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P.o.v. Jeongguk

Es war unerträglich. Zwar dachte ich ernsthaft, ich könnte mich damit abfinden und einfach den Tag des Auftritts abwarten, allerdings war es schlichtweg unerträglich, dass Tae nicht bei mir war.

Wir waren gerade im Van auf dem Weg zum Training und komischerweise war es total still — das Radio war das einzige, das zu hören war. Alle schienen plötzlich etwas nachdenklich zu sein, so als wäre ihnen jetzt erst wirklich bewusst geworden, dass Taehyung für heute und die nächsten zwei Tage abgehauen war, ohne dass wir den Grund dafür kannten.

Noch immer hoffte ich einfach inständig, dass er keine Scheiße bauen würde, denn aus irgendeinem unerklärlichen Grund würde ich ihm durchaus zutrauen, dass er in seiner Abwesenheit in irgendwas reinrutscht — was auch immer das sein könnte. Er kann einfach nicht auf sich selbst aufpassen und ist ohne jemanden, der sich in irgendeiner Weise um ihn kümmert, vollkommen aufgeschmissen was richtige Entscheidungen treffen angeht.

Dabei erinnerte ich mich an den einen Abend, an dem er betrunken auf die Idee kam, auf einem Brückengeländer zu spazieren, nachdem er — warum auch immer — von dem Club, in dem wir alle gemeinsam waren, ein paar Straßen weiter auf die Autobahnbrücke lief. Wären Hoseok und ich ihm nicht hinterher — nachdem wir ein paar Leute im Club und später auch Passanten nach ihm gefragt hatten — und hätten ihm diesen Schwachsinn ausgeredet, hätte er es womöglich sogar getan.

Ich hatte schon immer gewusst, dass Taehyung entweder aus dem Affekt handelte, oder gar nicht. Beinahe verrückt ließ ihn das oft auf mich wirken. Vielleicht konnte man eine gewisse Selbstständigkeit darin erkennen — für mich aber war es wohl schon immer eine klare Sache gewesen. Er mag vielleicht eigene Entscheidungen treffen können, allerdings kam es mir seither so vor, als hätte ihm niemand beigebracht, auf sich aufzupassen — als hätte er nicht gelernt, wie man richtig klarkommt. Lebensmüde war oft das einzige Wort, das mir zu seinem Verhalten einfiel.

Und was mich stutzig machte — wenn ich so darüber nachdachte — war die Tatsache, dass es mich schon gar nicht mehr wunderte. Anfangs war ich überrascht, ja. Doch wenn jemand einfach so verwand, bloß mit der Nachricht, er würde wiederkommen, dann war das wohl Taehyung. Impulsiv, unüberlegt das ist nunmal typisch für ihn.

Er hätte uns erzählen können, dass er etwas vorhatte. Vor allem hätte er uns erzählen sollen, was er vorhatte. Zwar musste ich wohl zugeben, dass ihm womöglich niemand gestattet hätte, das Training ausfallen zu lassen, doch er hätte es trotzdem tun müssen. Vielleicht waren seine Gründe auch gut genug, um ihn bis zum Auftritt freizustellen — hätte ja sein können. Allerdings konnte das doch niemand sagen, wenn er einfach beschloss, zu tun, wie es ihm gerade passte. Das war es auch, was Taehyung ausmachte — dieser Mangel an Pflichtbewusstsein.

Als wir nach einigen Minuten Fahrt dann schließlich beim Entertainment ankamen, stiegen wir alle aus und liefen noch immer schweigend ins Gebäude hinein.

»Schön, euch zu sehen, ich hoffe ihr habt euch gut von gestern erholt, heute machen wir es mal nicht ganz so hart. Wo ist Taehyung?«, begrüßte uns unser Tanztrainer und sah uns zum Schluss verwirrt an. Auch wir sahen uns alle gegenseitig ins Gesicht, jedoch wusste keiner so recht, wer antworten sollte — und vor allem was —, bis letztendlich dann unser Leader das Wort ergriff.

»Er ist heute zu Hause geblieben. Er ist krank.«, sagte er schlicht. Naja, vielleicht nicht die beste Ausrede, da unser Trainer eigentlich wusste, dass Taehyung niemand war, der sich von einer banalen Krankheit vom Trainieren abhalten ließ, jedoch wäre mir in dieser Situation vermutlich auch nichts plausibleres eingefallen.

No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt