41: Rat dringend benötigt

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Daniel:

Die Nacht über sind wir in Cas' Haus geblieben und am Sonntag sind wir dann relativ früh losgefahren, sodass wir am Nachmittag angekommen sind.

Cas hat mir das Versprechen abgerungen, morgen Vormittag in sein Tonstudio zu kommen und mich an ein paar Aufnahmen zu versuchen, ehe er glücklich aus dem Auto zu seinem Hauseingang gesprungen ist.

Lange bin ich noch draußen gestanden und habe auf die Tür gesehen, obwohl er schonlange weg war, aber jetzt liege ich in meinem Bett und frage mich wohin mit meinem Leben.

Ich bin am Arsch.

Eigentlich ist mein Ziel erreicht. Mit dieser Drogen-Sache könnte mein Dad Cas' Karriere mit einem Schlag zerstören und ich hätte endlich an Ansehen bei ihm gewonnen.

Aber ich kann doch jetzt nicht einfach zu meinem Dad gehen und sagen: „Cas war mal drogenabhängig, jetzt zerstör sein Leben"
Nein, das kann ich nicht machen.

Cas hat zwar versprochen, mich niemals zu hassen, aber dann würde ich mich selbst hassen.
Ich weiß ja nicht mal wieso. Aber ich muss Cas beschützen.

Doch, wenn ich meinem Vater die Informationen nicht besorge, wird er jemand anderen beauftragen.
Und was ist eigentlich mit diesem Privatdetektiv? Was hat er herausgefunden? Ob er Cas und somit mir immer noch folgt? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich dringend Hilfe brauche.

Da ich keine Freunde habe und Serena mal wieder unterwegs ist, rufe ich die einzige Person an, die ich außerdem leiden kann.
Robin.

Ich brauche aber zwei Versuche, bis er abnimmt. „Hei kleiner Bruder" Er klingt glücklich.
„Hei Robin. Kannst du vielleicht vorbeikommen?" Oh man meine Stimme klingt echt erbärmlich. Am anderen Ende der Leitung raschelt es, bis Robin wieder spricht. „Jetzt?"
„Wenn du Zeit hast" Das ist ein: wenn ich dir wichtig genug bin.
Und er stimmt tatsächlich zu. „Bist du zuhause?"
„Ja"
„Okay, kleiner, ich bin in ner halben Stunde da. Bau keinen Scheiß" Und dann legt er auch schon auf, ohne das Danke zu hören, das ich in den Hörer flüstere.

Und ich bin ihm wirklich dankbar. Er kann mir vielleicht erklären, was mit mir los ist. Ich bin so überfordert.
Ich käme schon nicht klar, wenn diese Sache mit meinem Dad nicht wäre, aber so habe ich das und meine seltsamen Gefühle und das ist mir entschieden zu viel.

Es dauert nur zehn Minuten, bis es an meiner Tür klingelt und ich dorthin stürme.
Davor steht Robin, mit Brooklyn im Schlepptau.
„Was ist los?", fragt Robin sofort und geht in meine Wohnung, gefolgt von seinem Freund.
Ungefragt pflanzen sich beide auf mein Sofa.

Ich kann Brooklyn nicht aus dem Augen lasen, vor allem, weil Robin immer noch Schrammen im Gesicht hat.
Und er lässt es eiskalt zu, dass Brooklyn einen Arm um ihn legt.

Ist mein Bruder echt so dumm? Oh Mann und von ihm wollte ich Rat haben...

„Du musst mir schon erzählen, was das Problem ist", meint Robin. „Gedanken kann ich nicht lesen"
Seufzend setzte ich mich gegenüber in einen Sessel. Egal, was jetzt mit Brooklyn und Robin ist, ich brauche einfach ihre Hilfe.

„Der blonde Typ am Freitag...", setze ich an, doch Brooklyns Grinsen bringt mich zum Schweigen. „Der hats dir angetan oder?"
Ich nicke zaghaft. Aber das ist nicht der Punkt. „Ich weiß nicht, was ich machen soll.", verzweifelt ziehe ich an meinen Haaren.

Robin sieht mich verwirrt an. „Wie wär's, wenn du es ihm sagst? Der Typ ist nämlich Stockschwul, also da musst du dir keine Sorgen machen"
„Woher weißt du das denn?", fragt Brooklyn belustigt.
„Er hat mich gefragt, ob ich Single bin", meint Robin beiläufig.
Brooklyn kichert. „Echt?"
Wow, das ist jetzt komisch. Ich dachte, er wäre so ein eifersüchtiger Psycho, aber er schient gar nicht so schlimm zu sein.

„Ich kann's ihm nicht mal verübeln", meint Brooklyn und drückt Robin einen Kuss auf die Schläfe.
Robin sieht so glücklich aus.
Wieso tut Brooklyn ihm das an? Die beiden sind mit ihren Tüfteleien beschäftigt und ich lasse mich erschöpft in den Sessel fallen.

Wie soll ich denn erklären, was ich für ein hinterhältiges Arschloch bin? Am besten ich sage es einfach kurz und knackig. „Dad hat mich beauftragt Dinge über ihn herauszufinden, die ihn belasten."

Sofort sind beide still und hören auf aneinander herumzufummeln.
Sie sehen mich an, lassen sich los.

„Du verarscht ihn nur?", fragt Brooklyn mich vorwurfsvoll.
Beschämt nicke ich.

Es ist still.

Ich hoffe irgendwie, dass Brooklyn gleich ausrastet und mir eine reinhaut. Verdient hätte ich es.

Die beiden sind still und warten, bis ich weiter spreche. „Er hat mir gestern was erzählt, das Dad bei seinem Ziel, Cas' Karriere zu zerstören helfen könnte, aber wenn ich ihn ausliefere, dann..."
„Du musst es doch nicht machen. Scheiß auf Dad", sagt Robin eindringlich.
Ich schüttele den Kopf und sehe ihn an. „So einfach ist das nicht. Ich brauche das Geld, das er mir gibt für die Behandlung meiner Adoptivmutter. Und wenn ich ihm nicht bald Ergebnisse zeige, stellt er die Zahlungen ein und meine Mum, meine ganze Familie ist am Arsch."

Robin lässt sich erschöpft gegen Brooklyn sinken. „Wie bist du in diesen Schlamassel reingeraten?", fragt er mich.
Ich zucke mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Es wäre alles so viel einfacher, wenn ich... Wenn ich mich nicht lieber umbringen würde, als Cas' Leben zu zerstören"

„Du liebst ihn", meint Robin, doch es klingt mehr so, als wolle er sagen: Ach du scheiße, du bist sowas von gefickt!!!!

„Ich weiß nicht, ob es Liebe ist. Aber da ist auf jeden Fall was.", murmele ich.

Ich bin so überfordert.
Cas hat es so sehr verdient endlich glücklich zu werden.
Ich will nicht der Grund dafür sein, dass er noch mehr abrutscht.
Ich will ihn beschützen. Vor mir selbst.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt