf, damit er nicht mehr hochsehen muss.
„Sie ekelhaftes Arschloch wollen auch noch mir die Schuld daran geben, dass sie mein Kind mit Süßigkeiten verführen?" Sie ist total hysterisch und das halbe Resteraunt sieht zu uns.

Dan hebt beschwichtigend die Hände. „Jetzt mal ganz langsam, ich hab echt nichts gemacht. Was soll ich denn von ihrer Tochter wollen?"
„Sie wollten sich an ihr vergreifen!", schreit die Tussi.

Okay, jetzt ist sie echt durchgeknallt.

Schnell stehe ich auf und stelle mich neben Dan. „Sorry, aber mein Freund hat schon mich, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Und wenn sie nicht wollen, dass ihre Tochter an einen echten Pädophilen gerät, dann sollten sie wohl mal besser aus sie aufpassen und ihr beibringen, dass man sich nicht bei Fremden auf den Schoß setzt. Zumindest nicht in dem Alter"

Die Frau schaut mich empört an. „Von Leuten wie ihnen muss ich mir gar nichts sagen lassen", schnaubt sie.
So eine doofe Tussen-Ziege.

„Leuten wie uns?", frage ich provozierend. Sie soll nur das Wort Schwuchtel sagen und ich kann sie anzeigen. Los, sag es, du Bitch!

Aber sie sagt gar nichts, sondern dreht sich einfach um und trägt ihr Kind um anderen Ende des Resteraunt.

Dan und ich nutzen die Gelegenheit möglichst ruhig rauszugehen, wie uns alle anstarren.

Als wir in seinem Auto ankommen, atmen wir erstmal durch. „Alter", meint er. „Das war echt krank. Sehe ich aus wie ein Kinderschänder oder was?"
Ich nicke lachend. „Klar total."
Er verdreht die Augen. „Das ist echt nicht lustig, Mann."
„Finde ich schon", meine achselzuckend, als er losfährt.

Aber meine gute Laune vergeht sofort, als ich mich daran erinnre, dass wir nachhause fahren, dahin, wo Dad und Miranda schon auf uns warten.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt