Castor:
„Hier ist es", wispere ich mit ehrfürchtigem Blick auf mein früheres Zuhause.
Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin.
Indem ich so viel erlebt habe, auch mit Lucas.
Aus dem ich abgehauen bin, weil ich darin zebrochen bin.Nein, ich fühle mich gar nicht wohl hier.
Dan bemerkt es, denn nachdem er in der Auffahrt geparkt hat, legt er seine Hand auf meine und hält sie fest.
„Ich bin ja bei dir", meint er. „Ich beschütze dich"Weil ich es gern glauben will, nicke ich.
Dan führt meine Hand zu seinem Mund und drückt seine Lippen auf meinen Handrücken. „Komm, zeig mir ein lächeln"
Ich schüttle den Kopf. Das kann ich jetzt nicht.Dan seufzt, zwingt meinen Blick zu sich und beugt sich so, dass ich nur noch ihn ansehen kann.
Dann beugt er sich langsam zu mir rüber.Kurz befürchte ich, er will mich küssen, doch dann landen seine Lippen nur auf meiner Nasenspitze, worauf ich dann hinschiele.
Dann lacht er leicht. „Du bist so süß"
Verwundert sehe ich ihn an. „Was?"
„Was?" Er tut so, als wüsste er nicht, was ich meine.
Er hat wohl nicht beabsichtigt, das laut zu sagen.
Das ist es, was mich dann zum Lächeln bringt.
Ich wusste doch, dass ich süß bin.Wortlos steigt Dan aus dem Wagen und holt unsere Taschen aus dem Kofferraum.
Nach kurzem Durchatmen, komme ich zu ihm raus.„Bist du bereit?", fragt er.
Ich schüttele den Kopf, während ich meine Hände in Lucas' Lederjacke vergrabe. „Nein, eigentlich nicht"
„Mir egal.", meint Dan und schiebt mich voran bis zur Haustür.Mit zitternden Fingern klingele ich.
Dan steht hinter mit, was mir mein Fluchtweg nimmt.Nach kurzer Zeit geht die Tür auf und mein Vater steht mir gegenüber. Er mustert mich eingehend, ehe er zu lächeln beginnt und mich in die Arme zieht. „Castor", haucht er glücklich. „Ich bin so froh, dich wieder zu sehen. Danke, dass du gekommen bist. Das bedeutet mir echt viel. Oh Mann, ich hab dich so vermisst, mein kleiner. Naja, so klein bist du ja gar nicht mehr und Muskeln hast du auch bekommen." Er schiebt mich auf Armeslänge weg. „Und du trägt einen Bart. Ich wusste gar nicht, dass du sowas wie einen Bartwuchs überhaupt besitzt. Hast du auch schon Achselhaare?"
Oh mein Gott, ab hier wird's peinlich.
Ich höre ein raues Lachen und sehe zu Dan, dem die Belustigung ins Gesicht geschrieben steht.
Mein Dad sieht ebenfalls zu ihm. „Bist du Daniel?", fragt mein Dad dann misstrauischer.Dan nickt und stellt seine Tasche ab, um meinem Dad die Hand zu reichen. „Freut mich sehr, Sir. Man muss schon sagen, sie haben eine große Ähnlichkeit zu Cas" Er zwinkert mir zu.
Mein Dad winkt ab „Ach bitte, sag doch Michael. Und tatsächlich bin ich sehr froh, das mein Kleiner nicht nach seiner Mutter kommt"Naa, leider ist eher das Gegenteil der Fall, aber gut. Lassen wir's.
Dan greift wieder nach der Tasche, als mein Dad ihn reinbittet.
Neugierig sieht mein Begleiter sich um, während mein Vater ihm die Jacke abnimmt und ihm sagt, wo er die Schuhe hinstellen soll. „Ach ich bin so froh, dass ihr hier seit", meint er.
„Miranda ist noch bei einer Freundin, aber sie kommt in einer Stunde ungefähr zum Essen. Ihr esst doch mit?", meint mein Dad.Schneller als ich antworten kann, nickt Dan. „Natürlich. Und danke, dass ich Cas begleiten durfte"
Mein Dad legt Dan doch tatsächlich freundschaftlich die Hand auf die Schulter.
Ich glaube echt, ich bin hier im falschen Film.„Ich bin sogar sehr froh, dass du mit ihm hier bist. Jetzt sag doch mal, was machst du beruflich?"
Und somit verschwinden sie ins Wohnzimmer und lassen mich seufzend im Flur stehen.Wie soll ich das nur aushalten?
Ich entschließe mich, die beiden alleine zu lassen. Dan scheint sich ja mit mein Dad sehr wohlzufühlen und gehe in mein altes Zimmer.
Hier hat sich aber vieles verändert, denn es ist aufgeräumt.
Okay, das ist jetzt seltsam.
Geschockt renne ich die Treppen runter ins Wohnzimmer.Erschrocken wenden mein Dad und Dan die Blicke zu mir. „Was ist los, Kleiner?", fragt Dad.
„Wer hat mein Zimmer aufgeräumt?", frage ich.
Dad lacht erleichtert. „Das war Cody. Der hat gemeint, das war er dir schuldig."
Ich muss leicht lachen. „Das war er echt"„Jetzt nicht mehr" Als ich seine Stimme höre, drehe ich mich in den Flur und sehe Cody gegen eine Wand gelehnt stehen.
Als er mich ansieht, kommt er schnell auf mich zu, sowie ich auch ihn.
Ich wollte zwar damals auch meine Ruhe vor Cody, doch jetzt bin ich froh, ihn zu sehen.Deshalb drücke ihn auch nicht weg, als er mich einfach so küsst und zwar mit einer Leidenschaft, wie er es noch nie getan hat.
Als er sein Lippen wieder von meinen löst, zieht er mich in seine Arme und drückt mich an sich, als habe er Angst ich würde wieder gehen.
„Wie konntest du mir das antun?", seine Stimme klingt kraftloser als wohl beabsichtigt. Ich weiß ja, dass er eine kleine Heulsuse ist. Dafür liebe ich ihn doch so.
„Es tut mir Leid, Cody, ich musste einfach weg."
„Vier Jahre, Cas. Vier verdammte Jahre und keine einzige Nachricht von dir, dass es dir gut geht. Ich dachte, du liegst vergammelt in irgendeinem Ghetto"Ich drücke ihn fester, um ihn zu zeigen, dass es mir gut geht und er erwidert es.
Naja, zumindest solange, bis uns irgendjemand auseinander scheibt.
Überrascht sieht Cody zu Dan und dann zu mir.„Was ist das denn für ein Vogel?", fragt Cody dann angreifend.
Dan zieht die Augenbrauen hoch und schiebt mich hinter sich. „Die Frage ist, eher, was du für einer bist. Schlapperst du jeden einfach so ab wie ein ungewollter Straßenköter?"
Cody knurrt.Ich schiebe mich vor Dan und sehe ihn warnend an. „Das ist Cody. Mein bester Freund. Ich hab dir doch von ihm erzählt"
Dan sieht noch einen Moment so aus, als würde er nachdenken, ehe ihm ein Licht aufgeht. „Ach der Cody." Dann wirkt er um einiges entspannter. „Und ich dachte schon", meint er erleichtert.„Cas, wer ist der Depp?", fragt Cody mies gelaunt.
Klar, er wurde gerade als Hund bezeichnet.
„Das ist Dan. Er ist ein Freund von mir", erkläre ich.Die Hand geben sie sich nicht. Okay. Naja, da haben wir wohl zwei Alphatiere unter sich...
„Toll, dass du neue Freunde gefunden hast. Aber musstest deine alten deshalb echt so vernachlässigen?", fragt Cody leicht vorwurfsvoll. Er zieht mich wieder zu sich und legt die Hände an meine Wangen. „Du hättest doch mit mir reden können, Baby"
Genau deshalb bin ich abgehauen.
Weil ich nicht behandelt werden wollte wie eine Porzellanpuppe.Ich weiß, Cody meint es nur gut und ich liebe ihn dafür, aber ich halte es nicht aus, dass alle so sanft zu mir sind.
Ich muss hier raus. „Ich bin ziemlich kaputt von der Fahrt Leute. Ich werde ins Bett gehen", verkünde ich ohne auf weitere Sätze einzugehen.
Ich drücke Cody nur nochmal einen kurzen Kuss auf. „Danke, dass du hergekommen bist. Aber ich brauche jetzt Zeit für mich"Er nickt, umarmt mich nochmal kurz und lässt mich dann hoch gehen.
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Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)
Teen FictionEinen Job, der Spaß macht, eine eigene Wohnung, keine Geldsorgen und komplett zufrieden mit den sozialen Kontakten. So sieht Castors Leben aus. Auf den ersten Blick beneidenswert, wäre da nicht die Sache, die sich hinter der ersten Schicht verdeckt...