Bestands- und Wieder-Inbetriebnahme

75 8 0
                                    

Kapitel39

Irgendwannwaren meine Augen leer, einfach leer und ich sah mich in der Kajüteum. Langsam pellte ich mich aus den Laken. Mein Blick glitt an mirherunter. Ich trug nur mein Hemd!! Stiefel, Strümpfe, Mieder...einfach alles andere lag über dem Schreibtisch! Das hatte ich nichtmehr mitbekommen. Bei Odin, wie benommen muss ich gewesen sein.

EinenSpiegel gab es hier Gott sei dank nicht, also stand ich vorsichtigauf, ohne mich begutachten zu müssen. Ich betastete vorsichtig meineNase, keine gute Idee und musste sofort meinen Kopf halten, weil erdavon hüpfen wollte ohne zu fragen. Mit der anderen hielt ich michstützend am Schreibtisch fest. Darauf stand ein Krug mit Wasser undein Becher, der schon gefüllt war. Ebenfalls eine kleine Schüsselmit kühlem Wasser und einem Lappen. Vermutlich genau dem, der mirins Gesicht geklatscht wurde? Naja, so kam es zumindest vor.

Ichgriff nach dem Becher und nahm einen großen Schluck, bekam aber dieHälfte in den falschen Hals und spukte und hustete. Aber es tat gutund mein Hals war nicht mehr so trocken, kühlend rann mir das Wasserin den Magen. Selig schloss ich die Augen und mein Kreislauf kamlangsam wieder ins Gleichgewicht.

Vorsichtigzog ich mich an. Bis auf meinen Ornat, denn der hatte ziemlich starkgelitten. Trotz des festen Materials konnte ich Risse erkennen und erwar voller Blut. Ob meines oder das der anderen... DIE ANDEREN!

Waswar denn aus den Templern geworden? Wie lange war ich eigentlichbewusstlos? Verdammt... ich hatte alles vermasselt. Vorsichtig tratich zur Tür, als diese schon aufgerissen wurde und man mir zum xtenMale etwas fast ins Gesicht geschlagen hätte. Ich konnte mich nochrechtzeitig in Sicherheit bringen. Ein meckernder Quartiermeistertrat ein und funkelte mich an. "Ah, wie ich sehe seid ihr schonwieder auf den Beinen. Wurde aber auch Zeit, ihr werdet gebraucht.Wir haben etliche Verwundete die versorgt werden müssen."

"Adéwalé,es... es tut mir leid." Unsicher sah ich ihm in die Augen, aberdie waren hart wie Stein und er rührte nicht einen Muskel in seinemGesicht. Also gut, dann würde ich mal nach den Verletzten schauen.Ohne mich noch einmal umzudrehen ging ich hinunter zu denSchlafgelegenheiten der Crew.

Vonallen Seiten hörte ich schmerzerfülltes Stöhnen und Seufzen. Fastdie Hälfte der Männer waren irgendwie verwundet, aber wieder einmalbis auf zwei Beinbrüche und eine böse Schnittverletzung amOberschenkel, gab es nichts Schlimmeres. Das war sehr beruhigend undich konnte die Patienten mit einfachen Mitteln versorgen. Auch warder Zimmermann angeschlagen, aber er hatte eine kleine Platzwunde aufder Wange und über dem linken Auge, welches bereits bunt gefärbtund zugeschwollen war.

Ichweiß nicht, wie lange ich hier verbracht hatte, aber die Zeitspielte plötzlich eine völlig gleichgültige Rolle für mich.Sobald ich hier fertig war, musste ich dringend mit Edward sprechen!

Froh,endlich aus dem stickigen Unterdeck zu kommen, atmete ich die frischeSeeluft ein und füllte meine Lungen. Es war herrlich. Die Sonnestand schon tief und ich blinzelte in den Sonnenuntergang. Es hätteso schön sein können...

"Mrs.Frederickson!" Dieser Befehlston kam aus Richtung Heck vomRuder. Edward stand dort in einer Pose, als würde man ihn gerademalen wollen. Sehr gebieterisch und mit einem Blick, der micherschrocken zurück weichen ließ.

Eswar also soweit, ein Gespräch mit dem Idiotenstandan. Mir ging dieser Begriff einfach nicht mehr aus dem Kopf und eswar, als wäre er in mein Gedächtnis neben dem Namen Edwardeingemeißelt. Dabei meinte ich das gar nicht so.

Ichstand also an Deck und sah ihn an und wartete auf ein weiteres Wort.Der Käptn sagte aber nichts sondern winkte mich zu sich hoch. Einwenig widerwillig folgte ich seiner Geste und als ich näher kam, sahich, dass Kenway sich krampfhaft am Steuerrad festhielt und eineungesunde graue Färbung im Gesicht hatte. Das war nicht gut!

Ichtrat neben ihn und er würdigte mich keines Blickes sondern poltertegleich los: "Hatte ich euch nicht darum gebeten, euch aus demKampfgeschehen heraus zuhalten? Hatte ich euch nicht gebeten,einfach auf mich zu hören? Was habt ihr euch dabei gedacht? Ihr habtanscheinend keinerlei Erfahrung in Schiffskämpfen, geschweige dennErfahrung im Schwertkampf. Aber ihr habt euch einfach hineingestürzt.!!!" Jetzt endlich sah er funkelnd auf mich herunterund ich schluckte nur krampfhaft. Er hatte ja Recht, aber eigentlichkonnte ich schon kämpfen, aber eben... nicht so wie es DIESE Zeitvorgab. Ich hatte es andersgelernt.

"Ihrhabt EUCH, ihr habt die GESAMTE CREW und ihr habt MICH in Gefahrdurch diese Aktion gebracht! Ihr könnt von Glück reden, dass icheuch vor diesem riesen Klopps bewahren konnte. Nicht auszudenken, wassonst noch passiert wäre!"

Alsohatte Edward mich mit einem gezielten Schuss in die Stirn des Riesengerettet. Mir wurde wieder elend zumute. Ich wusste nicht, was icherwidern sollte oder konnte. Lieber schwieg ich.

"Adéübernehmt ihr bitte das Steuer fürs erste, ich glaube, das wirdnoch ein langes Gespräch heute abend!"

Mitdiesen Worten nahm er meinen Arm mit festem Griff. Aber nicht, weiler MICH halten wollte, sondern weil ER Halt brauchte. Ich spürtesein zittern und sah den Schweiß auf seiner Stirn. Leicht schwankendgingen wir hinunter zu seiner Kajüte und er ließ sich mit einemerleichterten Seufzer auf einen der Stühle vor dem Schreibtischfallen.





Eine Zeitreise die sich gewaschen hat!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt