P.o.v. Taehyung
Seitdem ich nach dem Training direkt in meinem Zimmer verschwunden war, hatte ich mich nicht mehr bewegt. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, noch ein bisschen die Tanzschritte zu üben, da ich sie für unseren Auftritt in drei Tagen echt können musste — und im Moment beherrschte ich sie nicht wirklich gut — aber ich konnte einfach nicht mehr.
Sofort als ich meine Zimmertür geschlossen hatte, ging ich nur noch wenige Schritte auf die Wand neben der Tür zu, ehe mich meine Beine im Stich ließen und ich mit dem Rücken an dieser herunterrutschte. Ich hasste es, mir das eingestehen zu müssen, aber ich war einfach viel zu kaputt, um irgendetwas machen zu können. Ich hatte es so satt so schwach zu sein. So wollte ich nicht mehr sein. Es konnte doch wohl nicht so schwer sein, nach dem Training noch ein bisschen weiterzumachen — das hatte ich doch die letzten Wochen ständig getan. Also wieso konnte es jetzt nicht auch einfach klappen?
Ich fühlte mich schrecklich. Mir tat alles weh — jeder einzelne Knochen meines Körpers. Meine Augen brannten, doch ich konnte sie nicht schließen. Ich war unheimlich müde, aber konnte einfach nicht schlafen. Mir war zum Weinen zumute, jedoch verließ nicht eine einzige Träne meine Augen. Ich war zu schwach für all das — und dass ich es ganz genau wusste, machte es nur noch viel schlimmer.
Ich saß also eine gefühlte Ewigkeit nur bewegungslos an die kalte Wand gelehnt da und hätte noch weitere Stunden so verbringen können, wäre da nicht das Knurren meines Magens gewesen, das ich schon tagelang nicht mehr gespürt hatte. Es riss mich eher unsanft aus meinem eingefrorenen Zustand und sofort konnte ich wieder klar denken. Ich wusste genau, was ich jetzt tun musste. Ich wusste genau, dass ich jetzt nach unten gehen musste, um mir eine Flasche Wasser zu holen, mit der ich meinen Hunger stillen konnte.
Nach stundenlangem Herumsitzen versuchte ich mich also wieder hinzustellen, was sich jedoch als weitaus schwieriger herausstellte, als ich angenommen hatte. Ich löste meine Hände, mit welchen ich fest meine Beine umklammert hatte, und setzte mich mühevoll auf meine Knie. Unter Schmerzen versuchte ich, mich auf die Füße zu bekommen, was mir mit der Hilfe meiner Hände, mit denen ich mich vom Boden drückte, auch gelang. Ich atmete einmal erschöpft aus. Mittlerweile hatte ich schon so wenig Kraft, dass mir sogar das bloße Aufstehen so viel abverlangte.
Als ich dann letztendlich stand wollte ich nach unten gehen, jedoch fiel mir auf, dass ich noch immer meine Trainingsklamotten trug. Deshalb führte mich mein Weg erst an meinen Kleiderschrank, aus dem ich mir zusätzlich noch ein Handtuch nahm, da ich ebenfalls noch nicht geduscht hatte. Mit den Klamotten lief ich dann in mein Badezimmer und schloss die Tür ab. Zwar war meine Zimmertür schon abgeschlossen, aber man konnte ja nie wissen. Ich wollte einfach auf Nummer Sicher gehen, dass auch wirklich niemand einfach so hereinplatzen konnte — denn als ich für den Bruchteil einer Sekunde wieder klar denken konnte, bekam ich wieder dieses Bedürfnis.
Es war wie eine Glühbirne, die plötzlich in meinem Kopf aufleuchtete. Ich kniete mich wie ferngesteuert zur letzten Schublade meiner Badezimmerkommode hinunter, um die Schachtel mit den silbernen Klingen herauszunehmen. Ein paar Sekunden lang betrachtete ich die inzwischen geöffnete Schachtel, doch dann zögerte ich nicht lange, sondern nahm mir sofort die oberste heraus. Mit dem silbernen Ding in meiner Hand ließ ich mich zum zweiten Mal am heutigen Tag an einer Wand hinter mir herunterrutschen. Diesmal jedoch setzte ich noch dazu eine Klinge an meinem Unterarm an und drückte fest zu, während ich sie ganz langsam entlang meiner Adern nach oben zog.
Unaufhaltsam strömte Blut aus dem frischen Schnitt und augenblicklich beruhigte es mich. Zwar wirkte ich von außen gerade wie die Ruhe selbst, allerdings tobte in meinem Inneren ein regelrechter Wirbelsturm, der alles in mir durcheinanderbrachte. Immer und immer wieder.
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No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛ
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] »We were all just humans drunk on the idea that love, only love, could heal our brokenness.« Nun war sie da, diese Zeit. Irgendwann musste sie eintreffen; das stand schon immer fest, allerdings bemerkten sie das alle erst, als es woh...
