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     Am Sonntag entschieden sich Rhys und Cayden dazu, den nächsten Tag wieder zur Schule zu gehen. Dem Alpha ging es wesentlich besser, obwohl er immer noch sehr anhänglich war, was Rhys trotz seines Gemeckers eigentlich nicht wirklich störte. 
     Jaron holte seinen Bruder am Abend bei den Claymores ab. Dieser stand nun seit einer halben Stunde an seinen Wagen angelehnt da und beobachtete belustigt die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. Cayden umklammerte seinen Bruder, der fast gänzlich in dessen Armen verschwand, als wolle er ihn nicht gehen lassen. Rhys hingegen versuchte, sich aus der Umarmung zu lösen, indem er sich gegen dessen Brust stemmte. Endlich konnte der Omega sich von dem großen Alpha befreien und trat zurück. Kurz diskutierten sie noch, dann küsste Rhys seinen Gefährten noch einmal, drehte sich um und kam auf ihn zu. 
     „Wir können los“, seufzte Rhys erschöpft und stieg in den Wagen. Er machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem und schnallte sich wortlos an. Der Abschied von seinem anhänglichen Gefährten hatte ihn Kraft gekostet, aber endlich hatte er es geschafft. 
    Jaron stieg ebenfalls ein und schloss den Gurt, dann betrachtete er seinen Bruder, der mit roten Wangen durch die Windschutzscheibe starrte. „Geht es dir gut, Brüderchen?“ Sein kleiner Bruder nickte, während er weiterhin vor sich hin starrte. 
     Da Jaron keine Anstalten machte, loszufahren, drehte Rhys nun doch den Kopf zu ihm und sah ihn an. „Willst du nicht endlich losfahren?“ Fragend blickte der Omega ihn an. 
    Jaron nickte. „Gleich, aber zuerst möchte ich wissen, ob zwischen euch alles geklärt ist“, beharrte er jedoch. Rhys Röte vertiefte sich, während er erneut nickte, aber weiterhin dazu schwieg. „Hör zu, Rhys. Du bist mein Bruder und es tut mir leid, dass wir dich alle so sehr unter Druck gesetzt haben. Trotz allem mache ich mir Sorgen um dich und jetzt sag mir endlich, wie es zwischen euch gelaufen ist und ob alles geklärt wurde.“ Fordernd sah Jaron ihn an. „Ich möchte schließlich nicht, dass du verletzt wirst“, sprach der Ältere weiter, dann schob er einen Satz hinterher, der Rhys endlich zum Sprechen brachte. „Passt dieser Riese eigentlich wirklich in so einen Winzling wie dich hinein?“ 
     Rhys schnappte empört nach Luft. „Jaron! Aber wenn du es genau wissen möchtest. Ja, er passt in mich, auch wenn der Größenunterschied enorm ist. Da gehe ich wohl wirklich ganz nach unserem Dad. Und ja, es ist alles zwischen uns geklärt.“ Rhys drehte den Kopf weg und riss erschrocken die Augen auf. „Jetzt fahr endlich los! Er kommt und wenn er mich erwischt, dann brauche ich möglicherweise wieder so lange, bis ich ihn endlich davon überzeugt habe, mich gehen zu lassen“, flüsterte Rhys und sah seinen Bruder entsetzt an. „Beeil dich!“, schrie er dann, denn Cayden fing an zu rennen und war fast bei ihnen. 
     Jaron warf einen Blick auf den anstürmenden Alpha und startete schnell den Motor. Er trat das Gaspedal durch und endlich fuhren sie davon. 
     Rhys atmete erleichtert aus. „Oh Mann. Ich dachte schon ...“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Der Kerl ist wie eine verdammte Klette“, jammerte er. „Er ist heute sogar Rikku auf die Nerven gegangen und du weißt, wie schmusig meine Katze ist.“ 
     Der Alpha brach in lautes Gelächter aus. „Wirklich? Das kann ich kaum glauben. Aber wenn selbst Rikku von ihm genervt ist, dann möchte ich nicht wissen, was du die letzten Tage durchmachen musstest.“ 
     Rhys schwieg nachdenklich. Er war nachtragend und das wusste er. Das war auch der Grund, warum er nun auf diese Weise reagierte. „Weißt du, Jaron. Mir ist schon klar, dass ich stur war und falsch gehandelt habe. Aber, dass keiner von meiner Familie mir beigestanden hat, nehme ich euch übel. Außer Dad hat mir keiner von euch überhaupt auch nur zugehört. Dabei sollten doch gerade meine Geschwister mich am besten kennen.“ Er hatte leise gesprochen, was bewies, dass er verletzt war. 
     „Rhys ...“ Jaron wollte ihn unterbrechen, doch sein Bruder hob abwehrend die Hand. 
     „Nein, Jaron, jetzt rede ich!“, schrie Rhys, was er eigentlich selten tat. Leiser sprach er weiter. „Ich weiß, ich hätte zuhören sollen, aber dass ihr mich so sehr unter Druck gesetzt habt ...“, er brach erneut ab und schüttelte betrübt den Kopf. „Ich fühlte mich hintergangen. Von dir, Nika, Lexy und auch teilweise von unseren Eltern. Für mich fühlte es sich so an, als würde jeder nur ihm helfen wollen. Aber was war mit mir? Dass ich da dicht mache, hätte euch klar sein müssen.“ Einen Augenblick schwieg er und auch Jaron sagte nichts. „Versteh mich nicht falsch, Bruder, ich liebe dich. Aber ich wünsche mir für dich ähnliche Schwierigkeiten mit deiner Mate. So wirst du vielleicht mal erfahren, wie ich mich gefühlt habe.“ 
     Jaron sah betroffen auf die Straße. Er musste Rhys recht geben. Er und die anderen hatten nur daran gedacht, wie sich Cayden als Alpha fühlen musste und keiner dachte dabei an Rhys, der als Omega viel verletzlicher als alle anderen war. „Du hast recht und es tut mir leid. Aber was ich gerne wissen möchte. Was wünschst du dir denn so genau für mich?“ Es interessierte ihn tatsächlich, weshalb er auch nachfragte. 
     Rhys überlegte kurz, dann begann er zu sprechen: „Einen Alpha“, antwortete er schlicht. 
     „Was? Wie meinst du das?“ Jaron warf seinem Bruder einen kurzen Seitenblick zu, bevor er wieder auf die Straße blickte. 
     „Ich wünsche dir als Mate einen Alpha“, wiederholte er genauer. 
     Rhys Bruder lachte. „Eine Alpha? Da werden wir uns schon einig, ich bin schließlich der Mann“, meinte er selbstsicher. 
     Der Omega schüttelte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen den Kopf. „Darum wünsche ich dir einen starken, selbstsicheren und männlichen Alpha, der es dir nicht leicht machen wird.“ Rhys kicherte bei dieser Vorstellung. „Es wäre bestimmt interessant zu erfahren, wer von euch beiden der Dominantere ist.“ 
     Jaron sah seinen Bruder sprachlos an, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Dass sein Bruder sich so etwas für ihn wünschte, zeigte nur, wie verletzt Rhys von ihrem Verhalten wirklich war. Zum Glück kamen sie gleich zu Hause an, dennoch konnte er sich den nächsten Satz nicht verkneifen. „Dein Wunsch wird sich wohl nicht erfüllen, denn ich habe noch nie gehört, dass zwei männliche Alpha zu Mates wurden.“ Jaron atmete erleichtert durch. 
     „Ja, leider“, meinte Rhys. „Aber die Vorstellung, wie du um deine Dominanz kämpfst, finde ich schon sehr lustig.“ Endlich waren sie zu Hause angekommen und stiegen aus. 
     Jaron hielt seinen kleinen Bruder noch einmal zurück. „Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht für und stattdessen gegen dich war. Verzeihst du mir?“ Er hielt Rhys am Arm fest. Sie standen vor der noch verschlossenen Haustür.
     Der Omega sah seinen Bruder überrascht an. Dass dieser sich als Alpha bei ihm entschuldigen musste, kam selten vor und er wusste, wie schwer es Jaron fiel, dies zu tun. Deshalb schlang er seine Arme um ihn und atmete tief dessen Duft ein. Der Geruch seines Bruders erinnerte ihn immer an Wildblumen. 
     „Das habe ich schon. Trotzdem hoffe ich auf einen Alpha für dich“, kicherte er und hörte Jaron beleidigt brummen. 
     Die Tür öffnete sich und Noah stand im Türrahmen. „Oh Rhys, mein Schatz. Geht es dir gut? Hat Cayden dir weh getan? Dich verletzt? Sollte er dir etwas angetan haben, schlitze ich den Kerl auf!“ Noah fuhr die Krallen seiner rechten Hand aus und fuchtelte damit ein paar mal durch die Luft. 
     Rhys löste sich von Jaron und winkte ab. „Es geht mir gut, Dad. Er hat mir nichts getan. Im Gegenteil Cayden war trotz seiner aufgestauten Sehnsucht und Erregung sehr vorsichtig mit mir. Wie es scheint, komme ich da wirklich ganz nach dir“, beruhigte er ihn. 
     „Heißt das, er passt ohne Probleme in dich?“, stellte sein Vater eine ähnliche Frage, wie Jaron zuvor auch schon. Noah sah seinen Sohn gespannt an. 
     Rhys schlug beschämt die Hände vors Gesicht und versuchte sich zu verstecken. „Dad“, nörgelte er. 
     Noah klatschte begeistert in die Hände. „Du musst gar nichts dazu sagen, ich sehe es bereits an deiner Röte. Perfekt, dann brauchst du ja vor dem Sex mit ihm keine Angst mehr zu haben und kannst es genießen, so einen großen Kerl als Gefährten dein Eigen nennen zu können“, meinte er erfreut und zog seinen Jüngsten ins Haus. „Ich hoffe, du hast Hunger. Komm doch herein.“ 
     Jaron hatte sich bereits in die Küche begeben und unterhielt sich leise mit Nika. Als Rhys in den Raum kam, drehte sich seine Schwester zu ihm um. 
     „Rhys! Gott sei Dank, es geht dir gut. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Cayden ist ein solcher Riese im Vergleich zu dir und dazu noch ein Alpha. Ich ... es tut mir so leid, dass wir dich so sehr unter Druck gesetzt haben. Jaron hat mir erzählt ...“, betroffen brach sie ab. „Ich habe dich lieb und es kommt nie wieder vor. Versprochen.“ 
     Rhys hatte sprachlos zugehört. Nun winkte er ab. „Schon gut“, sagte er und setzte sich auf seinen Platz. 
     „Was?“, murrte Jaron. „Mir wünschst du eine ähnliche Erfahrung wie deine und zu ihr sagst du nur ‚schon gut‘? Wieso verzeihst du ihr so schnell und mir nicht?“ Auch der junge Alpha setzte sich, während er mit Rhys meckerte. 
     „Sie ist ein Mädchen. Auch wenn sie stärker ist als ich, ist und bleibt sie ein Mädchen. Du bist ein Alpha und hast das verdient“, erklärte Rhys stur und Jaron gab ein beleidigtes Knurren von sich. 
     „Was hast du ihm denn gewünscht?“ Neugierig sahen ihn Nika und Noah an. 
     „Einen männlichen Alpha als Mate.“ Rhys zuckte die Schultern und sein Vater und seine Schwester fingen an zu lachen. 
     „Das hast du ihm wirklich gewünscht? Wenn es das gäbe, wäre diese Beziehung bestimmt ziemlich interessant“, kicherte Nika. 
     „Ach ja? Wie gut, dass es das nicht geben wird, denn ich habe noch nie von zwei gleichgeschlechtlichen Alpha als Mate gehört“, knurrte der Älteste der Geschwister angepisst und setzte sein Glas an, um etwas Limo zu trinken. 
     „Ich schon“, lächelte Noah und Jaron spuckte die Limo entsetzt wieder in sein Glas. „Was?“ Keuchend schnappte er nach Luft. 
    Noah nickte. „Da gibt es dieses Alpha-Paar. Es sind beides Männer und sie haben es tatsächlich geschafft, eine harmonische Beziehung zu führen. Allerdings ist der eine Alpha etwas Besonderes, denn sein Wolf ist ein Weibchen und sie haben zwei Söhne. Jake und Derek.“ 
     „Woher weißt du das? Und woher kennst du sie?“ Rhys war neugierig. 
     „Wir haben Caleb und Reed auf einem Rudeltreffen kennengelernt. Die beiden sind wirklich nett und wie sie miteinander umgehen. Man spürt direkt ihre Liebe zueinander. Wenn ihr möchtet, können wir sie ja mal zum Essen einladen.“ 
     „Nein!“ Jaron war empört aufgesprungen. „Wofür soll das denn gut sein? Meine Mate wird ein Weibchen und damit basta!“ Nach diesen Worten rauschte er wütend aus der Küche. 
     Zurück blieben Noah und Jarons jüngere Geschwister, die sich überrascht ansahen. Nur Rhys trug ein leichtes Lächeln auf den Lippen. So wie es schien, war sein Bruder durch seinen Wunsch ziemlich verunsichert. Das hatte dieser nun davon. Jaron hätte ihm besser beistehen sollen. Und Nika hatte er auch noch nicht wirklich verziehen.

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So wie es aussieht, ist Rhys ziemlich nachtragend.
Mal sehen, was er sich für Nika ausdenkt.

Alphas Mate II - Secret Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt