18: Reue und Gedanken

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Castor:

„Mickiiiii!!!!“ Ich schreie nach mehr Alkohol.
Lachend kommt Mick zu mir und füllt mein Glas auf.
So dicht bin ich eigentlich doch gar nicht, aber ich habe definitiv vor es zu werden.
Normalerweise reiße ich mich ziemlich zusammen, aber heute habe ich keine Lust auf Selbstkontrolle. Vor allem, weil ich meinen kompletten LSD-Vorrat aufgebraucht habe.

„Sag mal, was macht dieser Dan da eigentlich?“ Mick lehnt sich zu mir und plauscht mit mir, obwohl viele Leute auf ihre Getränke warten.
Wir mustern Dan, der mittlerweile schon die sechste Frau in der Bar küsst.

„Eigentlich will ich, dass er Männer küsst, um rauszufinden, ob er dabei was fühlt, aber ich glaube, er traut sich nicht so recht“, erkläre ich.
Mick sieht mich plötzlich total begeistert an. „Ja wenn das so ist“

Er springt mit einem Satz über die Theke und schlendert dann auf Dan zu, der gerade mit so einer Blondine rummacht.
Ich höre nicht, was Mick sagt, als er das Mädchen anstupst, doch sie verschwindet schnell aus der Bar und Dan sieht ihr überfordert hinterher.
Kurz danach legt Mick die Hand auf Dans Schulter und kommt ihm ziemlich nahe.
Dan sieht nicht wirklich so aus, als würde er das genießen, aber auch nicht so, als wolle er es unterbrechen.
Also wende ich mich ab und lasse Mick machen. Er wird schon wissen, was er da tut, alt genug ist er ja.

Eigentlich hat Dan gar keinen Wingman gebraucht, fällt mir das auf.
Ich fühle mich total überflüssig und als ich dann auch noch dumm angemacht werde, will ich einfach nur in meinem Bett liegen.

„In der Stadt ist heute Tag der offenen Tür. Bei deinem Arsch auch?“ Conner stellt sich neben mich und grinst mich an.
Ich stöhne genervt und verdrehe die Augen. „Gehen dir eigentlich nie die dummen Sprüche aus? Jetzt mal ernsthaft, wo bekommst du die her? Und haben die jemals funktioniert?“Ich
Er zuckt mit den Schultern. „Beim ein oder anderen. Aber noch nie bei dem, den ich am meisten will“ Er zwinkert mir zu.
Ich stehe demonstrativ auf, um von ihm weg zu kommen. „Das wird es auch nicht, Connor. Du bist einfach nicht meint Typ, selbst bei meinem jetzigen Alkoholpegel“
Er zieht eine Schnute, will wohl süß aussehen, doch es gleicht mehr einer Grimasse.

„Lass mich halt einmal ran. Das kränkt mein Ego total“ Fängt er jetzt ernsthaft an zu betteln? Hat er denn gar keine Würde? Aus welchem Billigladen hat der denn bitteschön seine Selbstachtung?
„NEIN! Lass mich in Ruhe“ Genervt will ich an ihm vorbei gehen, aber er greift grob nach meinem Handgelenk, wodurch mir das Glas runterfällt und auf dem Boden zerspringt.

Ein paar Leute huschen zur Seite, aber die interessieren sich mehr für die Flüssigkeit m Boden als dafür, dass Conner mir verdammt nochmal wehtut.

„Lass los, du Arsch“, beschwere ich mich.
Er ist echt verdammt kräftig. Wir rangeln herum, wobei er leider die Überhand  hat, weil ich es einfach nicht gewohnt bin, mich mit anderen zu prügeln oder körperliche Auseinandersetzungen zu haben.
Außerdem ist er um einiges muskulöser als ich und er will mir wehtun, denn das tut er.

Mit einem Ruck drückt er mich gegen die Wand neben der Theke und fixiert meine Hände neben meinem Körper.
Sein alkoholischer Atem streift mein Gesicht.
Ich kann mich fast nicht bewegen, als er seinen Kopf zu meinem bewegt und ich meinen wegdrehe.
Der Pisskopf leckt eiskalt über meine Wange. Ist er ein verdammter Hund oder was? Naja, bei einem Tier würde ich das wahrscheinlich mehr genießen als bei ihm.

Mir bleibt nur eine Möglichkeit. Ich ziehe schnell mein Knie hoch zwischen seine Beine und er sackt in Sekundenschnelle zusammen.
Aus purer Lust trete ich ihm nochmal in den Bauch und ziehe ihn an mich heran. „Nein, heißt nein. Wenn du mich noch einmal anfasst, wenn ich es dir nicht erlaube, mache ich dich fertig“, flüstere ich in sein Ohr, ehe ich in seinen Nacken fasse, um meine Faust in seinen Bauch zu schlagen.

Hustend sackt er auf die Knie. Dass er in mein zerbrochenes Gals fällt, ist mir egal. Es hat mich noch nie sehr interessiert, wenn ich anderen wehgetan habe, doch bei ihm ist es mit komplett egal. Der ist doch genauso ein kranker Psycho wie mein Ex Seth. Und solche Arschlöcher haben allen Schmerz nur verdient, denn sie fügen ihn ja auch zu.
Und wenn ich mich nicht wehren könnte, wäre ich doch schon längst von Conner flachgelegt worden, ob ich das nun gewollt hätte oder nicht.
Also scheiß auf ihn.
Und scheiß auf Dan.
Scheiß auf alle.

Ich will hier weg.

Ohne auf die vielen Blicke zu reagieren, die auf mir liegen, verlasse ich die Bar.
Bei Mick kann ich auch noch bezahlen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.

Ich merke erst, wie kalt es draußen ist, als ich nach einem ziemlich langen Fußmarsch im Park ankomme und mich auf eine Bank setze.
Ich schließe meine Jacke enger um mich, während ich zitternd ein und aus atme.

Alles, was ich mir eingeredet habe, um mein Verhalten zu rechtfertigen, ist jetzt plötzlich so weit weg.
Ich hasse es anderen wehzutun.
Ich wollte nie ein schlechter Mensch sein, aber ohne Lucas bin ich es nun mal.

Verdammt, ich vermisse ihn so sehr.

Wieso kann er mich nicht einfach in seine starken Arme ziehen und festhalten, bis ich eingeschlafen bin und dann die ganze Nacht, sowie früher?
Und wieso muss es Idioten wie Connor geben, die es einfach nicht verstehen, wenn man sagt, dass man nicht will?
Denkt denn irgendjemand, ich würde mich nicht gern wieder fallen lassen und das gute Gefühl beim Sex spüren?
Ich habe auch Bedürfnisse, ich bin kein Mönch oder will ewig abstinent sein, aber  ich will auch keinen Sex mehr haben, der so bedeutungslos ist, der mich zu einem Gegenstand zum Vergnügen eines anderen macht.

Lucas hat mir gezeigt, dass ich es wert bin, geliebt zu werden und das soll der Typ, dem ich mich als nächstes hingebe gefälligst auch tun.
Sonst bekommt er gar nichts von mir, weder mein Herz noch meinen Körper, denn ich weiß, ich habe es verdient glücklich zu sein.
Und ich bin es Lucas schuldig, es auch zu werden.

Er hat sich vor mich gestellt, damit ich weiter lebe und nicht das aus meinem Leben mache, das er gerettet hat, wie jetzt gerade.

Er hat sein verdammtes Leben über meines gestellt und was mache ich daraus?
Ich versuche ja nicht mal  glücklich zu werden.
Ich versuche nicht einmal mein Herz wieder zu öffnen.
Ich versuche nicht, einen anderen als Lucas zu lieben.
Aber vielleicht ist genau das der Punkt.
Ich sollte es nicht versuchen müssen. Ich sollte es tun oder eben nicht. Denn Lucas hat gesagt, Liebe muss mal fühlen, mehr nicht und er hatte Recht.

Vertrauen ist auch nur ein Fehler (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt