↯57

895 57 4
                                    

P.o.v. Yoongi

»Nein, Tae, er wird hierbleiben.«, versuchte ich wohl schon zum einhundertsten Mal dem Blauhaarigen klarzumachen, dass Jimin heute bei ihm schlafen würde. Jedoch war alles, was er ständig darauf erwiderte, ein schwaches Kopfschütteln. Schon klar, dass ihm das gar nicht passte, allerdings hatten wir doch keine andere Wahl.

Er hatte sich inzwischen aus Jimins Umklammerung befreit und war selbstständig aufgestanden, weshalb der Rest von uns, der noch auf dem Boden gesessen hatte, postwendend aufgestanden war. Denn es passierte genau das, was ich befürchtete. Taehyung war extrem wacklig auf den Beinen und drohte sofort, als er stand, wieder umzukippen — was auch passiert wäre, hätte ich ihn nicht gerade noch so erwischt.

Ich hatte den Jüngeren dann sofort auf seinem Bett abgesetzt, wo er auch direkt wieder seine Füße zu sich zog und sie mit seinen Armen umklammerte. Wie gewohnt legte er seinen Kopf somit auf seinen Knien ab. Er fummelte nervös an seinen Fingern herum und versteckte sein Gesicht so, dass wir es nicht sehen konnten. Doch was wir sehen konnten, war das abgeschlagene Kopfschütteln, an welches er sich noch immer festzuklammern schien.

Mir machte das eine Heidenangst. Wieso, um alles in der Welt, wollte er denn nun allein sein? Was wollte er tun? Natürlich hatte ich eine Ahnung — eine Befürchtung — doch länger als eine Sekunde wollte ich darüber nicht nachdenken. Klar, würden wir alle verschwinden, könnte er.. ich kann es gar nicht aussprechen! Es sind doch genau solche Situationen, die ihn dazu bringen könnten, oder nicht?

»Taehyung, bitte. Du musst doch verstehen, dass wir dich jetzt nicht einfach allein lassen können. Jimin wird hier schlafen und dir Gesellschaft leisten — das ist doch wie eine Übernachtungsparty.«, startete Jin diesmal liebevoll den Versuch, den Blauhaarigen zu überzeugen und gleichzeitig zu beruhigen. Dieser wiederum hatte dazu wohl nichts zu sagen, denn er bleib weiterhin still, schüttelte nicht einmal mehr seinen Kopf, da er ihn jetzt bloß beinahe gewaltsam gegen seine Knie drückte.

Wieder musste ich meinen Blick von ihm abwenden, als ich sein herzzerreißendes Wimmern hörte. Und wieder war es Jimin, der als erster reagierte und sich sofort neben ihn setzte. Vorsichtig — wirklich ganz vorsichtig — versuchte der Blonde Taehyungs vor Verzweiflung feste Umklammerung seiner Arme um dessen Beine zu lösen. Ich bewunderte noch immer Jimins Gefasstheit — wie gut er sich um Taehyung kümmern konnte.

Nun lagen seine unfassbar dünnen Handgelenke in seinem Schoß und sein Blick direkt auf diese gerichtet. Langsam bewegte Jimin eine seiner Hände auf Taehyung zu und legte sie schließlich auf seinem Oberschenkel ab. Ich nutzte diese neue Sitzposition sofort aus und kniete mich vor den Jüngeren hin, um ihm ins Gesicht zu sehen. Blasse, feuchte Wangen geschlossene, vor Tränen verklebte Augen. Fast hatte dieser Anblick mich selbst zum Weinen gebracht.

»Hier — gib ihm den. Er zittert.«, kam es beinahe flüsternd von Jin, während er Jimin einen der Pullover reichte, die hier überall zusammen mit anderen Anziehsachen herumlagen. Sofort reagierte der Drittjüngste und nahm das Kleidungsstück entgegen. Kurz zögerte er und sah mich das erste Mal hilfesuchend an. Es war das erste Mal, das er an diesem Tag Unterstützung beim Umgang mit Taehyung brauchte. Ich nahm ihm also den Pullover ab und legte ihn auf Taehyungs Schoß ab.

»OK, Tae, am besten du ziehst jetzt den Pulli hier an und dann gehen wir alle schlafen, einverstanden? Es war ein langer Tag, da kann nun jeder von uns eine Mütze Schlaf gebrauchen.«, redete ich so liebevoll, wie ich im Moment nur konnte, auf Taehyung ein. Es musste einfach klappen. Er sollte sich jetzt ausruhen — der ganze Stress hatte ihn schon fertig genug gemacht. Eine Nacht darüber schlafen würde dem Blauhaarigen vielleicht guttun. Doch leider lief eben nicht immer alles so, wie es laufen sollte — vor allem nicht mit Taehyung.

No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt