P.o.v. Jeongguk
Es war wirklich unfassbar, wie schön er ist. Ich blickte in seine müden Augen und er in meine — keiner machte Anstalten wegzusehen. Selbst wenn ich wollte, hätte ich es nicht tun können. Er zog mich wieder in seinen Bann. Ich hätte ihn stundenlang einfach nur betrachten können, wäre da nicht diese ganze Aufregung in mir.
All das, was die letzte Stunde mit sich brachte, lag mir noch immer quer im Magen. Ich hasste den Gedanken, dass Taehyung wohl diese niedergeschlagene Sorte Mensch ist — grundsätzlich. Am liebsten hätte ich jetzt sofort mit ihm darüber geredet, aber ich wollte ihn nicht abschrecken. Es musste einen besseren Zeitpunkt dafür geben, denn jetzt wollte ich alles andere, als mit ihm streiten.
Wie von selbst hob ich langsam meine Hand und führte sie zu seinem Gesicht. Ich strich ihm vorsichtig ein paar seiner blassblauen Strähnen von der Stirn und steckte sie hinter sein Ohr — dabei musterte ich ihn genau. Er hatte tiefschwarze Halbmonde unter seinen geröteten Augen. Er schlief wohl nicht genug. Das hätte ich mir denken können. Seine Wangenknochen setzten sich deutlich vom Rest seines Gesichts ab — das war nicht immer so gewesen. Auch generell sah Taehyung viel schmächtiger aus — so als müsste man ihn nur mit der Fingerspitze berühren und er würde sofort zerbrechen.
Aber ich konnte aufatmen. Seine sonst so leeren Augen schienen wieder zu funkeln — jedenfalls für diesen Moment. Ich wusste nicht, was es war, doch irgendetwas ließ Taehyungs sonst so trüben Blick wieder Wärme ausstrahlen. Kein Wunder, dass ich nicht damit aufhören konnte, ihn anzusehen.
Er hatte so etwas nicht verdient. Ich sah direkt vor mir, wie fertig ihn das machte — was auch immer das überhaupt sein mochte. Er war erschöpft und er war definitiv müde. Er war ja wieder in der Garderobe eingeschlafen, dennoch lag er um kurz nach zwei Uhr nachts immer noch allein wach. Irgendwelche Gedanken — die wahrscheinlich nicht wirklich vor Lebensfreude strotzten— mussten ihm also tatsächlich verdammt zu schaffen machen. So stellte ich es mir zumindest vor. Das war meine Auffassung von einer traurigen Seele, wie Taehyung wohl eine ist. Verloren in einer Welt, die kaum etwas Gutes für ihn bereithält. Traurig. Einsam.
Ich wollte so gern mit ihm reden, doch mir fiel einfach nichts ein, was ich hätte sagen sollen. Alles, was in meinem Kopf herumschwirrte — was ich ihm unbedingt sagen wollte — konnte ich nicht sagen. Allein Gedanken über ihn besetzten meinen Kopf und es waren keine, die man so einfach seinem besten Freund mitteilen konnte — nicht, wenn es dabei doch um ihn selbst geht. Dass er wunderschön ist, sowas sagte man seinem besten Freund nicht in solch einer Situation. Das Mondlicht leuchtete in unsere beiden Gesichter, ich hatte meine Hand an seinem Nacken und meinen Daumen auf seine Wange gelegt — und jetzt wollte ich ihm sagen, dass er wunderschön ist? In so einem Moment? Da konnte ich doch gleich sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte.
Auch Taehyung schien etwas im Kopf umherzugehen, doch so, wie ich ihn kannte, dachte er nicht einmal ansatzweise daran, irgendetwas davon zu erzählen. Zwar hieß das nicht, das der Ältere mir nie etwas erzählte — er erzählte nur einfach nicht freiwillig.
Langsam aber sicher machte mich dieses Schweigen zwischen uns aber wirklich etwas nervös. Ich genoss es zwar, ihn einfach anzusehen, dennoch wollte ich jetzt mit ihm reden. Endlich einmal wieder richtig reden!
»Worüber denkst du nach?«, brachte ich letztendlich doch heraus, aber meine Stimme war unsicher. Ich wusste nicht, ob ich damit vielleicht einen wunden Punkt treffen könnte. Natürlich wünschte ich mir auf der einen Seite, dass ich das tatsächlich könnte, damit er sich einfach alles von der Seele redete. Eigentlich wollte ich doch, dass er einknickte — aber wiederum ganz bestimmt nicht so! Vielleicht würde es zwar früher oder später darauf hinauslaufen, dass ich oder wir alle ihn zwingen mussten, mit uns zu sprechen, doch solange diese Situation noch einigermaßen überschaubar ist — so wie sie es gerade war — würde ich ihn zu gar nichts zwingen. Ich würde lediglich auf ihn aufpassen — dafür sorgen, dass er das Gras rauchen aufhörte und stattdessen wieder lachte, wieder aß, wieder wie früher wurde.
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No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛ
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] »We were all just humans drunk on the idea that love, only love, could heal our brokenness.« Nun war sie da, diese Zeit. Irgendwann musste sie eintreffen; das stand schon immer fest, allerdings bemerkten sie das alle erst, als es woh...
