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P.o.v. Yoongi

Erschrocken blickte ich auf die hellgrüne, mit Pferdeaufklebern verzierte Box, die direkt vor meinen Augen lag und so unschuldig ihr Aussehen auch war, war es ihr Inhalt keinesfalls. Dort drin befand sich wirklich alles, was ich nur aus Gangster-Filmen kannte — so bescheuert das auch klingt. Vorsichtig kramte ich darin herum, doch auch das konnte mich nicht von dem ablenken, was ich gleich als erstes gesehen hatte. Behutsam nahm ich dieses spitze Teil in die Hand und starrte es bloß fassungslos an. Konnte es also wirklich sein, dass er- natürlich schließlich hatte ich den Beweis doch gerade in der Hand. Kurz überkam mich dieser kleine Hoffnungsschimmer, dass er es vielleicht doch nur besaß und tatsächlich noch nicht benutzt hatte, doch als ich mir die Spritze genau ansah, konnte ich ganz klar noch Rückstände erkennen. Nicht einmal gesäubert hatte er dieses Drecksteil, war das erste, das mir sofort durch den Kopf schoss. Dieser verdammte Idiot.

Dieser egoistische, naive, leichtsinnige Vollidiot! Das ging — und dieses Mal wirklich — zu weit. Niemals — wirklich nie und nimmer hätte ich geglaubt, dass er diese Sache so weit treiben würde. Das war doch nun wirklich ein Zeichen, oder? Ich war zu einhundert Prozent davon überzeugt gewesen, dass wir ihn selbst von den Drogen wegbekommen würden, doch so? Wie sollten wir ihn denn von Heroin wegbekommen? Von Heroin! Ja, vielleicht hatte ich ihm zugetraut, dass er auch härtere Drogen als Koks nehmen würde, doch dass ich damit tatsächlich recht hatte, war etwas ganz anderes. Sowas würde doch niemand in Erwägung ziehen. Das ist doch wahnsinnig!

Es machte mich so verdammt wütend, dass diese Scheiße wohl so eine große Rolle in seinem Leben spielte. Dass er wohl doch so viel Zeug brauchte, um sich von irgendetwas abzulenken — um irgendetwas zu ertragen. Eine ziemliche Zwickmühlen-Situation — das war es, worin wir gerade steckten. Ich wusste doch noch so vieles darüber nicht. War Taehyung tatsächlich so abhängig? Konnte man denn von Heroin überhaupt nicht abhängig werden? Was sollte dieser Mist?

Jimins Tränen, die nun zwischen uns beide auf Jeongguks Bett tropften, rissen mich einmal mehr aus meinen Gedanken. Auch mir war zum Weinen zumute, allerdings steckte ich gerade so in diesem Film drin, dass es nicht einmal viel Mühe brauchte, meine Tränen zu verdrücken. Ich hatte anderes im Kopf — ich suchte nach allem Möglichen. Erklärungen, Lösungen, Missverständnissen. Doch nichts. Diese Sache erschien mir gerade so verflucht aussichtslos. Was sollten wir denn nun mit Taehyung machen? Was sollten wir denn nun mit dieser gottverdammten Kiste machen?

»Lies den Zettel.«, meinte Jimin plötzlich genauso leise wie vorhin und deutete auf das zusammengefaltete Stück Papier, das zwischen Tütchen voller Gras und weißem Pulver ebenfalls in der Kiste lag. Ich griff also danach, faltete es auf und begann zu lesen.

Für mich war es offensichtlich, was das für ein Zettel war — das waren wohl Taehyungs Freunde. Ganz Klasse, jetzt hatte er auch noch Junkie-Freunde. Mit Sicherheit hatten diese ihn erst auf die hirnrissige Idee mit dem Heroin gebracht. Seine sogenannten Freunde waren also eine Art Dealer für Taehyung — das war doch wohl ein schlechter Witz. Mich machte es so unheimlich sauer, dass er zu irgendwelchen dahergelaufenen Junkies abgehauen war und offensichtlich lieber mit ihnen über seine Probleme redete, als mit uns — seiner Familie!

»Was machen wir denn jetzt?«, konnte ich nach einer Weile der Stille wieder Jimins leise Stimme vernehmen und er hatte recht.. was machten wir jetzt? Ich hatte keinen blassen Schimmer, was wir jetzt damit anfangen sollten. Niemals würden wir ihn allein von diesem Zeug wegbringen.. das war doch unmöglich, oder? Doch eine andere Wahl würden wir nicht haben. Ihn in eine Entzugsklinik oder so etwas schicken? Das ging beim besten Willen nicht und das war mir auch klar.

No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt