48: Veränderungen

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Castor:

Oh fuck!

Spielt Metallica grade in meinem Schädel oder was?!

Murrend fasse ich mir an den Kopf. Scheiße.

Wo bin ich überhaupt?

Ich zwinge mich, die Augen zu öffnen und sehe mich um.
Keine Ahnung, wem dieses Zimmer gehört.

Oh bitte sag nicht, ich hab mich von einem Fremden abschleppen lassen. Bitte nicht.

Ein Blick unter die Bettdecke verrät mir, dass ich noch Unterwäsche trage. Na wenigstens etwas.

Der Geruch hier kommt mir schon irgendwie vertraut vor, aber ich komme einfach nicht drauf, zu wem er gehört.

Ich muss aber aufstehen und hier möglichst schnell unerkannt verschwinden, deshalb schwinge ich die Beine über die Bettkante und suche mir meinen Weg nach draußen.

Gar nicht so einfach, wenn man die Augen kaum aufhalten kann.

Und da laufe ich auch schon gegen eine Wand. Na super.

Welcher Idiot baut denn auch da eine Wand hin?!

Hinter mir ertönt ein dunkles Lachen.
Moment mal, die Stimme kenne ich doch.

Ich drehe mich zu Dan um, der an einem Küchenschrank lehnt und mich belustigt mustert, wie ich mir den Kopf reibe.

„Hör auf mich auszulachen, du scheiß Eselfresse", brumme ich angepisst.
Aber das bringt ihn nur noch mehr zum Lachen. Er stößt sich von dem Kühlschrank ab und schlendert zu mir. Das sieht bestimmt eleganter aus als bei mir.

Vor mir angekommen macht er halt, nimmt meinen Kopf in die Hände und küsst die Stelle an meiner Stirn, mit der ich gegen die Wand geknallt bin.

„Du hättest gestern nicht so viel trinken sollen, Baby"
Hat er mich grad Baby genannt? Shit, wieso freu ich mich jetzt auch noch darüber? Ach egal, ich genieß es einfach.

„Mach das nochmal", murmele ich und zeige auf meine Stelle, die wehtut.
Er lächelt leicht und küsst sie dann nochmal. Schon viel besser!

„Ich hab dir Frühstuck gemacht, du hast bestimmt total den Kater" Dan zieht mich zum Tisch, den ich bis jetzt total übersehen habe.
Der ist reichlich gedeckt mit allem Möglichen und ich stürze mich gierig darauf.
Oh mein Gott wie geil!

Dan geht das Essen eher ruhiger an und auch Serena, die dazukommt, isst in normal Geschwindigkeit.
Sie scheint auch einen fetten Kater zu haben, aber mir geht's es schon viel besser, dank Dans Zauberlippen.

„Sag mal Danny?" Unauffällig will ich ihm eine Frage stellen.
Er fordert mich durch seinen Blick auf es zu tun.
„Hab ich gestern irgendetwas angestellt?"
Er schüttelt den Kopf und lächelt. „Ich hab schon aufgepasst, keine Sorge. Aber ich denke, du solltest nicht mehr bei - Ich hab noch nie - mitspielen, da bist du nämlich ständig am trinken"

Das Spiel hab ich noch nie vertragen, weil ich einfach ein sehr unternehmensfreudiger Mensch bin oder war.

„Habt ihrs jetzt endlich getrieben und seit zusammen?", murrt Serena genervt.
Dan wirft ihr einen bösen Blick zu, ich bin froh, dass er mich gerade nicht anschaut, weil ich rot werde.
Oh man, wie eine Tussi. Schlimm. Ich hab das schon bei Lucas gehasst, wenn er mich verlegen gemacht hat, aber dass es jetzt schon soweit gekommen ist, dass ich beim Gedanken an Sex mit Dan rot anlaufe, geht echt zu weit.

Es ist doch nur Sex!

Nach dem Frühstück gehe ich erstmal unter die Dusche und ziehe mir dann Sachen von Dan an, die er mir rausgelegt hat.
Er kann echt total lieb sein, wenn er will.
Ich fühle mich gut bei ihm, das schafft nicht jeder.

Nachdem ich wieder wie ein frischer Mensch rieche, fühle ich mich auch so und gehe glücklich lächeln in Dannys Zimmer.
Er sitzt auf dem Bett und hat den Laptop auf dem Schoß.
„Du weißt schon, dass du so deine Eier verstrahlst und dann unfruchtbar wirst oder?"
Er sieht mich überrascht an. „Echt jetzt?"
Ich nicke. Hab ich mal irgendwo gehört, keine Ahnung, ob es stimmt, aber wenn er noch Kinder will, sollte er den Laptop da lieber wegtun.

Er stellt seufzend die Maschine neben sich an und rollt sich auf den Bauch, um weiter zu machen.
Ohne viel darüber nachzudenken steige ich auf ihn und lege mich auf seinen breiten Rücken.
Über die Schulter wirft er mir einen belustigen Blick zu, sagt aber nichts.

„Was machst du da?", frage ich ihn. Keine Ahnung, was er auf Google sucht.
„Ich muss mir nen Job suchen. Ich hab bisher bei meinem Dad gearbeitet, aber er hat mir einen Job gegeben, den ich nicht machen wollte und weil er unzufrieden war, hat er mir gekündigt. Ich brauche aber Geld und das ziemlich schnell."

„Ich kann dir was leihen", schlage ich vor. Immerhin verdiene ich mehr als gut und lebe alleine, also...
Er schüttelt schnell den Kopf. „Danke, aber nein. Ich komm schon klar."

Ich würde auch kein Geld von anderen annehmen, daher versuche ich ihn gar nicht zu überzeugen. Ich weiß nur, wie er sich das alles sparen kann. „Dan... Wenn du ein paar Songs mit mir aufnimmst, kann ich dich gut dafür bezahlen..."
Er sieht über die Schulter zu mir. „Meinst du das ernst, dass du was mit mir aufnehmen willst? Ich meine, mein Vater hat gesagt, ich hätte nicht das Zeug zum Sänger..."
Ich muss lachen. „Dein Vater hat keine Ahnung von seinem Beruf, wenn du mich fragst. Vertrau mir einfach. Ich hab noch einen Haufen Songs, die in meinem Schreibtisch versauern, weil keiner sie singen kann, aber ich glaub du kannst es. Und wenn selbst du es nicht hinbekommst, dann gestehe ich mir ein, dass ich sie umschreiben muss"

Dann passiert etwas, dass ich niemals erwartet hätte.
Dan bekommt leicht rötliche Wangen.

Entzückt kneife ich rein. „Sag bloß, du wirst jetzt verlegen", kichere ich.
Er schlägt meine Hand weg. „Lass mich. Noch nie hat jemand meinen Wunsch zu singen so ernst genommen, wie du grade, das ist echt ein großer Moment, okay?" Er wirkt beleidigt, aber auch irgendwie glücklich.
Ich rutsche von seinem Rücken, damit ich ihn besser ansehen kann.

Doch mit der Zeit, in der wir uns ansehen, wird er unsicherer. „Machst du das wirklich, weil du denkst, ich hab's drauf, oder weil du mir einen Gefallen tun willst?" Süß, wie er denkt, ich würde sowas tun.

„In meinem Job kannst du nichts aufnehmen und Verträge schließen, um Leuten einen Gefallen zu tun, Danny. Ich will das, weil ich total dahinter stehe und glaube, dass aus dir was werden kann"
Er lächelt und stupst dann mit der Nase gegen meine. „Weißt du, es hat noch nie jemand an mich geglaubt", meint er.

Ich lächele ihn an und streiche mit dem Daumen über sein geschwungenes Kinn. „Dafür hast du ja jetzt mich"

Wie von alleine bewegen sich unsere Köpfe zueinander, solange bis unsere Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt sind.
Ich will ihn küssen, ich will es so gerne.
Aber ich kann das einfach noch nicht.

Bei Cody war es was anderes, er hat total überrumpelt und es war schon wieder vorbei, bevor ich reagieren konnte. Und ihn habe ich früher auch immer geküsst.
Aber bei Dan ist es anders. Ein Kuss hätte eine andere Bedeutung, das ist mir bewusst. Und es macht mir Angst.

Dan weiß das, deshalb presst er seine Lippen nicht einfach auf meine, sondern wartet darauf, dass ich den letzten Schritt gehe.
Er will nichts tun, wozu ich noch nicht bereit bin.
Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen, es beweist, wie sehr er mich versteht.
Aber küssen kann ich ihn deshalb trotzdem nicht.

Ich öffne meine Augen wieder, sehe, dass Dan seine geschlossen hat.
Er wartet darauf, dass ich etwas tue, also lege ich die Lippen auf seine Wange.

Als ich mich wieder von ihm löse, sieht er mich aus seien grauen Augen an und lächelt, doch ich bilde mir ein, Enttäuschung in seinem Blick zu sehen.

Ich hoffe, ich werde bald soweit sein, wieder jemanden küssen zu können. Aber Dan hat mich in den letzten Wochen schon so viele Dinge tun und fühlen lassen, die ich davor für unmöglich gehalten hätte, daher glaube ich, es bald schaffen zu können.

Und dann werde ich endlich wissen, wie sich Dans Lippen auf meinen anfühlen.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt