20: Lucas' Worte

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Castor:

Naa willst du mir etwas sagen?" Lucas grinst mich verschmitzt an und wackelt wild mit den Augenbrauen.
Verstört schüttele ich den Kopf und halte ihm die Hände aufs Gesicht. „Hör auf, mich damit zu verstören"
Er lacht rau und dreht uns mit einem Ruck, sodass er auf mir liegt.

„Was ist das mit diesem Dan?", will er dann wissen.
Er wirkt nicht mal angepisst, aber ich wusste ja schon vorher, dass er nichts dagegen hätte, wenn ich mich nochmal verliebe.... Wenn...

„Nichts. Ich hab endlich einen Kumpel gefunden, freu dich doch darüber"
„Ist er denn nur ein Kumpel?", fragt Lucas so besserwisserisch.
„Ja" Eindringlich sehe ich ihn an.
Er nickt, aber sieht nicht wirklich so aus, als würde er mir glauben.

„Also was sehet in nächster Zeit so an, Schatz?", will er dann neugierig wissen.
Er liebt es, wenn ich ihm von meinen Aktivitäten erzähle.

„Naja, ich muss noch mit Jack ein paar Aufnahmen machen, und in einer Woche muss ich zu der Hochzeit von unseren Eltern. Aber ich will nicht hin" Schmollend sehe ich ihn an.
Aber er wird schon wieder so nervtötend autoritär. „Komm schon, du willst doch deinen Dad wiedersehen. Und meine Mum freut sich auf dich."
Schnaubend schüttele ich den Kopf. „Das glaube ich nicht. Weißt du nicht mehr, was sie zu mir gesagt hat?" Empört sehe ich ihn an.

Ich habe ihm doch erzählt, was sie mir für Dinge an den Kopf geworfen hat, nachdem sie erwahren hat, wie Lucas gestorben ist.

Er nickt, streichelt mit der Hand durch meine Haare. „Natürlich weiß ich das, mein Engel, aber es war ein emotionaler Ausnahmezustand für sie. Jetzt freut sie sich wirklich, wenn du zu ihrer Hochzeit kommst. Und Coleen auch"
Ich schnaube nochmal. „Coleen war noch schlimmer als deine Mutter. Die hassen mich doch alle und meistens tue ich das selbst" Schmollend verschränke ich die Arme vor der Brust.

Lucas weiß doch, wie ich zu all dem stehe.

Er seufzt aber und drückt meine Hände weg, damit er sich besser auf meine Brust legen kann. „Keiner hasst dich, Cas. Sie vermissen dich und sie machen sich Sorgen um dich. Kein Wunder, immerhin bist du ohne ein Wort abgehauen. Du weißt, dass ich das falsch fand"
Ich verdrehe genervt die Augen. „Und du weißt, dass ich es da nicht mehr ausgehalten habe. Diese ganzen Blicke, alles, was sie zu mir gesagt haben, aber so richtig schlimm, war nur das, was sie hinter meinem Rücken gesagt haben. Das war nämlich das was sie wirklich gedacht haben."

Seufzend spielt er an meiner Locke herum. „Vor mir kannst du einfach zugeben, dass du Angst hast, Cassy", meint er einfühlsam und er hat so Recht.
„Ja, ich habe Angst, Lulu. Was, wenn ich wieder dahin gehe und an den Erinnerungen ersticke? Wir hatten an diesem Ort die schönsten aber auch schlimmsten Momente unseres Lebens. Ich will da nicht ohne dich hin, eigentlich will ich nirgends ohne dich sein"

„Aber du bist nicht allein", er wiederholt diesen Satz viel zu oft und langsam nervt es mich.
„Doch Lucas, ich bin allein, ich bin verdammt noch mal allein und das nur, weil du nicht da bist. Scheiße ich vermisse dich. Ich vermisse dich so sehr"

Obwohl ich weiß, dass es nur ein Traum ist, spüre ich die Tränen in meinen Augen.

„Ich dich auch, Cassy. Aber deshalb musst du nicht für immer alleine bleiben. Mach nur die Augen auf und du siehst, wer dir helfen kann, den Schmerz ein wenig zu lindern. Nimm ihn doch mit nachhause und wenn es zu viel für dich wird, dann kannst du dich an ihm festhalten"

Ich weiß, dass er von Dan spricht.
Aber ich will das nicht.
Es fühlt sich an, als würde ich Lucas betrügen.

„Aber pass auf", meint Lucas mit einer plötzlichen Ernsthaftigkeit. „Du weißt genauso wenig schon alles von ihm wie er von dir. Er hat die Macht, dir sehr weh zu tun. Aber er ist auch der einzige, der dich wieder auf die Beine bringen kann."

„Komm doch einfach zurück, dann ist alles andere egal", bettle ich, wie immer.
Doch er gibt die gleiche Antwort. „Ich würde so gerne, aber ich kann nicht, Cas. Ich kann nicht wieder zu dir zurückkommen."

Schluchzend klammere ich mich an ihn.
Es fühlt sich so real an, genau wie der Schmerz in mir.
„Ich liebe dich, Lucas, so sehr. Es tut so weh"

Er gibt mir Halt durch seine starken Arme. „Ich weiß, Cassy. Deshalb musst du endlich loslassen. Das würde nicht bedeuten, mich zu vergessen. Es würde bedeuten, dass du stark genug bist, ohne mich weiter zu machen"

„Aber das bin ich nicht", widerspreche ich.
Er küsst meinen Kopf. „Dann halte dich doch an jemanden, der dir die nötige Kraft gibt. Ich weiß, dass du das kannst, du musst es nur zulassen"


Schon bevor ich die Augen aufmache, spüre ich, dass es um mich herum nass ist von meinen Tränen.
Was für ein scheiß Traum, also ernsthaft.
Wieso kann ich nicht einfach wieder davon träumen, wie wir rummachen? Aber nein, es muss ja sowas ernstes sein.
Scheiß Unterbewusstsein.
Was soll mir das jetzt klarmachen?
Es hat doch gar nichts gebracht, außer, dass ich heute fette Augenringe haben werde.
Super!

Und heute Nachmittag will ich mich mit Dan treffen. Na toll. Er wird wegrennen, weil er denkt, ich bin ein Zombie. Würde ich menschliche Gehirne essen, wäre ich das wahrscheinlich auch...

Genervt von mir selbst und meinem verdammten Leben schleppe ich mich ins Bad und hoffe, dass ich nach einer Dusche besser daher komme.

Aber es ist eher das Gegenteil der Fall. Ich sehe blass aus, einfach scheiße.

Das merkt sogar Jack, als er ins Studio kommt und mich kritisch mustert. „Na du hast auch schon mal lebendiger ausgesehen", meint er.
Augenverdrehend schicke ich ihn in den Aufnahme-Raum.
Aber wie zu erwarten, bekomme ich heute gar nichts auf die Reihe.
Aber das ist okay, denn Jack ist noch schlechter als ich.

Ich hoffe einfach, Dan wird meinen Tag heute retten.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt