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     Am Montagabend, nach ihrer Rückkehr, saßen Callen und Noah nach dem Essen auf der Couch. Beim Abendessen waren nur Rhys und sein Gefährte dabei gewesen, doch diese beiden hatten sich mittlerweile verabschiedet, denn sie wollten bei dem Alpha übernachten. Auch Jaron und Nika übernachteten bei ihren Mates, so hatten Noah und Callen in der Nacht das Haus für sich allein. 
     „Ich habe mit Mum gesprochen. Nächste Woche sollen wir in die Praxis kommen. Sie möchte sehen, ob alles in Ordnung ist“, begann Noah das Gespräch und sah den Wolf unter sich an. Er lag mit seinem ganzen Körper auf Callen, der ihm sanft über den Rücken streichelte. Dabei wanderte seine Hand langsam höher in dessen Nacken, was Noah dazu brachte, wohlig zu seufzen. Die Katze legte ihren Kopf auf der Brust seines Gefährten ab und fing an zu schnurren. „Hmm, ich liebe es, wenn du mich so kraulst“, murmelte er leise. 
     „Ich weiß, Kleiner. Und ich liebe es, wenn du vor Wohlbehagen anfängst zu schnurren“, antwortete der Alpha. Belustigt spürte er, wie sein Shirt nass wurde. Noah fing oft unbewusst an zu sabbern, während er schnurrte. Callen störte dies keineswegs, er empfand es sogar als ziemlich süß, denn es zeigte ihm, dass sein Gefährte sich wohlfühlte. „Ich nehme mir frei. Du musst mir nur sagen, wann du hin möchtest. Die Kinder haben unsere Geschäfte ausgesprochen gut gemeistert und können das für diesen Tag ebenfalls übernehmen“, antwortete der Alpha. Er lag mit geschlossenen Augen unter Noah auf der Couch und lauschte dem leisen Brummen der Katze. Auch er fühlte sich äußerst wohl, zudem sein Wolf zufrieden in ihm herumstrich. Seki war überglücklich, dass sie nach Jahren doch noch einen weiteren Wurf Welpen erwarteten. Beide konnten es kaum erwarten, zu erfahren, wie viele es werden würden. 
     „Ich hoffe, es werden fünf“, meinte sein Wolf und Callen lächelte. Seki war ein stolzer Vater. Als sie damals die Drillinge bekamen, konnte er nicht genug von ihnen bekommen. Der Alpha wusste nicht, wie oft er neben dem Babybettchen, auf dem Boden liegend, aufgewacht war, weil sein Wolf ihn in der Nacht dort hingebracht hatte. Sekis Beschützerinstinkt war zu dieser Zeit enorm gewesen. „Und ich möchte noch einen Schneeleoparden, so einen wie unser Gefährte und unser Jüngster“, zählte Seki weiter auf. Er war vanz vernarrt in die Katzen.
     Callen spürte, dass Noah kurz davor war einzuschlafen, weshalb er sich mit diesem in den Armen hinsetzte und den Kleineren auf die Arme nahm. Dann brachte er ihn in ihr Schlafzimmer. 
     Noah fühlte, wie sein Gefährte ihn hochhob und kuschelte sich instinktiv an ihn. Callen kümmerte sich wirklich gut um ihn und die Katze liebte es schon immer, wenn der Alpha ihn herumtrug. Das hatte sich bis heute nicht geändert. Er spürte, wie er auf ihrem gemeinsamen Bett abgelegt und komplett ausgezogen wurde. Callen schob ihn auf das Kissen und deckte ihn zu. Etwas später senkte sich neben ihm die Matratze ab und er wurde in die starken Arme seines Mate gezogen. Mit einem zufriedenen Seufzen schob er seinen Kopf unter das Kinn des Alphas. „Ich liebe dich, Cal“, murmelte er schläfrig und hörte die leise Antwort. 
     „Ich liebe dich auch, Kleiner“, dann war er auch schon eingeschlafen. 
     Callen lauschte noch eine Zeit lang auf die gleichmäßigen Atemzüge seines Gefährten, der entspannt in seinen Armen lag. Er dachte daran, dass sie bald wieder Eltern werden würden und freute sich darauf. Noch hatten sie ihren Kindern nichts davon gesagt, doch das würde sich nach der Untersuchung ändern. Er vertraute auf das Urteil des Schneeleoparden, der ihnen versichert hatte, dass alles in Ordnung war. Cian hatte ihnen damals, nach der Geburt der Drillinge, ein Versprechen gegeben. Die Katze versprach ihnen, einen Weg zu finden, um Noah zu heilen, und er hatte sein Versprechen gehalten, auch wenn es achtzehn Jahre gedauert hatte.
     Mitten in seinen Gedanken versunken, schlief auch Callen schließlich ein.

     Eine Woche später saß Noah aufgeregt, nach dem Frühstück, neben Callen im Auto und konnte kaum ruhig sitzen bleiben. Jeden Morgen musste er sich übergeben und freute sich, wie ein kleines Kind darüber, denn er wusste, weshalb das so war. Cian hatte in ihm ein Wunder bewirkt und er konnte es kaum erwarten, zu erfahren, wie viele Welpen sie bekommen würden. Am liebsten wären ihm mindestens zwei, aber maximal drei. 
      „Es freut mich, deine Begeisterung zu spüren“, ertönte plötzlich Cians Stimme in seinem Kopf. Die Katze hatte sich die letzten Tage ungewöhnlich still verhalten. „Ich habe nachgesehen, ob ich auch wirklich alles geheilt habe“, erklärte der Leopard, dann versicherte er. „Es ist alles in Ordnung. Unseren Babys kann nichts mehr passieren.“ 
     „Spricht er endlich mit dir?“, fragte Callen seinen Gefährten, der eine leichte Gänsehaut in seinem Nacken verspürte und Noah nickte erleichtert. 
     „Ja, er hat die letzten Tage wohl damit zugebracht, nachzusehen, ob in mir auch wirklich alles in Ordnung ist“, antwortete Noah. 
     Callen warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Und?“ 
     „Laut Cian ist alles in Ordnung“, bestätigte die Katze. 
     „Hervorragend. Dann wollen wir mal sehen, wie viele es werden und heute Abend sagen wir es den Kindern. Ich habe Nika darum gebeten, alle einzuladen und für uns zu kochen“, erklärte der Alpha und lachte leise, als er seinen Gefährten vor Freude quietschen hörte. 
     „Hoffentlich macht sie uns ihre Steaks. Und danach hätte ich gerne einen Schokoladenkuchen und ein Zitroneneis.“ Noah war kaum zu bremsen in seiner Freude. 
     „Ähm, Cal?“, kam es plötzlich leise vom Beifahrersitz und Callen drehte alarmiert den Kopf. Noah saß neben ihm und hatte eine Hand vor den Mund geschlagen. Dabei sah er ihn mit großen Augen an. Sofort bremste er ab und fuhr an den Straßenrand. Kaum stand der Wagen, war Noah auch schon abgeschnallt und hatte die Beifahrertür aufgerissen. Die Katze konnte sich nur noch nach draußen beugen, da hörte man auch schon ein Würgen. Es dauerte einen Moment, bis Noah sich wieder aufrichtete. „Scheiße“, murmelte er bedauernd. „Das schöne Frühstück!“ Er warf einen wehmütigen Blick auf die halb verdauen Essensreste, die nun neben dem Auto lagen. 
     Während Noah sich mit einem Taschentuch den Mund abwischte, fing der Alpha an zu glucksen. „Du bist unglaublich, Kleiner. Jeder andere würde sich darüber aufregen, dass er sich übergibt und du bedauerst es, dass du dein Essen hergeben musstest.“ 
     Noah sah ihn beleidigt an. „Jetzt lach nicht. Das bedeutet nur, dass ich in den nächsten zehn Minuten wieder Hunger haben werde und du weißt, was es heißt, wenn ich in diesem Zustand hungrig bin!“ 
     Unvermittelt hörte das Glucksen auf. „Du solltest dich besser wieder anschnallen, da vorne kommt eine Tankstelle. Wir besorgen dir schnellstens etwas zu essen.“ Callen startete den Wagen und fuhr unverzüglich los. Dadurch, dass er sich auf die Straße konzentrierte, sah er nicht das breite Grinsen im Gesicht seines Gefährten. 
     Noah lehnte sich entspannt zurück und lachte in sich hinein. Er war bei seiner ersten Schwangerschaft tatsächlich unmöglich gewesen und dennoch hatte sein Mate ihm jeden noch so unglaublichen Wunsch, ohne zu zögern, erfüllt. Es dauerte nicht lange, da kamen sie bei der Tankstelle an. Callen schnallte sich ab und stieg aus. „Bleib sitzen, ich besorge dir was.“ Damit war er auch schon verschwunden. 
    Noah lächelte derweilen leicht vor sich hin. Jetzt war er gerade mal eine Woche schwanger und sein Mate kümmerte sich bereits rührend um ihn. Callen las ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Dem Leoparden war vollkommen klar, dass Callen Angst hatte, ihm könne etwas passieren. Er hatte während der ersten Schwangerschaft so manche Probleme gehabt. Dann hieß es plötzlich, er könne keine weiteren Welpen mehr bekommen. Auch wenn er und Callen es nie gezeigt hatten, waren beide doch etwas enttäuscht deswegen gewesen. Zum Glück waren ihre Babys Drillinge, die sie ganz schön auf Trab gehalten hatten. 
     „Danke Cian“, sprach Noah in Gedanken zu seinem Leoparden. „Damit machst du uns unheimlich glücklich!“ 
     „Keine Ursache. Ich habe es schließlich versprochen“, antwortete die Katze und Noahs Lächeln wurde breiter. 
