Cayden sah Rhys fallen und versuchte noch, ihn aufzufangen, doch es war bereits zu spät. Dieser eigenwillige, kleine Kerl schlug sogar noch nach ihm, anstatt sich festzuhalten. Mit Entsetzen musste er dabei zusehen, wie sein Gefährte die Treppe hinunterfiel.
Ein entsetzter Schrei löste sich aus seiner Kehle und er, sowie Lexy, stürmten sofort zu dem Omega hinunter, um zu sehen, wie schwer er verletzt war. Rhys blutete an der Stirn, aber sonst waren keine weiteren Verletzungen zu erkennen.
Ein Schüler hatte den Schularzt Doktor Barton gerufen, der sich sogleich neben Rhys hinkniete und anfing, den kleinen Omega abzutasten. Cayden entkam ein warnendes Knurren. Dieser Mann hatte nicht das Recht, seinen Gefährten zu berühren!
Lexy legte ihm eine Hand auf den Arm. „Er tut nur seine Arbeit“, versuchte sie ihn zu beruhigen und der Alpha zwang sich dazu, tief durchzuatmen.
Der Arzt war mit seiner ersten Untersuchung fertig und machte Anstalten, seinen Mate hochzuheben, um ihn ins Krankenzimmer zu bringen. Wieder kam ein bösartiges Knurren über Caydens Lippen. „Was zum ...?“ Doktor Barton sah ihn missbilligend an. „Er muss ins Krankenzimmer“, stellte er dann sachlich fest.
Lexy übernahm die Erklärung. „Das weiß mein Bruder“, begann sie zu erklären. „Nur hat Cayden gerade erst festgestellt, dass Rhys sein Gefährte ist. Sie wissen doch auch, wie Alphas da reagieren. Sie sind in der Anfangszeit immer ziemlich besitzergreifend.“
Der Arzt hob eine seiner dichten Brauen und nickte schließlich verstehend, bevor er aufstand. „Na gut, dann trägst du ihn“, sagte er zu Cayden, dessen Wolf deutlich in seinen Augen zu erkennen war. „Aber sei vorsichtig. Ich glaube zwar nicht, dass etwas gebrochen ist, aber er hat einige Prellungen, die ihm ziemliche Schmerzen bereiten werden, wenn er aufwacht.“
Cayden atmete erleichtert auf, als der Arzt von seinem Gefährten zurücktrat. Langsam bückte er sich und schob seine Arme unter Rhys Schultern und Knie. Dann hob er ihn vorsichtig hoch und folgte dem Arzt ins Krankenzimmer.
Lexy verscheuchte indessen die gaffenden Schüler, die stehen geblieben waren und ihnen somit den Weg versperrten. Einen Schüler schickte sie, Rhys Geschwister zu suchen. Er sollte ihnen sagen, wo sie ihren Bruder finden konnten.
Im Krankenzimmer angekommen hatte Cayden Mühe, seinen Gefährten auf der Liege abzulegen. Er und sein Wolf sträubten sich dagegen, ihn loszulassen. Nur widerwillig legte er den kleinen Körper auf der Pritsche ab und trat zurück. Mit Argusaugen beobachtete er, was der Arzt an seinem Gefährten machte. Doktor Barton untersuchte die Platzwunde an Rhys Stirn und begann sie schließlich zu säubern, zu desinfizieren und zu tapen. In dieser Zeit rührte sich der Omega kein einziges Mal.
Besorgt sahen Lexy und Cayden dabei zu und unterhielten sich leise. „Ich bin enttäuscht von dir, Cayden! Seit wann bist du ein solcher Arsch geworden? Ich dachte immer, du hast nichts gegen Omegas“, fuhr ihn Lexy leise an.
Cayden sah seine Schwester nachdenklich an. „Habe ich auch nicht, solange sie nicht meine Gefährtin werden!“
Lexy stutzte. Gefährtin? „Heißt das, du möchtest nur keine weibliche Omega an deiner Seite?“, hakte sie nach.
Cayden rieb sich frustriert durch die Haare. Dieser verdammte Arzt soll endlich fertig werden! Er wollte Rhys in die Arme nehmen und beschützen, doch Doktor Barton verhinderte dies. Noch immer saß sein Wolf nahe an der Oberfläche.
„Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ Cayden bekam einen Schlag in die Seite und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Schwester. Fragend sah er sie an. Er hatte nicht gehört, was sie zu ihm sagte. Lexy verdrehte die Augen. Ihr Bruder zeigte bereits deutlich, dass es ihm nicht passte, wenn jemand anderer seinen Gefährten berührte. „Ich habe dich gefragt, ob du nur keine weibliche Omega an deiner Seite haben möchtest.“
Cayden sah sie irritiert an. Was redete seine Schwester da? Verwirrt schüttelte er den Kopf und schwieg.
Lexy stöhnte genervt und fing an zu erklären. „Rhys und ich haben deine Unterhaltung mit Gregor auf der Treppe gehört. Du sagtest, dass du keinen schwachen, ängstlichen Omega haben möchtest“, schnaubte sie ihm entgegen.
Jetzt machte es bei Cayden klick und er wurde blass. Rhys hatte ihn gehört und alles missverstanden. „Verdammt“, fluchte er. „Ihr habt das missverstanden. Ich sagte, ich möchte keine Omega und nicht keinen Omega. Das ist ein großer Unterschied!“
Lexy überlegte. Hatte Cayden das wirklich so gesagt? „Ja, das hat er“, hörte Lexy ihre Wölfin sagen. „Aber was hast du denn gegen einen weiblichen Omega?“ Neugierig blickte sie ihrem Bruder ins Gesicht.
Der Alpha sah sie nun direkt an. „An meiner alten Schule gab es einige Paare mit weiblichen Omegas und obwohl deren Partner ihnen niemals etwas antun würden, zeigten die meisten diese unvernünftige Angst und nervtötende Unterwürfigkeit. Insbesondere, wenn ihr Gefährte ein Alpha war“, begann er zu erklären. „Ich möchte nicht jedes Mal aufpassen müssen, was ich sage oder wie ich mich verhalte. Bei diesen Mädchen kann kein Alpha wirklich er selbst sein.“ Caydens Blick huschte wieder zu Rhys, der sich bislang nicht rührte. „Lexy, bitte hilf mir. Er hat das völlig missverstanden! Du weißt, dass ich schon immer einen Narren an ihm gefressen habe. Es hätte mich nicht besser treffen können. Ich möchte keine Fremde, die meine Mate wird. Ich wollte schon immer nur ihn“, gab er leise zu.
Lexy durchdachte alles. Es stimmte ... Cayden war Rhys gegenüber schon immer sehr aufmerksam und sanft gewesen. Und sie meinte sich zu erinnern, dass ihr Bruder bei seinem Abschied zu Rhys etwas Entscheidendes gesagt hatte. „Wenn ich jemals einen Omega als Gefährte bekommen sollte, dann möchte ich, dass du es bist, Kleiner!“ Das waren die letzten Worte zu Rhys, bevor er sich mit einem Kuss auf dessen Stirn verabschiedete.
„Ich glaube dir. Es hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen sein sollte“, sagte sie schließlich und lächelte ihrem Bruder aufmunternd zu. „Aber er wird nicht so leicht zu überzeugen sein. Er ist deutlich sturer als noch vor drei Jahren“, gab sie dann zu bedenken.
Cayden atmete erleichtert auf. Seine Schwester glaubte ihm! Sie würde ihm ganz sicher helfen, dieses Missverständnis aufzuklären.
Plötzlich stürzten Rhys Geschwister in das Krankenzimmer. „Was ist mit Rhys?“, fragte Nika und betrachtete besorgt ihren Bruder, der blass und immer noch bewusstlos auf der Liege lag.
