Bei der Schule angekommen, versuchte Rhys dem Alpha, der nun sein Gefährte war, aus dem Weg zu gehen, was sich als schwieriger gestaltete, als er gedacht hatte. Zweimal schaffte er es gerade so, ihm auszuweichen, doch in der großen Pause war er so in seine Gedanken vertieft, dass er Cayden zu spät bemerkte und direkt in dessen Arme lief.
Kaum gegen ihn gelaufen, schlossen sich auch schon Caydens Arme um ihn und zogen ihn an die breite Brust des Wolfes. Rhys legte seine Hände an dessen Hüften und wollte den Alpha von sich drücken, doch ein warnender Blick seines Bruders belehrte ihn eines Besseren. Mit einem resignierten Seufzen blieb er stehen. Seine Hände suchten sich automatisch ihren Weg auf Caydens Rücken und dann schmiegte er sich vorerst widerwillig an ihn. Rhys Wolf und auch Rikku regten sich wohlig in ihm.
„Rhys“, flüsterte Cayden und beugte sich zu ihm hinunter. Der Alpha drückte seine Nase gegen seinen Hals und dessen Atem, der auf seine Haut traf, verursachte ihm eine angenehme Gänsehaut. „Als du heute Nacht weg warst, habe ich dich vermisst.“
Der Omega wusste nicht, was er darauf sagen sollte, also schwieg er. Plötzlich spürte er ein leichtes Saugen an seiner Halsbeuge. „Ähm, Cayden? Was machst du da?“, fragte er neugierig, während ihn ein angenehmer Schauer überrannte.
„Er markiert uns“, flüsterte es freudig in ihm und Rhys riss erschrocken die Augen auf. Im selben Augenblick hörte er Cayden etwas Knurren. „Meins!“
Der Wolf hob schließlich seinen Kopf und goldbraune Augen starrten Rhys an. „Jace“, flüsterte der Omega und schon spürte er, wie Luca in seine Augen kam. Sein Wolf wollte sich dem Alpha unterordnen und Rhys entkam ein leises Wimmern. „Cayden bitte“, bettelte er und wusste selbst nicht worum. Erleichtert sah er, wie der Alpha den Kopf schüttelte und das helle Grau wieder in seine Augen zurückkehrte.
„Tut mir leid, Kleiner“, flüsterte der Alpha und löste sich von Rhys. Langsam trat er einen Schritt zurück, dann noch einen, bis er sich schließlich, mit einem letzten verzweifelten Blick auf seinen Gefährten umdrehte und wortlos verschwand.
Betroffen sah Rhys ihm hinterher. Was war denn jetzt los? Er hatte eigentlich gedacht, sein Gefährte würde jede Gelegenheit nutzen, ihm nahezukommen. Doch dem war anscheinend nicht so.
„Er kämpft gerade gegen seinen Wolf an. Jace möchte sich endlich mit dir verbinden, doch da du dich dagegen wehrst und Cayden dich nicht dazu zwingen möchte, kämpft er gegen ihn an“, erklärte sein Bruder.
Rhys sah seinen Bruder an. „Ist es für ihn wirklich so schlimm?“, fragte er.
Jaron zuckte mit den Schultern. „Laut unseren Eltern ja. Aber dadurch, dass du ein Omega bist, sowie Luca und Rikku in dir trägst, scheint es für dich weniger schlimm zu sein.“
Rhys schwieg. Es stimmte, dass er gleich zwei Tiere in sich trug und er spürte auch deren Sehnsucht nach ihrem Gefährten, welche sich langsam aber sicher auch auf ihn übertrug. Dennoch hatten ihn Caydens Worte auf der Treppe verletzt. Oder hatte er da vielleicht doch etwas missverstanden?
Da die Pause fast um war, machte Rhys sich wieder auf den Weg zu seinem Klassenzimmer.Am Freitagabend saß er in seinem Zimmer und zeichnete. Frustriert betrachtete er nun das bereits vierte Bild von Cayden, das er gemalt hatte. Obwohl er versuchte etwas anderes zu zeichnen, wurden aus den Strichen, die er auf das Papier brachte, immer Caydens wunderschöne Gesichtszüge.
Da war zum einen ein Bild, das Caydens Gesicht von vorne zeigte. Er hatte darauf den Kopf leicht zur Seite geneigt, sodass man seine Halsbeuge sehen konnte, wo Rhys im Unterbewusstsein anscheinend seinen eigenen Zahnabdruck hingezeichnet hatte. Auf dem zweiten Bild saß der Alpha unter der Eiche vom Schulhof und lächelte ihm zu. Das dritte Bild zeigte erneut das Gesicht seines Gefährten. Nur dass die eine Hälfte Cayden zeigte und die andere Hälfte seinen Wolf. Dabei war der Übergang so fließend, dass man kaum erkennen konnte, wo der Wolf begann und Cayden aufhörte.
Aber was ihn wirklich verstörte, war das vierte und letzte Bild. Es zeigte zwei nackte Körper und Cayden lag zwischen den Beinen des Kleineren, der ein Bein um die Hüfte des Alphas gelegt hatte und sich an ihn klammerte. Man konnte deutlich erkennen, dass es Rhys war und er es genoss, von dem Wolf genommen zu werden.
„Ach, verdammt“, fluchte er leise vor sich hin und zerknüllte das letzte Bild. Dann warf er es in einem hohen Bogen in den Eimer. Rhys packte seine Mal-Utensilien wieder zusammen und ging anschließend ins Bad. Da es schon spät war, putzte er sich die Zähne, zog sich um und trottete zurück ins Schlafzimmer. Vorsichtshalber kontrollierte er das Fenster, dass es auch wirklich verschlossen war, denn er wollte nicht riskieren, dass Rikku erneut einen Ausflug mit ihm unternahm. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, schlüpfte er unter seine Decke und horchte in sich hinein.
Sein Wolf trauerte darum, nicht bei seinem Gefährten sein zu dürfen. Da Luca aber ein sanfter Omega war, machte er dies Rhys nicht wirklich zum Vorwurf. Rikku hingegen verhielt sich erstaunlich ruhig, was Rhys vorsichtig machte, weshalb er auch das Fenster verschloss.
Mit einem konstanten Schmerz in der Brust, der von Tag zu Tag schlimmer wurde, schlief Rhys kurz darauf doch noch ein. In dieser Nacht wachte er nicht in Caydens Bett auf.
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Alphas Mate II - Secret Love
Fantasy©Copyright 2020 Talosaya - All rights reserved. Abgeschlossen Ab 18+! Dies ist eine Folge-Geschichte und gleichzeitig der zweite Teil zu Alphas Mate I - True Love. Dabei geht es um die Drillinge von Noah und Callen und deren Gefährten. ____________...