Kapitel43
Dienächsten Tage verbrachte ich damit, Edward wieder auf die Beine zubringen und mich selber auch wieder einigermaßen präsentabel zumachen. Aber erwähnte ich schon, dass kranke Männer ziemlich mauligwerden können? "Verdammt, der Verband kratzt!" ... "DasFleisch ist viel zu zäh...!" ... "Passt doch auf, wie ihrdas Rasiermesser haltet!" ... sei froh, dass deine Kehle nochganz ist...
DerKäptn bestand darauf, dass ich nicht im Unterdeck bei der Crewuntergebracht war, sondern in seiner Kajüte. Denn es könnte jasein, dass des Nachts etwas nicht stimmte. Also wurde die Hängematteauf der rechten Seite angebracht und ich bekam so einen rechtbequemen Schlafplatz. Oft saß ich lange bei Edward am Bett und wirunterhielten uns über Gott und die Welt. Seine Fragen über meineZeit hielten sich in Grenzen, aber hier und da war er doch neugierig.
Frauendie wählen durften, die selber entscheiden konnten, ob sie arbeitenoder nicht und vor allem, Frauen müssen keine Kinder bekommen. EinUnding zu dieser Zeit. Trotzdem fand der Käptn es faszinierend undsog alles auf, wie ein Schwamm.
Umgekehrtwar ich aber auch so wissbegierig. Und er erzählte von seiner Zeitauf der Schaffarm seines Vaters und von seinen Eltern allgemein. Auchberichtete er von dem Moment, als er zum aller ersten MalBekanntschaft mit den Templern gemacht hatte, aber zu dem Zeitpunktkeine Ahnung hatte, mit wem er es zu tun hatte.
Undnatürlich kam auch die Sprache auf Caroline... Mir persönlich wardieses Thema mehr als unangenehm. Aber Edward erzählte, wie er siekennengelernt hatte und sie eroberthatte.Seine Geschichte war so lebhaft, dass ich mich nicht mehr ganz sounwohl dabei fühlte. Und man merkte, Kenway war realistisch undwusste tief in sich, dass er sie nie wieder sehen würde. Dasversetzte mir einen Stich, denn es würde ja genau so sein.
Ammorgen des 5. Tages schoss er aus dem Bett hoch wie einSteh-auf-Männchen und ich schrak hoch, weil ich dachte, er würdegleich Tod umfallen. Stattdessen grinste er mich an und verkündete:"Alex, es geht mir hervorragend. Die Wunden sind noch nicht ganzverheilt, aber geschlossen. Seht nur!" Ähäm... er hob seinHemd und mehr trug er auch nicht ... und deutete auf die Narbe amOberschenkel und an der rechten Seite seines Oberkörpers... ichräusperte mich respektvoll: "Das... ähm... freut mich, Edward.aber würdet ihr... also, könntet ihr... ich ...!" Ichstotterte wieder einmal wie ein Idiot.
Edwardwurde feuerrot im Gesicht und ließ den Hemdsaum los und zog ihnhinunter. Erst jetzt wurde ihm selber klar, was er da gerade gemachthatte.
Ichdrehte mich mit ebenfalls hochrotem Kopf um und tat so, als würdemein Schlafplatz eine wichtige Entdeckung beinhalten. Versteht michnicht falsch, ich bin nicht schüchtern, in diesem Falle fühlte ichmich aber wieder wie ein unerfahrener Teenie.
Nachdieser Kundgebung kleidete Edward sich vollständig alleine an undich war ehrlich gesagt froh, dass er wieder auf den Beinen war und sovoller Tatendrang. Auch seine Laune schien sich schlagartig inEuphorie gewandelt zu haben.
Obwohlich das verstehen konnte, ein Mensch der so freiheitsliebend war wieer, der musste ja schon fast das Gefühl haben zu ersticken, wenn erso ans Bett gefesselt ist.
Alsostiefelten wir beide aus der Kajüte an Deck. Draußen erwartete uns... das übliche anzügliche Gejohle und dieses mal auch Freudenrufefür die Genesung des Käptns. Edward badete förmlich darin undgenoss es. Nun... meine Aufgabe war ja jetzt erledigt, was kam nun?
Schlagartigverfinsterte sich mein Gemüt und ich zog mich zum Bug zurück, dortwar ich erst einmal alleine. Edward musste wieder klar Schiff machenund alle wieder auf Kurs bringen, das konnte dauern. Bis dahin warich ungestört, denn immer mehr wurde mir bewusst, dass ich nichtewig hier bleiben konnte. Irgendwann musste ich in meine Zeitzurück. Aber je länger ich hier war, umso schwerer fiel es mir.
Alleineder Gedanke daran ließ mich verzweifeln.
Plötzlichklopfte mir jemand schüchtern auf die Schultern. Es war derZimmermann. "Mrs. Frederickson, ihr seht aus, als würdet ihrgleich von Bord springen wollen. Tut das lieber nicht, hier gibt esHaie und weiss Gott noch alles für böses Getier im Meer. Geht eseuch noch nicht wieder gut?" Ein fürsorglicher und mitfühlenderPirat, wer hätte das gedacht. Vorurteileund Piratenklischee... mittlerweile sollte ich das doch wohl abgelegthaben!
"Peet,ihr habt mich erschreckt. Nein nein, mir geht es gut und ich habenicht vor mich ins Meer zu stürzen. Ich vermisse nur mein zuhausemanchmal. Vermisst ihr eure Heimat nicht auch ab und zu mal?"
Erlächelte mich verlegen an und sah sich um: "Naja, wenn ichehrlich bin, schon. Aber ich bin auch froh, von meiner zickigen Altenweg zu sein. Dort war es ja nicht auszuhalten. Aber ich vermisse dasflache Land und diese angenehme Kühle. Hier isses ja immer heiß undso feucht!"
Ichmusste lachen: "Also Peet, so redet man von seiner Angetrautenaber nicht!" erwiderte ich zwinkernd "Aber ich kann euchgut verstehen, das Klima hier ist wirklich gewöhnungsbedürftig."
Wirunterhielten uns noch eine Weile und ich erfuhr, dass er drei Kinderhatte. Alles Jungs und alle sahen aus wie seine Frau und hatten auchnur Namen aus der Familie seiner Frau bekommen. Da konnte ich seineFlucht zu den Piraten sehr gut verstehen ...
DU LIEST GERADE
Eine Zeitreise die sich gewaschen hat!
FanfictionWir schreiben das Jahr 2000. Uns ist es gelungen, mit Hilfe eines Vorläuferartefaktes die Zeitlinie zu durchbrechen. Und da ich immer schon mal wissen wollte, wie Käptn Edward James Kenway wirklich ist und ob es sich wirklich so wie in den Büchern...