Jaron warf nur einen kurzen Blick auf Rhys, der weiterhin vom Schularzt behandelt wurde und ging sofort zu Cayden und Lexy. „Was ist passiert? Ich habe da so ein Gerücht gehört, du hättest ihn die Treppe hinuntergestoßen“, knurrte er leise den älteren Alpha an. Wenn es um seinen kleinen Bruder ging, kannte er kein Erbarmen.
Nun trat auch Nika zu ihnen. Auch sie war aufgebracht. Aber beide schienen sich anhören zu wollen, was Cayden und Lexy zu sagen hatten, denn schließlich kannten sie die beiden schon sehr lange. Außerdem waren sie Freunde.
Lexy begann zu erklären. Währenddessen trat Cayden zu Rhys und nahm seine Hand. „Warum wacht er nicht auf?“, fragte er den Arzt.
Doktor Barton richtete sich auf. Er war mit der Versorgung des Verletzten fertig und packte seine Utensilien wieder zusammen. „Das liegt an seinem Wolf. Da er ein Omega ist, heilt er nicht so schnell wie wir anderen Wölfe. Er arbeitet noch daran und es ist gut, dass du als sein Gefährte bei seiner Heilung an seiner Seite bist. So kannst du ihn unterstützen. Keine Sorge, er erwacht bestimmt bald“, versuchte der Arzt ihn zu beruhigen.
Cayden setzte sich zu Rhys an die Liege und hielt weiterhin seine Hand, als Jaron und Nika zu ihm traten. „Er ist also dein Mate?“ Das war Rhys Bruder, der ihn ansprach. Langsam nickte er, wobei er seinen Blick nicht von seinem Gefährten nahm, der blass neben ihm lag. „Das habe ich mir schon damals gedacht“, warf nun Nika ein und er hob erstaunt den Kopf. Die Beta zuckte mit den Schultern. „Na ja, so wie ihr immer aneinander geklebt habt“, stellte sie fest.
Ein leises Stöhnen richtete die Aufmerksamkeit des Arztes und der vier Wolfswandler auf den Omega, der langsam zu sich kam. „Autsch“, jammerte Rhys und wollte nach seinem Kopf greifen, doch etwas Unbekanntes hielt seine Hand fest, also nahm er die andere und legte sie an seine Stirn. Langsam schlug er die Augen auf und das Erste, was er sah, war Cayden, der sich mit einem besorgten Gesichtsausdruck über ihn beugte. Eine Welle der Liebe durchflutete ihn und er wollte schon lächeln, als die Erinnerung zurückkam. „Was machst du hier? Verschwinde“, zischte er wütend und zerrte an seiner Hand, die komplett in den Pranken dieses Kerls verschwand.
Ein verletzter Gesichtsausdruck huschte über Caydens Gesicht, aber das war Rhys egal. Schließlich war auch er verletzt. Körperlich wie seelisch. Was ihn allerdings verunsicherte, war die Tatsache, dass seine Geschwister, als auch Lexy zugelassen hatten, dass sein Gefährte bei ihm blieb. Rhys sah, dass Cayden enttäuscht aufgestanden und zurückgetreten war und in ihm wurden Stimmen laut, die ihn beschimpften.
Nika trat zu ihm und fragte nach, wie es ihm ginge. Rhys konnte seine Augen nicht von Cayden nehmen. Der Kerl sah noch besser aus als vor drei Jahren. Männlicher, was seinen Wolf zufrieden in ihm brummeln ließ. Der Alpha war deutlich größer und breiter geworden. Wie seine Muskeln unter seinem Shirt wohl aussahen? Rhys schüttelte den Kopf. Was dachte er da eigentlich? Cayden wollte ihn nicht!
„Hey, sag uns endlich, wie es dir geht!“, fuhr ihn seine Schwester an und er richtete seine Aufmerksamkeit endlich auf seine Geschwister.
„Außer, dass mein Herz gebrochen ist und mir jeder verdammte Muskel in meinem Körper weh tut, geht es mir fantastisch!“, fauchte er.
„Na dann. So schlimm ist es anscheinend nicht, wenn du mich so anfahren kannst“, meinte Nika trocken und Reue überkam ihn.
„Tut mir leid“, entschuldigte er sich leise. „Das liegt nur ...“, er brach ab und starrte seinen Gefährten an.
„Das liegt nur woran?“ Das war Jaron, der nachfragte. Auch er war näher getreten.
Rhys senkte den Blick und zeigte auf Cayden, der etwas abseits stand. „An ihm. Er möchte mich nicht als seinen Gefährten“, beschuldigte er den Alpha.
„Darüber werden wir noch reden, denn wie es scheint, hast du da etwas ganz Entscheidendes missverstanden“, bestimmte sein Bruder.
„Pfft, was gibt es da zu reden? Ich weiß doch, was ich gehört habe“, behauptete Rhys und verschränkte wütend die Arme vor der Brust. Dabei ignorierte er seinen Wolf, der versuchte, ihm etwas zu sagen. „Jaron? Kannst du mich nach Hause bringen? Ich habe Schmerzen und möchte einfach nur noch in mein Bett“, sagte er stattdessen leise. Es schien, als hätte er keine Kraft mehr.
Jaron nickte. „Doktor? Kann ich ihn mitnehmen?“
Der Arzt nickte. „Ich gebe euch eine Entschuldigung für eure Lehrer. Geht ruhig. Er sollte sich heute nicht so viel bewegen. Ich habe ihm etwas gegen die Schmerzen verabreicht, das bald anfangen sollte zu wirken. Allerdings wird er müde dabei werden“, erklärte der Arzt.
Während seine Geschwister sich noch mit dem Arzt unterhielten, spürte Rhys, wie Müdigkeit ihn überkam. Langsam legte er sich zurück auf die Liege. Dabei nahm er nicht ein einziges Mal seinen Blick von Cayden, der ihn eindringlich ansah. Rhys spürte, wie seine Lider schwer wurden und während diese sich über seine Augen senkten, sah er, wie Cayden ihm wieder näher kam. Kurz darauf war er fest eingeschlafen.
Jaron und Nika hatten mit dem Arzt alles geklärt und sie drehten sich zu Rhys um, der bereits eingeschlafen war. Cayden stand direkt neben ihm und strich ihm liebevoll eine seiner braunen Strähnen aus dem Gesicht.
„Wir sollten ihn nach Hause bringen“, meinte Jaron und sah den älteren Alpha nicken. „Willst du ihn zum Auto tragen?“
Cayden sah Rhys Bruder erstaunt an. Damit hätte er nun gar nicht gerechnet. „Wenn du mich lässt“, antwortete er.
„Ihr seid Mates, warum sollte ich euch dabei im Weg stehen. Allerdings wirst du dir ziemliche Mühe geben müssen, um Rhys davon zu überzeugen, dass du es ernst mit ihm meinst. Mein kleiner Bruder ist ziemlich dickköpfig“, lachte Jaron und wandte sich zur Tür.
Cayden betrachtete noch einmal seinen Gefährten, dann schob er seine Arme unter den kleinen, warmen Körper und hob ihn mühelos hoch. Der Omega passte perfekt in seine Arme. Zusammen verließen sie die Krankenstation.**********
Kein guter Start für die Gefährten.
Wird Rhys zuhören, was Cayden zu sagen hat?
Und falls ja... wird er sich überzeugen lassen?
Mal sehen, wie es weiter geht. 🤔
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Alphas Mate II - Secret Love
Fantasy©Copyright 2020 Talosaya - All rights reserved. Abgeschlossen Ab 18+! Dies ist eine Folge-Geschichte und gleichzeitig der zweite Teil zu Alphas Mate I - True Love. Dabei geht es um die Drillinge von Noah und Callen und deren Gefährten. ____________...