Kapitel32
Eigentlichhätte ich ja beleidigt sein müssen, weil ich nurdieKrankenschwester sein sollte, reduziert auf eine typischeFrauenrolle. Das Jahrhundert gab aber ja auch erstmal nicht mehr vor.Wenn ich aber eine andere Arbeit bekleiden wollte, musste ich michauch erst beweisen. Und im Moment bewies ich mich halt nur in derKrankenpflege und das auch nicht zum ersten Mal.
Wannwürde ich eine Möglichkeit bekommen, zu zeigen, dass ich auchkämpfen könnte?
"Edward,ihr wisst, dass ich nicht für ewig bleiben kann. Aber..." ichzögerte und musste mich räuspern "... ich würde gerne einesinnvolle Tätigkeit an Bord übernehmen. Wenn nötig natürlich inder Pflege von den Verwundeten oder Kranken. Es gibt doch aberbestimmt auch noch andere Arbeiten die ich übernehmen kann? AUSSERkochen meine ich!" Durch das Frühstück gestärkt und mutiggeworden, wagte ich es einfach.
"Ihrhabt schon gezeigt, dass ihr mehr könnt, als das. Überzeugt micheinfach noch mehr und zeigt, dass ihr Durchsetzungsvermögen habt.Dann könnten wir auch über eine andere Position in meiner Crewsprechen!" Edward grinste schief mit diesem VERDAMMT charmantenGesicht. Wusste er das überhaupt? Dass er so wirkte?
"Undwie stellt ihr euch das vor? Soll ich vor die Mannschaft treten undihnen sagen, wohin wir segeln werden? Oder soll ich auf Prisenfanggehen und zeigen, dass ich weiß, wo reiche Beute zu machen ist?"Ein eigentlich sehr netter Gedanke, aber mit der Umsetzung würde eshapern. Denn... ich war eine Frau. Und ich musste jetzt erst einmalwieder das Vertrauen der Crew wiedergewinnen. Sie davon überzeugen,dass ich nicht die Reinkarnation des Teufels selber war und ihremKäptn ans Leder wollte. Also blieb mir nichts anderes übrig, alsEdward vorerst gesund zu pflegen, um dann zu schauen, wie ich diesenächste Mammutaufgabe stemmen könnte.
"Ihr werdet schon einen Weg finden, da bin ich mir sicher." Bei demVersuch sich anders zu setzen, verdrehte er die Augen und begann zuschwanken und wieder wich ihm jede Farbe aus dem Gesicht. Ich hieltihn fest und versuchte ihn aufrecht zu halten. Aber dieses Malerholte er sich schneller von seinem Schwindel.
Dannmal losdachte ich mir und ergriff sein Hemd, zog es hoch und bat ihn, esfestzuhalten. Der Verband war vom getrockneten Blut ganz schwarz,kein schöner Anblick. Vorsichtig löste ich ihn und als ich dasdicke Bündel Stoff fand, welches als Druckverband gedient hatte,bekam ich doch Skrupel. Einfach abreißen wie ein Pflaster war keinegute Idee. Zu schmerzhaft und die Wunde würde erneut aufreißen. Ichsah zu Edward hoch, doch dieser hatte den Blick auf ... irgendetwasüber meiner Schulter gerichtet. Ok... Mit dem Wasser, welches nochim Kessel war, feuchtete ich den Stoff an und somit auch Verkrustung.So sollte sich beides besser trennen lassen.
Vorsichtig,wie auf einem Minenfeld, zog ich den Stoff von der Haut. Millimeterfür Millimeter. Kenway verzog keine Miene, aber das scharfe Lufholenzwischen den Zähnen deutete eindeutig darauf hin, dass es keinVergnügen war. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich alles gelöstund hatte nun freie Sicht. Und es war wirklich nur der Einstich desMessers, der auszumachen war. Die Ränder der Wunde waren, soweit ichdas beurteilen konnte, nicht aussergewöhnlich geschwollen, es nässtenichts. Also tunkte ich nocheinmal ein Stoffbündel in die vomVorabend vorhandene Kamillentinktur und legte sie vorsichtig auf dieWunde. Der Verband um seine Taille war da nur noch schmückendesBeiwerk, aber ich musste wohl zu euphorisch gewesen sein und kam mitmeinem Ellbogen auf die Narbe. Zischendes Luftholen und ein Blick alswürde Edward mir gleich an die Kehle springen, mehr kam nicht.
"Ihrkönnt euer Hemd wieder herunter nehmen." Erleichtert tat Kenwaywas ich ihm sagte und lehnte sich an die hinter ihm stehende Kiste.Es schien, als hatte es ihn mehr Kraft gekostet, als er sich selbereingestehen wollte.
"Ichdanke euch! Könntet ihr Adéwalé bitten, mir aufzuhelfen?"Hilfesuchend sah er mich an.
"Edward,das schaffe ich sicher auch. Ihr seid nicht ohnmächtig, also mussich euch nur unterstützen. Wartet, reicht mir euren linken Arm, undich helfe euch auf."
Daswar leichter gesagt als getan, er wog doch mehr, als ich gedachthatte. Aber das ließ ich mir nicht anmerken. Also hievte ich ihnhoch, langsam, Stück für Stück, dann Schritt für Schritt auf dieHängematte zu.
Doch...das war nicht sein Ziel. Denn Edward wand sich in Richtung einerklappbarenBankhinter dem Schreibtisch. Jetzt druckste er herum und wurde sichtlichverlegen... und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Jaääähhhäääm... dafür sollte ich doch den Quartiermeister besserholen... daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Edward hätte jaauch etwas sagen können, aber es war ihm genau wie mir einfach nurunangenehm.
Ichsetzte ihn auf die Bank und eilte hinaus zu Adé. Dieser stand beimRudergänger und war in ein Gespräch vertieft. Mit einem tiefrotenGesicht erklärte ich ihm, dass er Edward zur Hand gehen müsste unddass er bitte mitkommen soll. Im ersten Moment sah er michverständnisslos an und dann dämmerte ihm, was ich meinte. Ergrinste in sich hinein und verschwand wortlos in der Kajüte.
Wirhörten wütendes und nörgelndes Gestöhne und dann... nichts mehr.Auf einmal wieder lautes Gemecker und ein lautes "Verdammt, ichkann mich noch nicht so schnell bewegen!!"
Ichging hinunter und wartete auf den Quartiermeister. Der erschien auchprompt und grinste von einem Ohr zum anderen. "Der Käptn istschon fast wieder der Alte! So wie er schon wieder zetern kann, istes nicht so schlimm um ihn bestellt!"
Na,wie beruhigend!
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Eine Zeitreise die sich gewaschen hat!
FanfictionWir schreiben das Jahr 2000. Uns ist es gelungen, mit Hilfe eines Vorläuferartefaktes die Zeitlinie zu durchbrechen. Und da ich immer schon mal wissen wollte, wie Käptn Edward James Kenway wirklich ist und ob es sich wirklich so wie in den Büchern...