Baldrian und Hopfen

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Kapitel50

Einleises Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Fluchtiraden undGedanken: "Herein!" rief etwas zu laut. Es war Jasmin.

Ängstlichsah sie mich an: "Madame, wartet, ich helfe euch bei denHaarklammern. Ihr reißt sonst eure schönen Haare aus." Mitdiesen Worten fing sie in aller Seelen Ruhe an, meine zerzausteKopfbedeckung zu entwirren und zu bürsten.

Mirfielen die Haare in kleinen Wellen bis zur Hüfte, da Jasmin sie nochim feuchten Zustand geflochten hatte. Für die Nacht band sie meineHaare wieder zusammen und umwickelte sie mit einem Leinensack. Soetwas hatte ich auch noch nicht gesehen. Aber eine praktischeMethode, die Haare vor dem Verknoten des Nachts zu schützen.

Danachhalf sie mir aus dem Kleid und endlich konnte ich dieses Korsettausziehen. Ich schmiss es mit Schwung einfach aufs Bett und atmetevöllig befreit und tief durch. Was für eine Wohltat. Anschließendzog ich das Musselin-Nachthemd an und setzte mich aufs Bett. Jasminräumte meine Kleidung noch in den Schrank löschte denKerzenleuchter auf der Kommode.

"Brauchtihr noch etwas Madame? Soll ich euch noch einen Tee zur Beruhigungbringen? Ihr seht sehr aufgebracht aus, ihr werdet damit sicherbesser einschlafen." Ich brauchte keinen Tee, ich brauchte IHN!

"DankeJasmin, das wäre lieb von euch." Ich lächelte sie an und obihres Erfolges mir zu helfen, dass ich mich beruhigte, lächelte siestolz zurück.

Ichstand auf und ging hinüber zum Fenster und öffnete es ein bisschen.Es war draußen zwar merklich abgekühlt, aber hier im Zimmer war dieganze Zeit kein Fenster geöffnet worden. Diese Seite des Gästehauseshatte den Blick auf das Haupthaus.

Dortwar noch überall Kerzenschein zu sehen in den Räumen. Ich sah wieeinige Schatten umher huschten und das Licht löschten und vermutlichaufräumten. Es mussten die Bediensteten sein. Die Sonne ging jetztlangsam auf und tauchte die Umgebung in ein unwirkliches Licht. Unddie Sonnenstrahlen suchten sich langsam ihren Weg durch dieumliegenden Bäume und malten zuckende Schatten auf den Boden und dieHauswand.

Jasminkam zurück und reichte mir die Tasse mit dem duftenden Tee. Es warBaldrian und ich vermutete Hopfen? Ein wenig gesüßt schmeckte erfantastisch. Und sie behielt recht. Er beruhigte mich und ich legtemich in mein Bett und schlief auch augenblicklich ein.

Jemandzupfte an meinem Ärmel. "Madame, Ms. Frederickson! Wacht auf,es ist schon 10 Uhr durch. Ihr werdet zum Frühstück erwartet!"

Schwerfälligversuchte ich die Augen zu öffnen. Aber es war einfach zuverlockend, liegen zu bleiben und noch ein Stündchen weiter zuschlafen.

Jasminzog die Vorhänge auf und öffnete das Fenster und ließ so die Sonneund damit auch die Hitze in mein Zimmer. Es war schon wiederunerträglich warm um diese Zeit.

"Jasmin,habt ihr eventuell auch leichtere Kleidung für mich? Ich bin dieseTemperaturen einfach noch nicht gewohnt und befürchte, solch schwereKleider begünstigen nur, dass ich in Ohnmacht falle."

"SicherMs. Frederickson, ich habe schon eines besorgt. Es ist ein einfachweißes Leinenkleid nur mit einem Mieder. Ich habe euch gesterngesehen, wie erleichtert ihr das Korsett weggeworfen habt!" Siekichert haltlos und sah mich entschuldigend an.

"Nein,ihr habt Recht, ich bin froh, wenn ich dieses Teil nicht wiedertragen muss."

Alsomachte ich mich, bzw. Jasmin machte mich zurecht und als siezufrieden war und ich ihrer Meinung nach vorzeigbar war, entferntesie sich. Es war als würde sie im Schatten einfach verschwinden,aber sofort auftauchen, wenn ich rufen würde. Somit hatte ich nochGelegenheit meine Zähne zu putzen. Ich stand am Fenster dabei undließ meinen Blick über das Haupthaus schweifen. Edward war nicht zusehen. Dafür aber alle anderen, naja nicht ganz. Thatch konnte ichvon hier aus erkennen, denn seine stattliche Größe war nichteinfach zu verstecken. Er saß schon draußen an einem der Tische undgenoss ein üppiges Frühstück wie es schien.

Beidem Anblick bekam ich auch Hunger und so nahm ich einen SchluckWasser spülte meinen Mund aus und spukte aus in Richtung Garten daich am Fenster stand. "Hey... was... was soll das denn?"Das war doch Kenways Stimme? Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, dasser rechts neben meinem Fenster gestanden hatte und genau in demMoment vortrat als ich ausspülen wollte.

"Edward!!!Ihr habt mich erschreckt, müsst ihr euch immer so anschleichen?Aber, es tut mir leid, ich hoffe, ihr habt nichts abgekommen!"Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, denn er sah mich einwenig entnervt an.

"Nein,ich konnte noch rechtzeitig in Deckung gehen! Ich.. wollte schauen,ob alles in Ordnung ist und ob ihr die Nacht gut verbracht habt undob das Zimmer euren Ansprüchen gerecht wird. Ich war gerade zufällighier, daher dachte ich, ich könnte ... nun, aber ich sehe, ihr seidwohlauf!" Er machte Anstalten zu gehen.

"Wagtes nicht, jetzt wieder einfach so zu verschwinden!" Mit etwasMühe kletterte ich aus dem Fenster, diese ganzen Röcke wareneinfach unpraktisch, und lief ihm hinterher. "Jetzt wartetgefälligst auf mich!" Und das tat er, so plötzlich dass ichnicht mehr bremsen konnte und in ihn hineinlief...


Eine Zeitreise die sich gewaschen hat!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt