Da Rhys am Mittwoch nach der Schule ein wenig traurig wirkte, entschied sich Cayden dazu, ihn etwas aufzuheitern. Er hatte ihm bis jetzt nicht die Stifte und den Zeichenblock gegeben, was er speziell für den Omega bestellt hatte. Sie lagen nach dem Abendessen auf der Couch und sahen Fernsehen, wobei Rhys es sich auf ihm bequem gemacht hatte und sichtlich angespannt wirkte.
„Was ist los, Kätzchen?“, fragte der Alpha und Rhys hob mit einem Seufzen den Kopf. Lange sah er ihm in die Augen, dann wandte er den Blick schweigend wieder ab und kaute auf seiner Unterlippe.
Cayden betrachtete besorgt seinen Gefährten, der verunsichert aussah. „Ist es wegen deines Bruders?“
Rhys nickte, ohne ihn anzusehen. Der Omega wusste, wenn er jetzt das Mitleid in den Augen seines Mate sehen würde, müsste er weinen und das wollte er nicht.
„Sieh mich an, Kleiner“, bat der Alpha sanft und seine nur schwer aufrechterhaltene Selbstbeherrschung zerbröckelte. Ein Schluchzen entkam seiner Kehle und schnell versteckte er sein Gesicht in Caydens Halsbeuge. Tief atmete er dessen Geruch ein, der ihn und seine Tiere normalerweise beruhigte, doch heute funktionierte es irgendwie nicht richtig. Mühsam versuchte er sich zusammenzureißen, da legten sich behutsam Caydens Arme um ihn. „Cade, ich ... es tut mir leid. Ich möchte eigentlich nicht weinen, aber ich habe Angst um Jaron. Er antwortet nicht auf mein Rufen und ich fühle mich so hilflos, weil ich ihm nicht helfen kann.“
„Nein, Kleiner. Es ist gut, wenn du es herauslässt. Weine dich ruhig bei mir aus. Vielleicht geht es dir danach etwas besser“, sprach der Wolf beruhigend auf den Omega ein. Dieser krallte sich schluchzend an ihm fest und er spürte, wie dessen Tränen sein Shirt durchweichten.
Es dauerte lange, bis Rhys sich wieder beruhigte. Das lange Weinen hatte ihn erschöpft und als Cayden den Vorschlag machte, ihn nach oben zu tragen, stimmte er leise zu. Cayden legte Rhys auf dem Bett ab, setzte sich neben ihn und strich ihm liebevoll ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Ich habe etwas für dich, was dich vielleicht ein wenig aufheitern könnte.“
Der Omega setzte sich neugierig auf. Obwohl er verheult aussah, mit der roten Nase, den glänzenden Augen und den geröteten Wangen, fand der Alpha ihn einfach nur bezaubernd. Je länger Cayden mit Rhys zusammen war, desto vernarrter wurde er. Am liebsten würde er den Kleinen den ganzen Tag herumtragen, nur um ihn nicht mehr aus den Armen lassen zu müssen. Auch Jace war vollkommen vernarrt in Rhys und da war es ihm ganz egal, welche Form ihr Gefährte gerade hatte. Er liebte sie alle drei. Dass Rhys zurzeit so unglücklich war, machte auch ihm zu schaffen, doch der Alpha wusste anscheinend ganz genau, wie er den Omega wieder aufheitern konnte.
Cayden küsste Rhys kurz auf die Stirn, dann stand er auf und ging zu seinem Schrank. Aus dem obersten Fach holte er ein etwas größeres Paket, welches er zu seinem Gefährten trug. Er legte das Paket in Rhys Schoß und setzte sich wieder. „Na los doch. Pack es schon aus“, forderte er den Omega auf.
Rhys setze sich neben Cayden an die Bettkante und riss die Verpackung auf. Zum Vorschein kam ein größeres Mäppchen, welches er neugierig öffnete. Mit offenem Mund betrachtete er die Stifte, die darin lagen. „Oh, Cade ... die waren doch bestimmt teuer“, hauchte er und nahm bewundernd einen der Stifte in die Hand.
Cayden zuckte einfach mit den Schultern. „Du sagtest doch, ich müsse mich anstrengen, wenn ich dich haben wollte“, gab er ruhig von sich.
Rhys sah ihn erschrocken an. „Aber ich gehöre doch schon dir“, meinte er erstaunt. „Ich habe das doch nur gesagt, weil ich so verletzt war und dachte, du wolltest mich nicht“, versuchte er zu erklären. Dabei vertiefte sich das Rot seiner Wangen.
„Das weiß ich doch, Kätzchen. Trotzdem möchte ich, dass du sie bekommst. Aber es wäre schön, wenn du mir damit ein Bild von uns beiden und unseren Tieren malen würdest.“
Cayden konnte es nicht lassen und strich seinem Gefährten liebevoll über die Wange. Mit dem Daumen landete er auf dessen Lippen, die er hungrig betrachtete. Nur schwer konnte er sich von dem Anblick abwenden und seinen Wunsch unterdrücken, über Rhys herzufallen. „Da ist noch etwas“, sagte er stattdessen und deutete mit dem Kinn auf Rhys Schoß.
Rhys, der Cayden in die Augen gesehen hatte, senkte den Blick wieder auf das Paket, dann förderte er noch einen Block mit speziellem Zeichenpapier zutage. Sprachlos betrachtete er die Zeichenutensilien. „Oh, Cayden“, hauchte er. „Das hättest du nicht tun müssen.“ Rhys legte die Sachen zur Seite und lächelte seinen Gefährten süß an, sodass Cayden schlucken musste. Der Omega kletterte auf den Schoß des Wolfes, der ihn überrascht ansah. Rhys legte seine Hände auf Caydens Wangen und sah ihm tief in die Augen. „Ich habe dich gar nicht verdient“, meinte Rhys leise. „Wenn du mit mir nicht so geduldig gewesen wärst ...“, kurz brach er ab. Ihm schlug das Herz bis zum Hals und ihm war klar, dass der Alpha das hören konnte, dennoch wollte er das sagen, was ihm auf dem Herzen lag. „Cade ... du bist das Beste, was mir die Mondgöttin hätte geben können.“ Für einen Augenblick wandte er den Blick zur Seite, bevor er ihn wieder ansah und weitersprach.
Cayden hielt absolut still und lauschte den Worten seines Mate. Er wusste, wie schwer es diesem fiel, seine Gefühle zu zeigen oder gar auszusprechen. Trotzdem strengte sich sein kleiner Omega für ihn an und er hatte das Gefühl, dem Kleinen fiel es mit jedem Mal etwas leichter. Unbewusst hatte Rhys seine Hände über Caydens Schultern in dessen Nacken geschoben und seine Stirn gegen die des Alphas gelehnt. Verlegen spielte er mit den Haaren und schloss noch einmal die Augen.
„Rhys, du brauchst das nicht zu sagen“, sagte Cayden leise und der Omega öffnete wieder die Augen.
Kurz atmete Rhys durch, dann lächelte er. „Das weiß ich doch, aber ich möchte lernen, meine Gefühle mehr zu zeigen, zumindest dir gegenüber“, versicherte er. „Außerdem möchte ich mich bei dir angemessen bedanken, also lass mich“, gab er, mit einem leisen Fauchen, von sich.
Cayden verkniff sich ein Grinsen, als sein Gefährte sich ihm so energisch erklärte. Rhys wusste anscheinend gar nicht, wie niedlich er dabei war.
„Cade, ich möchte dir für die Stifte und den Block danken“, begann er und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Ich lie ..., also, was ich sagen möchte, ist, dass ich ...“, unsicher brach er ab. „Ach verdammt! Könntest du es vielleicht zuerst sagen?“ Rhys errötete verlegen.
Der Alpha lachte leise. „Ich liebe dich, Kleiner“, sagte er und sah Rhys mit glänzenden Augen an. „Und du bist so unglaublich süß.“
„Jaja, das behauptest du immer“, antwortete der Omega, dann war er wieder still. Schweigend sahen sie sich an, bis Rhys leise seufzte. „Cade ... Ich liebe dich ebenfalls und das von ganzem Herzen.“ Erleichtert atmete er ein. Er hatte es geschafft und blickte den Alpha voller Stolz an.
„Sag’ ich doch. Du bist einfach nur süß“, lachte Cayden und Rhys schnaubte empört.
„Da mache ich dir eine Liebeserklärung und du ... hmpf ...!“ Er wurde in seinem Redeschwall unterbrochen, als sich Caydens Lippen auf seine drückten. Sofort wurde er nachgiebig und erwiderte den Kuss. Nach einiger Zeit lösten sie sich voneinander und Rhys Blick glitt nachdenklich zum Fenster.
„Was ist los?“, fragte der Alpha und sah seinen Gefährten, der immer noch auf seinen Beinen saß, besorgt an.
