34: Kuschelbedürfniss

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Castor:

Die komplette Nacht habe ich mich nur herumgewälzt, weil ich einfach nicht einschlafen konnte.

Seit Dan rausgegangen ist, fühle ich mich mies.

Was habe ich denn falsch gemacht?
Ich hab mich ja nicht mal an ihn gekuschelt, obwohl ich es wollte.
Und er rennt gleich weg, als sei ich eine giftige Spinne.

Vielleicht liegt es an der Sache, die ich ihm heute erzählt habe. Aber ich hätte ich nicht für so oberflächlich eingeschätzt.

Ich seufze schwer und reibe mir über die müden Augen.

Kann er nicht einfach wieder zurückkommen?

Irgendwann geht die Sonne auf, was ich am Rande mitbekomme, und dann auch meine Zimmertür. Ich sehe meinen Vater.
„Hei, Castor, ich wollte dich nur recht zeitig aufwecken, damit du dich fertig machen kannst. Wollt du und Daniel bei mir mitfahren oder kommt ihr später?"
Müde fahre ich mir erst über das Gesicht. Ich will einfach nur schlafen!
„Wir kommen später.", murmele ich.

Mein Dad legt den Kopf schief, schließt die Tür und setzt sich auf meine Bettkante. „Wo ist denn Daniel?"
Ich zucke mit den Schultern. „Er ist mitten in der Nacht aufgestanden und nicht wieder gekommen. Vielleicht hat er sich die Seele aus dem Leib geschissen und hockt jetzt tot auf dem Klo"

Dad zieht vielsagend die Augenbrauen hoch, ohne verbal etwas darauf zurück zu geben.
„Hattet ihr denn einen Streit?", fragt er stattdessen.
Ich zucke mit den Schultern. „Nicht, dass ich wüsste. Vielleicht war es ihm in meinem Zimmer einfach zu warm oder so"

Ich kann meinem Dad ja schlecht sagen, dass ich mit Dan kuscheln wollte und er dann die Flucht ergriffen hat, immerhin ist er ja nur mein Kumpel.

Ich seufze schwermütig.
Seit vier Jahren hatte ich nicht mehr dieses Bedürfnis von jemandem in Arm gehalten zu werden wie bei Dan.
Scheiß egal, ob er jünger ist als ich.

Dad nickt nur und steht dann wieder auf. „Also ich muss dann mal los. Wir sehen uns später, Kleiner" Er wuschelt mir durch die Haare und geht dann.
„Bye, Dad", murmele ich, aber er hört er nicht mehr.

Seufzend richte ich mich in meinem Bett auf und sehe eine Weile an die Wand.
Ich bin echt scheiße müde, aber wenn ich jetzt einschlafe, schaffe ich es nachher nicht mehr aus dem Bett.
Daher quälte ich mich raus und erstmal runter in die Küche, damit ich mir einen Kaffee machen kann.

Ich sehe in einer Vorahnung auf Sofa, aber Dan liegt da nicht.
Wo er wohl ist? Bestimmt ist er nackt nachhause gefahren. Hoffentlich wurde er dafür richtig doof angeschaut.

Seufzend schenke ich mir eine Tasse ein.
„Machst du mir auch eine?" Eine tiefe Stimme ertönt hinter mir, weshalb ich mir den Kaffee über die Hand schütte und sie dann fluchend unter den kalten Spülstrahl halte.

Dan kommt zu mir und sieht es sich an, während ich es mit kaltem Wasser ablaufen lasse. „Sorry, das wollte ich nicht", murmelt er.

Ich kann ihn nur aus einem offenen Mund ansehen. Er steht doch eiskalt halbnackt, nur im Handtuch vor mir, seine nassen Haare zu einem Dutt zusammen gebunden und die Wassertropfen noch auf seiner Brust stehend.

Und so traut er es sich, mir unter die Augen zu treten?!ich
Oh Gott.
Er ist so... männlich.
Ich liebe männlich.

Etwas in mir will die Hand ausstrecken und über seine Brust und seinen muskulösen Bauch fahren, doch der größere Teil wird von Narben auf seiner Haut abgeschreckt.

Ich weiß, dass Dan bemerkt, wie ich ihn anstarre, doch er ignoriert es glücklicherweise.

Zumindest solange, bis ich die Hand hebe und mit dem Finger eine seiner Narben entlangfahre.
Er spannt sich merklich an.
Ich sehe hoch in seine grauen Augen.
Er hält meine verbrühte Hand und sieht mir in die Augen.
Ich werde total nervös, obwohl das gar nicht meine Art ist.

„Wenn du wissen willst, woher die sind, musst du mir sagen, woher die sind" Daniel streift über meine Armbeuge und über eine lange Narbe an meinem Unterarm.

Er weiß, dass ich dazu nichts sagen werde und ich frage auch nicht nach seinen Narben, sondern räuspere mich und versuche einen klaren Kopf zu bekommen.

„Hast du auf dem Sofa geschlafen?"Ich
Er nickt, während er konzentriert einen kalten Lappen auf meine Hand hält. „Tut's weh?"
Ich schüttle den Kopf.

Unsicher versuche ich unsere Blicke zu verbinden.
Als ich es endlich schaffe, atme ich tief durch. „Ich wollte gestern nicht, dass dir was unangenehm ist... Im Bett..." Unsicher sehe ich ihn an.

Sein Blick wechselt kurz ins Überraschte, dann lächelt leicht und schüttelt den Kopf. „War mir nicht unangenehm. Eher im Gegenteil, deshalb bin ich gegangen"

Keine Ahnung wieso, aber irgendwie muss ich deshalb grinsen.
Das Gegenteil von unangenehm ist angenehm.
Das heißt, er fand meine Berührungen und meine Nähe angenehm.

Ist das gut?
Ja, das ist sehr gut.
Oder?
Ich bin verwirrt.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt