Und so zog sich die Unterhaltung ein wenig zäh in die Länge, da ich ehrlich gesagt, immer noch nicht vollständig realisiert hatte, dass ich tatsächlich richtig angekommen war. Zumal ich mir den Kopf zermarterte, wie es jetzt weitergehen könnte.
Aber ich muss gestehen, ich hätte Käptn Kenway für unhöflicher gehalten. Wenn man bedenkt, dass er auf einer kleinen Farm aufgewachsen war und eigentlich immer sehr bodenständig war... Vorurteile, ich weiß, aber die konnte ich ja jetzt endlich über Bord werfen.
Je später der Abend wurde, desto mehr entspannte ich mich. Und nein, es lag nicht am Rum, den habe ich immer schlückchenweise genossen. Nicht becherweise, wie einige Tischnachbarn, die mir dann lautstark mitteilten, dass es lustig aussah, als ich mich vor ihrem Käptn lang gemacht hätte... schönen Dank auch...
Edward hingegen sah mich immer wieder so seltsam an... sein Blick, nein seine Augen wurden dunkel und ich hatte das Gefühl, er würde direkt in mich und meine Gedanken blicken können. Sah so der Adlerblick für Außenstehende aus? Er musterte mich regelrecht.
Irgendwann kam ich aber dann doch an einen Punkt, an dem ich dermaßen müde wurde, dass ich mich am liebsten irgendwo, egal WO hingeworfen hätte. Etwas schüchtern, fragte ich dann die rothaarige Bedienung und ja, es war Anne Bonny, ob sie mir eine preisgünstige Unterkunft für die Nacht empfehlen könne.
"Mädchen, du siehst aus, als bräuchtest du eine Woche Schlaf und nicht bloss eine Unterkunft für eine Nacht!" Frivoles Gelächter von den Saufkumpanen am Tisch, bei denen ich sicherlich eine Nacht verbringen könnte, gegen "diverser Dienste" ... üüüüürks... nein Danke.... lieber schlafe ich im Stehen.
Anne nahm mich beiseite und versprach mir, dass ich vorerst bei ihr übernachten könnte, bis ich mich anderweitig eingerichtet hätte. Sie hätte zwar selber keinen Palast, aber eine Schlafkammer mit einem richtigen Bett und (dank ihrer Sauberkeit) mit sauberen Laken. Ich nahm ihr Angebot dankend an und so zeigte sie mir den Weg. Es war eigentlich gleich um die Ecke, ein kleines Häuschen mit 3 Räumen. Ein Raum gehörte ihr und die anderen beiden bewohnten zwei Prostituierte ... Das störte mich weniger, denn die brachten ihre Freier ja sicherlich nicht hierher.
Annes Zimmerchen war karg möbliert, aber was brauchte man schon. Neben der Tür stand eine kleine Kommode mit Spiegel darüber. An der gegenüberliegenden Wand stand ein einfaches Holzbett, welches aber groß genug war und Platz für zwei bot. Wenigstens musste ich nicht auf dem Boden nächtigen. Ein Nachttischchen mit einer Kerze und einem aufgeschlagenen Buch standen links daneben.
Der Ständer mit der Waschschüssel stand in der hinteren rechten Ecke beim Fenster und auf dem Haken daneben hing ein (ich vermutete) sauberes Handtuch. Nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht hatte (soweit das möglich war mit einer Waschschüssel und einem Krug mit lauwarmen Wasser), zog ich meine Stiefel, Strümpfe und Hosen aus. Aus meinem Seesack fischte ich meine Zahnbürste und Paste. Dieser Geschmack von Rum war einfach nicht meins, sehr sehr unangehm.
Es war einfach zu warm und so richtig aklimatisiert hatte ich mich auch noch nicht. Also legte ich mich einfach ohne Decke aufs Bett und hoffte, dass ich bald ins Reich der Träume huschen würde.
Weit gefehlt, ich war müde ohne Ende, fand aber einfach keine Ruhe. Die ungewohnten Geräusche vom Meeresrauschen und das Stimmengewirr auf der Straße... Die Gerüche... meine nicht ruhegebenden Gedanken... einfach ALLES brachte mich um den Schlaf.
Also stand ich wieder auf und öffnete kurzerhand das Fenster, um wenigstens ein klein wenig Durchzug und frische Luft reinzulassen. Nur mit dem Hemd bekleidet stand ich nun dort und beobachtete die Straße, welche um diese Uhrzeit (wie spät war es eigentlich???) noch recht gut gefüllt war. Plötzlich hatte ich das merkwürdige Gefühl, als würde mich jemand beobachten, ein seltsames kribbeln im Nacken, wie von tausenden feiner kleiner Spinnenbeinchen!
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Eine Zeitreise die sich gewaschen hat!
FanfictionWir schreiben das Jahr 2000. Uns ist es gelungen, mit Hilfe eines Vorläuferartefaktes die Zeitlinie zu durchbrechen. Und da ich immer schon mal wissen wollte, wie Käptn Edward James Kenway wirklich ist und ob es sich wirklich so wie in den Büchern...