P.o.v. Yoongi
Schweren Herzens — weil ich doch eigentlich ganz genau wusste, dass er es nicht wollte — legte ich meine Hände an die Knöpfe seines Hemdes, das er beim Auftritt trug und fing an es aufzuknöpfen.
»Yoongi, nicht.«, hörte ich ihn protestieren, ignorierte es aber. Es musste sein — ich musste mich einfach vergewissern. Also machte ich weiter, bis bei ihm das Hemd und bei mir der Mund offenstand. Ich erschrak mich fast, als ich seinen Oberkörper sah, denn das hatte ich wirklich nicht erwartet. Diese ganzen Verletzungen — was sollte das? Woher kam das alles?
»Yoongi, was-«
»Shh, alles in Ordnung. Setz dich hier runter.«, wies ich ihm, noch immer erschrocken, an, sich auf den Boden zu setzen, damit er sich mit dem Rücken gegen die Badewanne lehnen konnte. Vielleicht würde er so ja sogar einschlafen. Er hatte währenddessen allerdings die Seiten seines Hemdes übereinander gelegt und seine Hände darüber, sodass ich sie wegnehmen müsste, um ihn weiter ausziehen zu können. Wieder sagte er etwas, das ich ignorieren musste. Er machte es mir nicht gerade leicht, mich um ihn zu kümmern.
»Mach das nicht.«, sagte er müde. Gleich würde er wieder einschlafen. So wie es aussah hatte er ganz sicher wieder irgendwas genommen. Und zusammen mit der Erschöpfung haute ihn das eben um — konnte ich verstehen. Ich hasste es, dass er sowas tat, weil ich die Gründe dafür hasste.
Als ich mir sicher war, er wäre eingeschlafen, versuchte ich ganz vorsichtig, seine Hände neben seinen Körper zu legen, was sich als einfacher herausstellte, als ich dachte — er war total weg. Auf einmal konnte ich alles mit ihm machen — seine Arme einfach fallen lassen, seinen Kopf hin und her drehen. Er schlief tief und fest.
Wieder sah ich fassungslos auf seinen Oberkörper — er war so unheimlich dünn. Obwohl er saß konnte ich sehen, wie sich seine Rippen an seiner Haut abzeichneten. Und dann diese Verletzungen — was hatte es damit nur auf sich? Was konnte mit ihm passiert sein, dass er so zugerichtet aussah? Die Narben konnte ich mir erklären — schließlich hatte ich gelesen, was früher mit ihm gemacht wurde. Doch all diese neuen Wunden waren für mich unerklärlich.
Ich wusste, was ich als nächstes sehen wollte — seine Arme. Doch ich zögerte. Nicht, weil mir das hier falsch vorkam, schließlich tat ich das nur zu seinem Besten. Ich hatte Angst vor dem, was ich dort vermutete zu finden. Ja, ich wollte Gewissheit — ging es ihm wirklich so schlecht? Doch andererseits hatte ich diese Gewissheit schon — sein Verhalten, es ging ihm wirklich so schlecht!
Ich wusste nicht, was es war, das mich in diesem Moment packte — Neugierde, Sorge, das Bedürfnis, ihn beschützen zu müssen. Doch was es auch war, es brachte mich dazu, die Knöpfe an den Ärmeln seinen Hemdes zu öffnen und diese dann hochzuschieben.
War es denn in Ordnung, zu sagen, es war nicht so schlimm, wie ich es erwartet hatte? Er saß vor mir mit einigen Schnittwunden am rechten Arm — doch das war alles. Fast sein kompletter Unterarm war voll mit Schnitten, doch auf den ersten Blick sah ich nicht mehr. War das nicht sogar gut? Ich meine, irgendwas musste ich ja finden, das war sicher. Selbst wenn es nur alte Wunden aus seiner Teenager-Zeit gewesen wären. Doch im Vergleich zu dem, was ich im Internet sah, waren die Schnitte auf Taehyungs Haut wohl das geringste Problem.
Ich hatte so viel mehr erwartet, doch so wie es mir erschien, tat er das wirklich nur, wenn er nicht anders konnte, denn seine Schnitte sahen nicht so aus, wie die damals von Hanbin. Bei ihm hatte ich jeden Tag mindestens zwei neue finden können — dafür waren diese oberflächlicher, weil es bei ihm wohl einfach zur Gewohnheit wurde. Bei Taehyung war das etwas anderes. Seine Schnitte waren tief — verdammt tief. Das ließ mich nur auf Verzweiflung schließen. Ich hatte wirklich viel gelesen und ich kannte Taehyung — ich konnte mir also vorstellen, wie verzweifelt er werden konnte. So tief wie seine Schnitte waren, konnte es nichts anderes als dieser Zwang sein, den er verspüren musste. Er konnte wohl manchmal einfach nicht anders. Es half ihm wohl.
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No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛ
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] »We were all just humans drunk on the idea that love, only love, could heal our brokenness.« Nun war sie da, diese Zeit. Irgendwann musste sie eintreffen; das stand schon immer fest, allerdings bemerkten sie das alle erst, als es woh...