3: Der Plan

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Daniel:

Der Typ, mit dem ich mich anfreunden soll, ist total der Langweiler.
Mein Dad lässt ihn jetzt seit 2 Wochen beobachten und er tut nichts anderes als von der Arbeit nachhause zu gehen und von Zuhause zur Arbeit.
Wie soll ich ihn denn bitteschön kennenlernen, wenn er so ein Stubenhocker ist?

Oh Mann ich hasse Stubenhocker, das sind doch die gestörten kranken Psychos, die keine Freunde haben oder sich Sexsklaven im Keller halten.

Noch dazu weiß ich noch nicht, was ich den sagen soll, um ihm irgendwie sympathisch vor zu kommen.

Meine Schwester Serena hat einen genialen Plan, den sie mit mir durchführen will, aber ich bin mit wirklich davon begeistert.
Trotzdem stehe ich gerade vor der Wohnung dieses Typen und warte auf meinen Einsatz.
Serena versteckt sich schon seit einer gewissen Zeit in einem Busch und wartet darauf, dass er nachhause kommt.
Es ist kurz vor neun, also dauert es nicht mehr so lange.
Wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass der Plan nicht mal so dumm ist.

Serena hat gesagt, sie wird so tun, als würde sie ihn ausrauben und ich muss ihn dann retten. Das klingt sich nach Spaß oder?

Manchmal hasse ich meinen Vater allein aus dem Grund, weil ich alles für ihn tun würde, denn wenn es nicht so wäre, konnte ich jetzt bei einer meiner Freundinnen sein und richtigen Spaß haben...
Die Gedanken daran verblassen aber ziemlich schnell, als ich einen Typen sehe, der auf das Gebäude hinzugeht in dem meine Zielperson wohnt.

Der Typ ist durchschnittlich groß, hat blonde Locken, und eine schwarze Lederjacke. Das muss er sein.
Serena scheint das auch so zu sehen, denn sie springt mit einem Messer vor ihn und beginnt ihm zu bedrohen. "Gib mir dein Geld!"

Er mustert sie genau.
Von meiner Position aus kann ich ihn auch sehr gut erkennen. Ehrlich gesagt sieht er ziemlich jung aus für seine 22, da ändert der Stoppelbart auch nicht viel. Was aber auffällt, neben seinen Locken, sind diese total blauen Augen, die irgendwie abnormal zu strahlen scheinen.

"Ganz ruhig, Kleine. Ich hab kein Geld dabei" Seine Stimme ist ruhig und relativ dunkel dafür, dass er so kindlich aussieht.
"Natürlich hast du Geld dabei. Gib mir deine Brieftasche!" Sie fuchtelt mit dem Messer vor seiner Nase herum, aber er bleibt ganz cool und steckt die Hände in die Hosentaschen. "Was sonst? Stichst du mich ab?" Er wirkt belustigt, als Serena unsicher wird.

Dann breitet er auffordernd die Arme aus. "Nah los, mach schon. Ich hab keine Angst vier dem Tod"
Es klingt fast so als wurde er darum betteln, dass sie ihn absticht.

Ich wusste zwar schon vorher, dass er ein Psycho ist, aber das hätte ich nicht erwartet.
Nur vielleicht ist gerade das das Problem.
Vielleicht hat er keine Angst vor dem Tod, sondern vor dem Leben.

Er bleibt eine Zeit lang stehen, ehe er schnaubt, den Kopf schüttelt und dann seine Schlüssel aus der Jackentasche holt. "Kleiner Tipp, Süße. Such dir einen normalen Job, wenn du nicht den Mut hast, deine Drohungen auch umzusetzen. Und schlaf schön" Er wirft ihr einen Luftkuss zu und geht dann ins Haus.

Serena lässt das Messer sinken, ich komme aus meiner Deckung hervor.
"Wieso hast du nichts gemacht?", fragt sie vorwurfsvoll. Ich
"Er hat sich ja nicht mal bedroht gefühlt" Ich schüttele den Kopf. "Der Typ hat nen Schaden"
Serena blickt auf die Türe, durch die er gegangen ist. "Der Typ hat Selbstbewusstsein. Und Mut. Und Sexappeal"
Ich drücke ihr meine Hand auf den Mund. "Schon gut, werde nicht gleich feucht"
Sie verdreht die Augen und hebt dann das Messer hoch, während sie etwas gegen meine Handflache brabbelt.
Augenverdrehend lasse ich sie los und sie redet deutlich weiter. "Pass auf, was du sagst oder ich stech dich ab"
Daraufhin muss ich lachen, lege einen Arm um sie und wir schlendern nachhause. Das mit dem Psycho wird heute nichts mehr.

"Du kannst keinen Fremden abstechen, aber dann deinen Bruder" Gespielt empört sehe ich sie an.
Sie hebt den Zeigefinger "Adoptivbruder"
"Und trotzdem liebst du mich" Ich zwinkere ihr zu und sie verdreht die Augen, muss aber schmunzeln.
Wir schlendern weiter durch die Stadt in Richtung der Wohnung, die wir uns zusammen genommen haben. Damals ist Serena mit mir hierher gezogen, damit ich meinen Vater suchen kann und seitdem sind wir beide hier geblieben und haben uns irgendwie ein Leben aufgebaut.

"Sag mal Dan?" Fragend sehe ich sie an.
Sie wirkt unsicher. ehe sie spricht. "Du merkst schon, dass dein Vater dich ausnutzt oder?"
Ich zucke mit den Schultern. "Klar merke ich das, aber es interessiert mich nicht. Ich kann ihm beweisen, dass ich was drauf habe, dann mache ich das auch"
Serena seufzt, während sie sich beim Laufen an mich schmiegt, weil es ziemlich kalt wird. "Du hast es doch gar nicht nötig, dich zu beweisen."
Ist ja ganz lieb, dass sie das so sieht, aber mein Vater und ich selbst sehen das anders, deshalb sage ich nichts dazu.

Was ich mir aber eingestehen muss, ist, dass dieser Auftrag jetzt schon an mir nagt.
Der Typ war einfach total locker, obwohl er nicht wusste, ob Serena ihn abstechen würde.

Wie kann jemand, dem sein Leben so gleichgültig ist, so erfolgreich sein?
Vielleicht schläft er sich ja hoch. Schlecht sieht er nämlich nicht aus, wenn auch seine Locken und der Bart einen leichten Kontrast darstellen.Ich

"Woran denkst du?", fragt Serena mich, als wir in unsere Wohnung gehen.
„An den Psycho", gebe ich beiläufig zu, während wir unsere Jacken ausziehen.
Sie grinst mich an. "Also stimmst du mir zu, dass er heiß ist" Sie zwinkert.
Ich verdrehe die Augen. "Ich stehe auf Frauen, sowas kann ich nicht beurteilen"
Meine Schwester ist schon ewig auf der Suche nach einem schwulen besten Freund. Es wundert mich, dass sie noch keine Anzeige geschalten hat...

"Du wirst doch wohl sagen können, ob du ihn gutaussehend findest. Ich sage ja auch, wenn Frauen heiß sind", meint sie dann genervt.
Wir gehen in die Küche und beginnen routiniert uns etwas zu kochen. "Nein kann ich nicht und bei weiblichen Wesen ist es was anderes."
Serena verdreht die Augen und wechselt dann endlich das Thema. "Kommt deine Freundin heute wieder?"
Auch nicht meine Lieblingsthematik. „Sie ist nicht meine Freundin, nur weil wir gelegentlich Sex haben"
Für Serena bedeutet immer alles gleich was.
Ich bin da etwas abgebrühter.
Aber ich glaube, ich sehne mich einfach nur mach ehrlich gemeinter Zuneigung und Zärtlichkeit.

Ich meine, ich bin 20 und mein Liebesleben war bisher das reinste auf und ab. Ich bin da nicht viel anders als viele anderen und warte noch auf meine große Liebe, doch andererseits ist da ein Teil in mir, der mich anschreit, dass es niemals jemanden geben wird, der mich liebt, nicht mal meine Eltern haben mich genug geliebt, sondern haben mich weggegeben und meine Adoptiveltern... naja das ist wieder eine andere Geschichte...

Aber ich finde es nicht verwerflich, dass ich nach etwas suche, an dem ich mich festhalten kann.
Ich spüre wie rastlos ich bin, doch ich möchte halten.
Fehlt nur noch die richtige Person, die es wert ist, für sie an Ort und Stelle zu bleiben.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt