Langeweile auf See

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Kapitel10


Sodürftig meine klägliche Erklärung auch war, Edward fand sieanscheinend ausreichend. "Wisst ihr noch ungefähr, wo euerletzter Standpunkt war? Etwas, was uns vielleicht hilft, euch wiederin Sicherheit zu bringen?" Was? Ich wollte noch nicht zurück...noch nicht in Sicherheit gebracht werden. Nein, ich wollte nochAbenteuer, ich wollte noch mitsegeln... BeiOdin, sah ich so verweichlicht aus?


Dasklingt wie ein kleines Kind, ich weiß und so bockig wurde ich auchauf einmal. Im selben Moment wurde mir aber auch klar, dass ich hierwirklich in Gefahr war. Mir könnte tatsächlich bei einem Angriffetwas zustoßen und Edward könnte es noch nicht einmal verhindern.Dieses Risiko war nicht von der Hand zu weisen. Verdammt...


Dakam mir der Gedanke, wenn er im Moment nichts konkretes ansteuerte,konnte ich ihn ein wenig umherschippern lassen. So, dass ich nicht inGefahr geraten konnte und wir dennoch einer (auch wenn es nur fakeist) Aufgabe nachgingen. Ich rechnete ein wenig nach und kam zu demSchluss, dass Edward lediglich auf Beute- und Plünderungstour war.Templerjagden standen noch nicht wieder an.


Mirwar eingefallen, dass weiter südöstlich die Insel Great Inagualiegen müsste. Erstmal musste ich den Käptn davon überzeugen, dassin dieser Richtung mein Ausgangspunkt lag, also dort wo ich wiederhinmüsste. Und dann wäre es von Vorteil zu wissen, ob die Inselschon ihm gehörte, ob Julien Du Cass schon das Zeitliche gesegnethatte.


Daja nun Zeit war, schnitt ich wie beiläufig das Thema auffranzösische Namen, deren Bedeutungen, wie seltsam sie klingen unddass ich in der Verwandtschaft ja auch so einige merkwürdigeNamensgebungen hätte. Ob Edward eigentlich Franzosen kannte, fragteich. Mit einem etwas gereizten Unterton in der Stimme, sagte er: "Ja,vor einiger Zeit traf ich auf einen Du Cass. Es war ein kurzesVergnügen, er war nicht der, für den er sich ausgab. Wir nahmenihm seine Galleone ab. Sie liegt jetzt vor Nassau und beschützt dieBucht!" Aha, so legte er das aus? Offiziell wußte ich ja nichtsvon den Assassinen oder den Tepmplern. Wie lange konnte ich denn nochdie Unwissende spielen? Und das schon nach nicht mal 2 Tagen! Was fürein Durchhaltevermögen ich doch hatte. Damit und mit Geduld war ichwirklich nicht gesegnet.


Aberwenigstens hatte ich die Gewissheit, das Great Inagua bereits inseinem Besitz ist. Dann konnten wir ja ohne weitere Bedenken in dieRichtung segeln. Jetzt war ich nur gespannt, ob es Edward überhauptRecht war, dass ich wußte, WO sich sein Versteck befand.


Edwardverkündete unser ungefähres Ziel und die Crew sah ungläublig zuihrem Käptn auf, aber sie gehorchten und gingen ihren Befehlen nach.


Nachkurzer Zeit waren volle Segel gesetzt und die Jackdaw nahm wiederFahrt auf. Ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen und einseeliges Gefühl überkam mich.


Dienächsten 2 Tage vergingen völlig ereignislos. Der Schiffsalltag isthalt nicht immer spannend und voller unerwarteter Kämpfe oderHerausforderungen. Gemüseschnippeln ist nun wirklich keine meinerLieblingsbeschäftigungen, aber gemacht werden muss es ja. Und ichmachte mich beim Fischen nützlich oder half, die Takelage zu ordnen.Mit den Männern kam ich auch ganz gut zurecht, was mich sehrerleichterte.


Diesergewisse Alltag half mir dabei, etwas ruhiger zu werden und nicht mehrdie ganze Zeit an was-wäre-wennzu denken. Wache schieben musste ich bis dato auch nicht, also konnteich nachts tatsächlich ein wenig schlafen. Der Käptn kam nachseiner Schicht immer dann, wenn ich bereits auf den Beinen war undlegte sich für ein paar Stunden in die überaus gemütlicheHängematte. Das erleichterte mir meine morgendliche Routine, ohnedass ich meine Zahnbürste oder ähnliches erklären musste.


Am4. Tag dann kam Bewegung in die Crew, denn es näherte sich eineenglische Fregatte nebst drei Kanonenbooten. Zum ersten mal sah ichso ein Riesending aus der Nähe. Wie es aussah, war dieses Schiff miteiniger Fracht beladen, da sie tief im Wasser lag und man machte sichauf der Jackdaw bereit, anzugreifen. War es aber nicht mittlerweileso, dass das Plündern/Kapern von englischen Schiffen unter Strafestand? Da ich nicht so skurpellos war und wir in unserer Zeit nuneinmal anders aufgewachsen sind, teilte ich meine Sorge mit, dass eswohl keine so gute Idee wäre.


Damithandelte ich mir großes Gelächter und spöttische Bemerkungen ein.In etwa so was wie "Jetztwissen wir, warum Frauen weder studieren dürfen, noch in der Politikzu finden sind und warum man sie nie zum Käptn machen sollte!"... Danke auch, ihr kleinen Idioten. Wenn ihr wüsstet. Also zog ichmich, wie es sich für eine "Frau" gehört zurück und ließdie Crew mitsamt ihrem tollen Käptn einfach machen.



Eine Zeitreise die sich gewaschen hat!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt