Kapitel 6
Edwards Schritte verlangsamten sich und dann blieb er stehen. Mit Stolz geschwellter Brust stand er neben mir und deutete auf ein etwas abseits liegendes Schiff auf der linken Seite. Da war sie, die "Jackdaw" ... Sogar in dieser nur vom Mond beschienen Bucht konnte ich sie erkennen und sie sah wirklich großartig aus. Voller Ehrfurcht bekam ich erstmal kein Wort heraus. Es ist etwas ganz anderes, wenn man sie im echten Leben vor sich hat und nicht nur darüber liest oder Bilder betrachtet.
Master Kenway nahm meinen Arm und führte mich den kleinen Steg zu einem der vielen kleinen Beiboote hinunter. Ohne weiter zu fragen, umschlang er meine Hüften und hob mich in eine dieser Nussschalen. Grinsend nahm er mir gegenüber Platz und sagte mit einem kindlich freudigem Unterton: "Ich dachte mir, ihr wollt sie vielleicht gleich aus der Nähe sehen. Ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich eure Nachtruhe noch weiter hinauszögere?"
"Aber nein, überhaupt nicht Master Kenway. Oder sollte ich ab jetzt besser Käptn Kenway sagen?"
"Eigentlich reicht Edward völlig aus. Solange ihr nicht zu meiner Crew gehört, bin ich ja nicht euer Käptn!" Wenn du wüsstest, wie gerne ich mit dir einfach eine kleine Weile segeln würde...
Und schon kamen wir an der Brigg an und Edward gab Anweisung das Beiboot zu sichern. Er half mir beim Hochklettern und über die Reling.
Es mag sich kindisch anhören, aber als meine Füße die Planken der "Jackdaw" berührten, hatte ich das unsagbar dringende Bedürfnis ehrfürchtig in Tränen auszubrechen. Meine Augen liefen schon fast über und ich war nicht schnell genug, mich umzudrehen. Edward sah mich besorgt an: "Mrs. Frederickson, ist alles in Ordnung? Geht es euch nicht gut? Ihr seht aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen!" Wie recht du doch hast ,Edward.
Ein wenig tiefes Durchatmen half mir, wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. "Es geht mir gut, Edward. Es ist nur ein wenig viel am heutigen Tage passiert und ich bin einfach erschöpft. Macht euch keine Sorgen!"
Erleichtert nickte er und machte sich daran, mir jedes einzelne Tau, jede Planke, jeden Nagel und soweiter persönlich vorzustellen. Kenways Stolz war unübersehbar und -hörbar und ich muss sagen, ich hatte vollstes Verständnis dafür.
Irgendwann standen wir am Bug und sahen auf das offene Meer hinaus und Edward erzählte mir die Geschichte, wie er sich die Jackdaw mit Hilfe von Adéwalé gekapert hatte. Es ist faszinierend, diese Erzählung persönlich zu hören, als sie nur zu lesen. Und Kenway ist ein guter Geschichtenerzähler, ich hätte ihm stundenlang zuhören können.
Ich ertappte mich dabei, wie ich mir vorstellte dabei gewesen zu sein. Edward geriet bei seiner Erinnerung an die Zeit ins Schwelgen und wir vergaßen völlig die Zeit.
Als die Sonne langsam aus dem Meer kam, überkam mich plötzlich eine Müdigkeit wie ich sie noch nie gekannt hatte. Und ehe ich mich versah, lehnte ich an Edwards Brust und döste ein. Ich spürte seine Arme um meine Taille und meine Knie und wie ich den Boden unter den Füßen verlor. Aber das machte nichts, das sanfte Schaukeln auf seinen Armen gab mir den Rest.
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Eine Zeitreise die sich gewaschen hat!
FanfictionWir schreiben das Jahr 2000. Uns ist es gelungen, mit Hilfe eines Vorläuferartefaktes die Zeitlinie zu durchbrechen. Und da ich immer schon mal wissen wollte, wie Käptn Edward James Kenway wirklich ist und ob es sich wirklich so wie in den Büchern...