„Ich spüre Jaron. Er fühlt sich einsam und traurig“, erklärte Rhys und betrachtete den Wolf, der ihn aufmerksam ansah. „Dad hat mir gelinkt, dass Jaron seit gestern Abend nicht nach Hause gekommen ist. Könnten wir ihn vielleicht suchen gehen? Ich möchte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“
Cayden nickte. „Natürlich, Kleiner. Er ist dein Bruder“, stimmte er sofort zu. „Am besten gehen wir gleich los, sonst wird es zu spät.“
Rhys Augen begannen zu strahlen und er erhob sich von Caydens Schenkeln. Dann nahm er dessen Hand und zog ihn mit sich zur Tür. Zusammen liefen sie die Treppe hinunter und gingen hinaus auf die Veranda, wo sie sich ohne zu zögern auszogen. Bisher hatten sie kein weiteres Wort mehr gesprochen, doch nun wandte Cayden sich an den Omega. „Wirst du als Luca oder als Rikku laufen?“
Rhys legte den Kopf schief. „Als Rikku bin ich schneller“, antwortete er und verwandelte sich auch schon.
Cayden blieb stehen und sah ehrfürchtig zu dem kleinen Leoparden hinunter. Normalerweise waren Schneeleoparden große Tiere, aber Rhys war in allen drei Gestalten sehr klein, was er wieder einmal absolut niedlich fand. Mit einem Grinsen ging er in die Knie und lockte die Katze zu sich. Rikku ließ es sich nicht nehmen, sofort zu ihm zu kommen. Er gab ein leises Gurren von sich und drückte seinen Kopf in Caydens Halsbeuge, dann fing er an zu schnurren.
„Ich liebe dich auch, Kleiner“, lachte der Alpha, streichelte die Katze ausgiebig und stand dann auf. Nach einem letzten Blick auf den Schneeleoparden verwandelte er sich ebenfalls. Sofort schmiegte sich die Katze an den großen Wolf. Jace hielt einen Augenblick still und genoss die Nähe zu dem Leoparden. Dann leckte er der Katze ein paar mal über den Kopf, was diese mit einem zufriedenen Schnurren kommentierte.
Kurz darauf rannten sie Seite an Seite durch den Wald, wobei der Wolf sorgsam die Umgebung im Auge behielt.Jaron spürte die Anwesenheit seines Vaters schon, bevor er ihn hörte. Er saß in seiner Wolfsform an seinem Lieblingsplatz und blickte ins Tal. Es wurde zwar langsam dunkel, doch seine Wolfsaugen erkannten noch immer alles. Er fühlte sich leer und eine tiefe Trauer erfüllte ihn. Den Trennungsschmerz in seiner Brust versuchte er so gut es ging zu ignorieren, doch so langsam wurde es ihm fast unmöglich.
Rhage stieß ein trauriges Heulen aus, das von dem Brüllen einer Katze beantwortet wurde. Schon brach die weiße Leoparden-Gestalt seines Vaters durch das Dickicht und kam an seine Seite. Rhage blickte ihm mit trübem Blick entgegen, was Cian nicht daran hinderte, zu ihm zu kommen und sich an ihn zu schmiegen.
Der Schneeleopard leckte Rhage ein paar mal über die Schnauze und zeigte somit seine Zuneigung. Plötzlich drehte er den Kopf und blickte in die Richtung, aus der er gekommen war. Auch der Wolf hob den Kopf. Jaron spürte seinen kleinen Bruder und dessen Gefährten näher kommen. Kurz darauf erschienen die beiden ebenfalls auf der Lichtung, wobei der Alpha Abstand zu ihnen hielt und sich in einiger Entfernung hinlegte und seinen Gefährten nicht aus den Augen ließ.
Rikku begrüßte seinen Vater mit einem leisen Schrei und sie schmusten einen Augenblick miteinander, dann wandte er sich Rhage zu. Er leckte, wie sein Vater zuvor, über die Schnauze des Wolfes und legte sich auf die eine Seite seines Bruders, während Cian sich auf der anderen Seite ablegte.
Zwischen den beiden Katzen eingekesselt, senkte der Wolf seinen Kopf auf die Vorderpfoten und schloss die Augen. Obwohl er eigentlich allein sein wollte, tat ihm der Körperkontakt zu seinem Vater und seinem Bruder gut, weshalb er die Nähe zu ihnen auch zuließ.**********
Das war ein wenig Fluff zwischen Cayden und Rhys.
Armer Jaron. Wie es aussieht leidet er sehr. Wie gut, dass sein Vater und sein Bruder für ihn da sind.
DU LIEST GERADE
Alphas Mate II - Secret Love
Fantasy©Copyright 2020 Talosaya - All rights reserved. Abgeschlossen Ab 18+! Dies ist eine Folge-Geschichte und gleichzeitig der zweite Teil zu Alphas Mate I - True Love. Dabei geht es um die Drillinge von Noah und Callen und deren Gefährten. ____________...