     „Das hast du und ich bin stolz auf dich.“ Seit Noah seine Katze endlich uneingeschränkt akzeptierte und ihn nicht mehr unterdrückte, waren sie gute Freunde geworden. Während Noah sich mit seinem Schneeleoparden unterhielt, ging die Fahrertür auf und Callen schlüpfte hinter das Steuer. 
     „Hier, Kleiner. Mehr hatten sie nicht. Ich hoffe, die zwei Sandwiches reichen fürs Erste“, sagte der Wolf und überreichte Noah die Brote. „Wenn die Untersuchung vorbei ist, gehen wir essen. Versprochen.“ 
     Noah packte sogleich das erste Sandwich aus und biss hinein. Außer der Übelkeit überkam ihn immer wieder mal ein extremer Heißhunger. Er hatte das Gefühl, dass er ständig Hunger habe. Callen war in dieser Woche mehr als ein Mal mitten in der Nacht in die Küche gegangen, um Noah etwas zu essen zu besorgen. Die Katze wäre auch selbst gegangen, doch das ließ sein Mate nicht zu. Der Alpha wollte sich unbedingt um ihn kümmern. 
     Während Noah seine Sandwiches verspeiste, fuhr der Wolf weiter. Sie hatten es nicht mehr weit, bis zur Praxis von Diane, Noahs Ziehmutter.

     Eineinhalb Stunden später wussten sie das Ergebnis. Diane gratulierte ihnen zu Zwillingen. Alles sehe wunderbar aus und es deute rein gar nichts auf Komplikationen jeglicher Art hin. Cian habe ausgezeichnete Arbeit geleistet und es grenze an ein Wunder, erklärte die Ärztin. 
     Nachdem Noah sich von seiner Mum verabschiedet hatte, saßen er und Callen wieder im Auto und sahen sich an. „Zwillinge, Cal. Wir bekommen tatsächlich Zwillinge“, kicherte Noah und strahlte seinen Gefährten voller Freude an. 
     Der Wolf grinste belustigt. Seine kleine Katze war immer noch so niedlich wie damals, als er ihn kennengelernt hatte. Es war unglaublich, wie sehr er ihn doch liebte. 
„Am liebsten hätte ich zwei Mädchen. Aber egal, was sie werden. Ich liebe die beiden jetzt schon.“ Während Noah sprach, kletterte er auf Callens Schoß und sah seinen Mate strahlend an. 
     Der Alpha hatte schweigend zugehört. Seine Hände legten sich auf Noahs Hintern, womit er die Katze näher zog. „Ich liebe sie auch“, bestätigte er. „Und dich liebe ich ebenfalls. Du glaubst gar nicht, wie sehr!“ 
     Noah lachte leise. „Oh doch, mein Riese. Denn ich liebe dich mindestens genauso, wenn nicht sogar noch mehr“, widersprach der Leoparden-Wandler. 
     Nun war es Callen, der lachte. „Einigen wir uns darauf, dass wir uns gleich stark lieben“, sagte er schmunzelnd. Seine rechte Hand war hoch in Noahs Nacken gewandert und hatte dort angefangen, die Katze zu kraulen. Sofort setzte ein Schnurren ein und sein Schmunzeln wurde breiter. Noah konnte ihm einfach nicht widerstehen, wenn er ihn dort kraulte. 
     Während sie sich in die Augen sahen, übte der Wolf sanften Druck auf Noahs Nacken aus, was bewirkte, dass der Leopard seinem Mund immer näher kam. Endlich trafen ihre Lippen aufeinander und sie versanken in einem liebevollen Kuss. Seit Noah schwanger war, mochte er Callens Duft noch viel mehr, was wahrscheinlich auch an seiner Katze lag. 
     Atemlos lösten sie sich nach einiger Zeit wieder voneinander, da ertönte ein Knurren. Callen hob eine seiner Augenbrauen. „Ich glaube, da hat schon wieder jemand Hunger“, stellte er fest und grinste. 
     Noah errötete und schob schmollend die Unterlippe vor. „Was kann ich denn dazu, wenn da drin etwas wächst, das meinen Appetit mitwachsen lässt?“ Bei diesen Worten zeigte er auf seinen Bauch.
     Nun konnte Callen sein Lachen nicht mehr zurückhalten und er brach in lautes Gelächter aus. „Dann mal runter von mir, damit wir zum nächsten Restaurant fahren können, bevor du mir hier noch verhungerst.“ 
     Wie auf ein Zeichen knurrte der Magen des Schneeleoparden ein weiteres Mal und beide fingen an zu lachen. Noah setzte sich auf seinen Platz und Callen fuhr los, wobei er den kleinen Italiener in der Nähe ansteuerte. 

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So... jetzt wissen wir es. Es werden Zwillinge.
Nun müssen sie es nur noch ihren Kindern bei bringen. Mal sehen, wie die reagieren.

Alphas Mate II - Secret Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt