P.o.v. Jeongguk
»Nicht jetzt, verdammt nochmal!«, versuchte ich es schon zum dritten Mal, Hoseok, der noch immer an meiner Tür klopfte, abzuwimmeln. Es war nicht einmal eine Minute vergangenen, seit ich aus Taehyungs Zimmer in meines gerannt war und schon hörte ich dieses nervtötende Klopfgeräusch an meiner Tür.
Meine Ruhe. Das war doch alles, was ich in diesem Moment brauchte. Ich musste nachdenken, ich musste so vieles verarbeiten, ich musste so vieles noch einmal Revue passieren lassen. Doch das wollte ich eigentlich überhaupt nicht.
Ich hatte jetzt nicht den Kopf dafür, mir über diese Sache Gedanken zu machen — ich wollte verflucht nochmal nicht daran denken. Das war zu viel für mich. Taehyung. Taehyungs Probleme. Diese schwierige Situation. Ich hatte das letzte, das ich zu Taehyung sagte, auch genauso gemeint. Ich konnte das jetzt nicht. Ich war nicht bereit dafür. Klar wusste ich, dass es nicht um mich ging — dass ich wohl genau jetzt für Taehyung da sein sollte — aber das alles war viel zu viel für mich.
Wie sollte ich denn auch reagieren? Ich habe erfahren, dass der Mensch, den ich über alles liebe, von Grund auf so verdammt kaputt ist. Wie sollte ich da denn noch klar denken können? Ich konnte das alles einfach nicht beiseite schieben. Andauernd hatte ich es vor Augen. In meinem Kopf spielten sich all die Dinge ab, die Taehyung jemals wiederfanden sind. All diese schlimmen Dinge, von denen Yoongi uns erzählte.
Es tat mir leid, doch im Moment war ich unfähig, auch nur irgendetwas auszurichten. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht, was es war, das mich dazu brachte Taehyung einfach allein zu lassen, doch irgendetwas in mir wehrte sich dagegen, bei ihm zu bleiben. Ich wusste, dass ich bei ihm sein sollte — nur nicht jetzt. Es machte mich wahnsinnig, ihn so zu sehen. Ich konnte nicht stillhalten. Ich war so aufgebracht, so durcheinander, so überfordert, so unerfahren und ratlos.
Taehyung — der Mensch, von dem ich glaubte, nichts könnte ihn je wirklich unterkriegen, war bereits schon total am Ende. Woran sollte ich dann noch glauben? Natürlich war er seltsam — er war oft so traurig, kraftlos und bedrückt. Doch so ging es ab und zu allen von uns. Klar war Taehyung immer besonders launenhaft, aber niemals wurde es so ernst, wie es gerade war. Seitdem Yoongi die ganze Geschichte erzählt hatte und ich ihn das erste Mal mit diesem Wissen selbst vor Augen hatte — selbst erlebt hatte — kam mir der Ausdruck in den Sinn, der Taehyung am besten beschrieb. Hilflos.
Doch an meinen Gefühlen für ihn änderte das überhaupt nichts — natürlich nicht! Ich liebe Taehyung so, wie er eben ist. Das einzige, das gerade zwischen uns stand, waren seine Probleme — diese Melancholie, die in ihm festsitzt. Ich konnte es ja noch nicht einmal mit Namen ansprechen, weil ich dafür um Gottes Willen keinen Ausdruck fand. Dass Taehyung einfach so ist, wie er ist — traurig und unheimlich kaputt — stand uns gerade ihm Weg. Ich konnte damit nicht umgehen. Ich wusste doch so vieles nicht. Ich wollte nichts Falsches machen — nichts Falsches sagen. Ich hatte einfach Angst, Taehyungs Situation noch schlimmer zu machen. Doch ich hatte auch Angst, was das mit mir machen würde. War ich dieser Sache wirklich gewachsen? Konnte ich die nötige Gefasstheit aufbringen, damit richtig umzugehen?
Jetzt, zu dieser Zeit, konnte ich das alles nicht. Es würde mich selbst fertig machen, Taehyung so sehen zu müssen. Ich konnte mich schwer mit Dingen beschäftigen, die mir Angst machten — und Taehyung machte mir verdammt Angst. Aber wie sah denn dann unsere Zukunft aus.. Taehyungs und meine.. unsre gemeinsame? Dass wir letztendlich eine haben würden, war mir nicht erst vorhin — nach dem Kuss — klargeworden. Denn selbst, wenn Taehyung nicht erwidert hätte, würden wir dennoch etwas miteinander zutun haben. Doch glücklicherweise kam es ganz anders, als ich es mir in meinen schlimmsten Träumen vorgestellt hatte. Taehyung hatte mich auch geküsst. Das konnte eigentlich nur eines bedeuten. Es musste heißen, er fühlte genauso für mich, wie ich für ihn fühlte. Doch.. machte es das besser oder vielleicht sogar schlimmer?
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No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛ
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] »We were all just humans drunk on the idea that love, only love, could heal our brokenness.« Nun war sie da, diese Zeit. Irgendwann musste sie eintreffen; das stand schon immer fest, allerdings bemerkten sie das alle erst, als es woh...