Daniel:
Während Cas mit seinem Chef redet, reiße ich die ganzen Bilder von den Wänden und stopfe die Mülleimer damit voll.
Das war das erste Mal, dass ich sie gesehen habe, das erste Mal, dass mir seine Drogensucht so richtig bewusst geworden ist.
Süchtig zu sein ist nicht nur eine Bezeichnung, es ist eine echte eine schreckliche Vergangenheit, die hinter Cas steht.Ich hasse es, dass all diese Menschen ihn dafür verurteilen.
Als hätten sie noch nie die falsche Entscheidung getroffen.
Ich verstehe ja, dass sie Sänger jetzt Angst haben, dass sich ihre Aufnahmen weniger gut verkaufen, aber anderseits ändert seine Vergangenheit doch nichts an seinem können als Musiker. Aber das verstehen die alle nicht.Und darauf hat mein Vater wohl gesetzt. Ich hatte schon das Gefühl gehabt, dass er irgendetwas geplant hat, aber, dass er so weit geht, hätte ich niemals gedacht.
Man kann sich doch vorstellen, dass das die schlimmste Zeit in Cas' Leben war. Mein Vater ist ein Monster, ihm und allen, die ihn kennen, das vor Augen zu führen.
Aber er wusste natürlich, dass das ihm und seinem Ruf schaden wird und ihn das als seine Konkurrenten nur voran bringen kann. Kapitalistisch gesehen, war das ein sehr guter Schachzug, aber menschlich gesehen, das schlimmste, was man einem Menschen nur antun kann.
Öffentlich seine Abgründe zu offenbaren, ihn so verwundbar zu machen... ich weiß, dass es mein Vater war, auch ohne Beweise zu haben.
Irgendwann sitze ich auf einem Sofa in der Lobby und warte auf Cas. Ich will ihn jetzt unter keinen Umständen alleine lassen.
Er braucht mich, das weiß ich einfach.Und ich liege wohl richtig, denn mein Handy vibriert und ich lese eine Nachricht von Cas, in der steht, dass ich zum Hinterausgang kommen soll, was ich dann auch tue.
Unauffällig entferne ich mich aus der gefüllten Lobby und gehe den Weg zum Hinterausgang.
Nachdem ich die Tür aufgestoßen habe, und rausgegangen bin, sehe ich auch schon Cas an einer Wand lehnen und gehe schnell zu ihm, um ihn in den Arm zu nehmen.
Aber er schiebt mich weg.
„Was hat Vincent gesagt?", frage ich ihn alarmiert.
Cas sieht zu Boden. Er sieht so gebrochen aus. „Niemand wusste von meinem Drogenproblem", murmelt er ohne auf meine Frage einzugehen. „Niemand außer Lucas, Cody, meinem Ex und dir. Lucas ist tot, Cody ist zu weit weg, mein Ex sitzt im Knast. Also wie konnte das passieren?" Bei seiner Frage hebt er den Kopf und sieht mich an.
Er wirkt so verletzt.
Aber ich sehe auch den Vorwurf in seinem Blick.„Ich habe niemandem etwas gesagt, ich schwöre es", verspreche ich.
Es verletzt mich, dass er denkt ich könnte ihm eiskalt in den Rücken fallen.„Dein Vater hat Vincent eine Mail geschrieben, in der steht, dass er noch viel mehr über mich in der Hand hat und dass er bereit ist, es einzusetzen, wenn er seine Bedingungen nicht erfüllt. Er erpresst Vince mit meinen Fehlern, Dan, aber es gibt niemanden, der all das über mich weiß..."
Seine blauen Augen wirken so glanzlos im Moment, so emotionslos, obwohl sie mich um Hilfe anschrien.
„...außer dir", setzt er hinzu, woraufhin er ungläubig den Kopf schüttelt und einen Schritt zurückgeht.„Ich verstehe ja, dass du deinem Vater nahe sein wolltest, aber wieso musstest du das ausgerechnet sein, indem ihr mir schadest?" Er sieht nur zu Boden. Er wirkt so kraftlos, weil er ernsthaft denkt, ich hätte ihn verraten.
Aber das habe ich nicht.„Cas" Ich überwinde die Distanz zwischen uns und drücke sein Kinn in die Höhe, damit er mich ansieht. „Ich habe meinem Vater kein Wort über deine Geheimnisse erzählt. Ich schwöre es"
Er sieht mich mit so einem qualvollen Ausdruck an. „Wie kann ich dir das glauben?", fragt er verzweifelt, so als wolle er, dass ich ihm den ultimativen Grund liefere, der ihm versichert, dass er mir vertrauen kann.„Ich könnte dich niemals verraten, Cas, dafür bist du mir zu wichtig", verspreche ich ihm.
Er schiebt mich von sich weg. „Komm' mir nicht zu nahe", murmelt er.
„Cas..." Ich will wieder auf ihn zugehen, aber er hebt den Kopf von alleine und schreit mich an. „Du sollst mir nicht zu nahe kommen! Ich kann nicht nachdenken, wenn du meine Sinne benebelst!"Er stößt einen verzweifelten Schrei aus und rauft sich die Haare. „Das Schlimmste ist nicht mal, dass jetzt alle wissen, was ich für ein Wrack bin, sondern, dass du es warst, der dafür gesorgt hat. Es tut so scheiße weh." Seine schmerzerfüllte Stimme bricht mir das Herz.
„Cas, ich war das nicht, glaub mir doch"
„Wer soll es denn sonst gewesen sein?!", brüllt er.
Ich verstehe, dass es schwer ist mir zu glauben, wenn man bedenkt, dass so ziemlich alles gegen mich spricht. Aber ich werde auch wütend. Ich hasse es, in die Enge getrieben zu sein. Ich hasse es Angst zu haben. Ich hasse es, dass es sich so anfühlt als würde ich Cas in diesem Moment verlieren und das ohne es verhindern zu könne. Ich fühle mich so machtlos. So hilflos. Sowie damals, als mein Onkel mir all das angetan hat...
„Ich könnte dir das niemals antun!", schreie ich ihn an.
Er zuckt zusammen, doch wird dann noch wütender. „Wieso? Was würde dich davon abhalten. Nenn mir einen Grund, einen einzigen!" Er sieht mich so herausfordernd an, so leidend, so flehend, so verzweifelt.Ich kann es einfach nicht mehr zurückhalten, stürme ohne nachzudenken zu ihm, reiße sein Gesicht an mich und drücke meine Lippen auf seine.
Grob presste ich meinen Mund auf seinen und umso gröber stößt er mich weg.Ich stolpere ein paar Schritte zurück, starre ihn an.
Ich weiß, durch diese Aktion habe ich ihn endgültig verloren.
Sein Blick so geschockt.Doch dann kommt er schnellen Schrittes zu mir und reißt meinen Kopf zu sich runter, um unsere Lippen miteinander zu verbinden.
Sofort steige ich den Kuss mit ein, versuche ihm all meine Gefühle deutlich zu machen.Ich schreie ihm in Gedanken zu, dass ich ihn liebe, hoffe, er versteht es ohne, dass ich es aussprechen muss, drücke ihn an mich.
Langsam wird er Kuss weniger verzweifelt, sondern sanfter und liebevoller, ich spüre meine Lippen immer wieder auf Metall treffen, auch den Geschmack davon an meinen Lippen, doch der Kuss ist es auf jeden Fall wert.
Ich weiß gar nicht richtig, wie mir geschieht, weiß nur, dass ich mich noch nie so stark gefühlt habe wie in diesem Moment, ehe Cas sich wieder schweratmend von mir löst.
Stumm sieht er mich an.
Ich will meine Lippen sofort wieder auf seine Legen, aber er stoppt mich, indem er seine Hand auf meine Brust legt und mich leicht wegschiebt.
Was ist denn jetzt los?
Ich verstehe gar nichts mehr.
Cas verwirrt mich so!
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Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)
Teen FictionEinen Job, der Spaß macht, eine eigene Wohnung, keine Geldsorgen und komplett zufrieden mit den sozialen Kontakten. So sieht Castors Leben aus. Auf den ersten Blick beneidenswert, wäre da nicht die Sache, die sich hinter der ersten Schicht verdeckt...