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P.o.v. Jeongguk

Noch immer stand ich nervös vor Taehyungs Zimmertür — noch immer blockierte Jimin mir den Weg. Meine Worte von gerade schienen den Kopf des Blonden beinahe rauchen zu lassen. Er haderte mit sich, das war offensichtlich. Genau diese Unentschlossenheit konnte ich ausnutzen, um noch einen draufzulegen.

»Bitte, Jimin.«, flehte ich noch einmal in einem wehleidigen Ton, den ich noch nicht einmal vortäuschen musste. Ich war so verzweifelt, wie ich mich angehört hatte. Es zerrte immer mehr an meinen Nerven, noch immer von Taehyung getrennt zu sein. Ich spürte, dass er gerade Höllenqualen durchlitt — was auch sonst? — und es war unerträglich für mich, obwohl ich es noch nicht einmal wusste.

Abwartend blickte ich den Kleineren an, bis dieser mich schließlich an den Schultern packte, wie Hoseok es zuvor ständig getan hatte. Er blickte mir streng, doch gleichzeitig bittend, in die Augen. Meine Hoffnungen stiegen uns Unermessliche.

»Versprich mir, dass du ihm nicht mehr wehtust. Ich lasse dich nur rein, weil du recht hast, kapiert? Nicht, weil du es so willst. Keiner von uns konnte ihn beruhigen, also musst du es versuchen. Bitte mach, dass er nicht mehr weint.«, seine Stimme zitterte, als er diese Bitte aussprach und wieder sammelten sich Tränen in seinen Augen. »So hab ich ihn noch nie gesehen.«, fügte Jimin noch hinzu und ließ im Anschluss seinen Kopf hängen, sodass seine Tränen schließlich an seinen Wangen hinunterliefen.

Er wirkte erleichtert — und zwar sehr. Es schien so, als plagte es ihn, Taehyung an diesem Abend so zu sehen und in der Zeit, in der ich verschwunden war, für ihn da zu sein. Jimin fiel das zwar mit Sicherheit nicht schwer, doch unbewusst brachte diese Sache — vor allem dadurch, dass das alles so plötzlich passierte — eine Riesenerschöpfung mit sich. Dass der Ältere in diesem Moment also wahrscheinlich froh darum war, dass er wieder Vertrauen zu mir gefunden hatte und somit den ganzen Wirbel um Taehyung teils guten Gewissens mir überlassen konnte, war voll und ganz nachzuvollziehen.

Über eine richtige Antwort machte ich mir keine Gedanken mehr — alles, was ich tat, war Jimin eine flüchtige Umarmung geben und ihm ein Dankeschön zuflüstern, das ihm signalisieren sollte, welch ein gewaltiger Stein mir gerade vom Herzen gefallen war. Gleich danach schob ich mich schon an ihm vorbei und öffnete ruckartig die Tür.

Taehyungs Zimmer war schwach beleuchtet — die Lampe an seinem Nachttisch brannte noch immer. So, wie sie es tat, als ich verschwunden war. Das Chaos, allerdings, war offensichtlich schon beseitigt worden. Der Boden war frei und alle Kissen und Decken lagen wieder auf dem Bett. Mein Blick blieb unweigerlich auch genau dort hängen. Durch das laute Geräusch der Tür, die gegen die Wand geflogen war, nachdem ich sie schlagartig aufgerissen hatte — oder aber auch durch der Lärm der vergangen Diskussion — saß Taehyung beinahe aufrecht in seinem Bett und hatte seine Augen abwartend auf mich gerichtet.

Sein Blick zog mich sofort in einen Bann. Es lag nichts davon darin, was sich eigentlich dort befinden sollte. Angst, Verachtung, Wut. Taehyung sah mich an, als hätte er schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass ich wiederkommen würde. Erleichterung, Hoffnung und, ja — Liebe.

Vorsichtig ging ich immer weiter auf ihn zu. Taehyung bewegte sich kein Stück. Ich sah noch immer in seine verweinten Augen und er in meine, welche ebenfalls drohten, demnächst ein paar Tränen zu vergießen. Ich war so unfassbar glücklich, obwohl ich ihn bloß sah — von Taehyung konnte man das allerdings nicht behaupten. Es war keine Freude, die er empfand — das war offensichtlich. Ich wusste doch gar nicht, ob er sich so überhaupt freuen konnte. Aber wie er aussah — wie er sich jetzt beruhigte, nachdem er mich nur gesehen hatte — zeigte mir, dass es das alles wert war.

Auch als ich an seinem Bett angekommen war, sahen wir uns noch immer an. Ich hatte Angst, etwas Falsches zu machen — ich hatte sogar Angst, nur etwas zu sagen. Es fühlte sich so an, als würde sich mein Körper wie von selbst bewegen, bis ich schließlich vor ihm saß. Ich wollte so unbedingt etwas sagen. Es war doch meine Chance, oder nicht? Es war meine Chance ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebe und wie unendlich leid mir die Sache von vorhin tat.

No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt